Bremer Cannabis-Clubs kritisieren Gesetzentwurf für Legalisierung
Das Bundeskabinett hat das Cannabis-Gesetz auf den Weg gebracht. Doch Cannabis-Clubgründer in Bremen üben Kritik. Sie stören Abstandsregeln und das Konsumverbot.
Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf gebilligt, der den Umgang mit Cannabis entkriminalisieren soll. Demnach soll künftig der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum für Personen ab 18 Jahren erlaubt sein. Auch der Anbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen zum Eigenkonsum ist dann möglich.
Ebenfalls erlaubt werden soll der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau zum Eigenkonsum in sogenannten Anbauvereinigungen und Genossenschaften.
In Bremen stehen solche Vereinigungen, die sich als Cannabis Social Clubs (CSC) bezeichnen, bereits in den Startlöchern. Einer von ihnen ist der in Gründung befindliche CSC Bremen. Rund 40 Anmeldungen zählt Gründer Niko Rosen bislang. "Jeden Tag kommen neue Anträge dazu", sagt der 33-Jährige. Die gesetzliche Grenze von 500 Mitgliedern werde der Club bis zum Jahresende erreichen. Dass es dem derzeitigen Gesetzentwurf zufolge nicht mehr sein dürfen, stört ihn allerdings.
Die 500-Mitglieder-Begrenzung macht keinen Sinn.
Niko Rosen, Bremer Cannabis-Club-Gründer
Die Begrenzung im aktuellen Gesetzentwurf verhindere, dass der Schwarzmarkt durch die neuen Anbauvereinigungen komplett verdrängt werden könne.
Die Köpfe hinter dem bereits seit Juli in Bremen eingetragenen Verein "Werderhigher" gehen hingegen generell nicht davon aus, dass die Cannabis Social Clubs allein den Schwarzmarkt austrocknen können. "Das ist derzeit eher Utopie", sagt Thomas W., Vorsitzender des Vereins. "Dazu brauchen wir die Stufe zwei mit lizenzierten Fachgeschäften."
Abstandsregeln "fast unmöglich“ einzuhalten
Der Werderhigher-Gründer, der den Club nach einer von ihm einst selbst gezüchteten Hanfsorte benannt hat, stört auch weniger die Mitgliederbeschränkung. Denn der Club, der aktuell rund 65 Mitglieder zählt, will diese Anzahl zunächst ohnehin auf 100 beschränken.
Den 50-Jährigen stört vielmehr der vorgesehene 200-Meter-Abstand, den Clubs von Schulen und Kindergärten einhalten müssen. "Das ist in Bremen fast unmöglich", sagt er. Wo der Club einst entstehen könne, sei daher noch vollkommen offen. Auch die ihm wichtige Zusammenlegung von Produktion und Ausgabe von Cannabis sei angesichts der Vorgaben nur schwer umsetzbar.
Letzteres kritisiert auch Cannabis-Club-Gründer Rosen. "Gesetze müssen einhaltbar sein", sagt er. Und da sehe er beim jetzigen Gesetzentwurf deutliche Konflikte.
Clubs halten Konsumverbot für "indiskutabel"
Ein ebenso grundsätzlicher Kritikpunkt ist aus Sicht Rosens das geplante Konsumverbot in den Clubs. "Ich kann zur Bremer Brau-Union gehen und dort direkt beim Hersteller ein Bier kaufen und dort trinken. Und das soll ich jetzt in einer Anbauvereinigung nicht dürfen?" Das mache keinen Sinn, sagt er. Zumal ein Club ja eigentlich genau jene soziale Kontrolle sicherstellen würde, die auch der Gesetzgeber anstrebe. "Es geht ja auch darum, auf sich gegenseitig zu achten, statt allein zuhause zu konsumieren", sagt Rosen.
Das Konsumverbot bezeichnet auch Thomas W. als "völlig indiskutabel".
Das ist wie ein Kegelverein ohne Kegelbahn.
Cannabis-Club-Gründer Thomas W.
In jeder Kneipe könne man Bier trinken, sagt der Cannabis-Befürworter. "Es spricht nichts dafür, das zu verbieten." Zumal die Mitglieder, die in den Club dürften, erfasst werden müssten und zudem niemand unter 18 Jahre alt sein dürfe.
Gesetz muss noch durch Bundestag und Bundesrat
Ob das vom Bundeskabinett beschlossene Gesetz es unverändert durch Bundestag und Bundesrat schafft, ist noch offen. Fest steht aber, Bremens Cannabis-Clubgründer wollen trotz aller Einschränkungen an den Start gehen. "Wir werden alles daran setzen, den Club aufzumachen, weil das eine Herzensangelegenheit ist", sagt CSC-Bremen-Gründer Rosen.
"Wenn das Gesetz so kommt, machen wir das trotzdem", sagt auch Thomas W. vom Verein Werderhigher. Je nach gesetzlichen Anforderungen schätzt er den künftigen Preis pro Gramm für seine künftigen Mitglieder auf fünf bis sieben Euro. "Das läge deutlich unter den Schwarzmarktpreisen", sagt er. Viel wichtiger sei ihm aber, dass die Qualität sichergestellt sei. "Was da real auf dem Markt ist, das ist ja eine Vollkatastrophe – und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer."
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. August 2023, 19:30 Uhr