Immer mehr Crack-Süchtige: Bremen plant neue Notunterkunft für Frauen
Für Crack-Süchtige fehlt Platz. Ihr Verhalten wirkt auf viele mitunter beängstigend. Helfer fordern gesonderte Räume für die Süchtigen. Bremen plant eine Notunterkunft.
Die hohe Zahl Crack-Süchtiger in Bremen zieht Probleme bei der Versorgung anderer hilfsbedürftiger Menschen nach sich. Das sagen verschiedene Hilfsorganisationen übereinstimmend. So beobachten etwa die Johanniter Bremen, dass Teile ihres gewohntes Publikums, darunter arme Seniorinnen und Senioren, Essensausgaben im Umfeld von Crack-Süchtigen fern bleiben – offenbar aus Angst. Zugleich fordern Initiativen wie "Liela Bremen" und "Frauenzimmer", die sich für in Not geratene Frauen engagieren, gesonderte Notunterkünfte für Crack-süchtige und andere drogenabhängige Frauen. Das Gesundheitsressort möchte demnächst ein Konzept dazu vorstellen.
Dass man Menschen, die von harten Drogen wie von Crack abhängig sind, schlecht mit anderen wohnungslosen Menschen zusammen unterbringen kann, ist ein bekanntes Problem. Crack-Süchtige müssen ihre Droge in sehr kurzen Abständen immer wieder konsumieren, ungefähr alle 15 Minuten. Entsprechend häufig benötigen sie Nachschub. Eine hohe Beschaffungskriminalität, etwa durch Diebstähle ist die Folge. Zudem stehen Crack-Süchtige in dem Ruf, schwer berechenbar und oft aggressiv zu sein.
Kaum Schutz vor Gewalt durch Männer
„Wir dürfen in unserer Notunterkunft nur Frauen aufnehmen, die höchstens leichte Drogen oder Alkohol konsumieren“, sagt dazu Britta Pundt, die die Notunterkunft Frauen und den Tagestreff Frauenzimmer beim Verein für Innere Mission Bremen leitet. Frauen, die Crack oder andere schwere Drogen konsumierten, müsse sie an andere Unterkünfte verweisen – an solche, in denen überwiegend Männer übernachten. Das Problem daran: Dort sind die Frauen kaum vor Gewalt und vor sexuellen Übergriffen geschützt.
Daher fordert Pundt bereits seit Jahren: "Wir brauchen in Bremen dringend spezielle Schutzräume für drogensüchtige Frauen." Damit liegt sie auf einer Linie mit vielen weiteren Akteuren aus dem Netzwerk jener Initiativen, die den Sozialstadtplan Bremen aufgebaut haben, darunter die Diakonie Bremen, die Johanniter und die Wohnungslosenhilfe. Sie sind nicht ungehört geblieben.
Stadt möchte Konzept vorstellen
Wie Sprecherin Kristin Viezens aus dem Bremer Gesundheitsressort mitteilt, plant das Ressort derzeit eine "spezialisierte Schutzeinrichtung für wohnungslose, psychisch kranke, Suchtmittel konsumierende sowie sich prostituierende Frauen." Hierzu habe man eine Studie mit Betroffenen vorgeschaltet und wolle das daraus entwickelte Konzept am 13. Februar im Ausschuss zur Gleichstellung der Frau vorstellen. Damit, so Viezens, folge Bremen seinem Ziel, die so genannte "Istanbul-Konvention" umzusetzen. Die Istanbul-Konvention sieht spezielle Schutzmaßnahmen für Gruppen mit besonderen Schutzbedarfen vor. Dazu zählen wohnungslose Frauen.
"Crack-Süchtige sind müde, hungrig und kaputt"
Worauf die Stadt Bremen bei ihrer geplanten Einrichtung achten sollte und worauf es generell beim Umgang mit Crack-Süchtigen ankommt, weiß Daniela Alex, eine der beiden Leiterinnen des Drogenkonsumraums in der Friedrich-Rauers-Straße: "Crack-Süchtige sind fast immer müde, hungrig und kaputt." Denn die Sucht zwinge sie dazu, nahezu ständig hinter neuem Stoff her zu laufen, zulasten des Schlafs und der Ernährung. Auch deshalb wirkten Crack-Süchtige mitunter gereizt.
"Sie brauchen ausreichend viel Platz und Ruhe", so Alex. Entsprechend müssten Räume für Crack-Süchtige großzügig geplant und ausgelegt werden, möchte man Konflikten vorbeugen. Das sei auch deshalb wichtig, weil das Problem mit der Droge weiter wachse: "Der Crack-Konsum ist enorm gestiegen", so Alex. Auch deshalb, weil viele Drogensüchtige in den vergangenen Jahren offenbar wegen der vergleichsweise leichten Verfügbarkeit auf Crack umgestiegen seien – oder Crack inzwischen zusätzlich zu anderen Drogen konsumierten
Dass der Crack-Konsum in Bremen wie in allen deutschen Großstädten zuletzt erheblich gestiegen ist, steht außer Frage, das bestätigt auch das Bremer Gesundheitsressort. Valide Zahlen für Bremen gebe es allerdings nicht. Zumindest aber hat das Ressort Zahlen zum Crack-Konsum aus dem Drogenkosumraum in der Friedrich-Rauers-Straße. Der Konsum der Droge hat sich dort seit 2021 mehr als verdoppelt. Allein in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 wurde im Konsumraum 3.225 mal Crack konsumiert. Dabei seien die meisten Süchtigen in dieser Statistik gar nicht erfasst.
Wie oft im Bremer Konsumraum Crack konsumiert wurde
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Dezember 2024, 19.30 Uhr