Diese 7 Bremer Bauwerke erinnern an den Zweiten Weltkrieg

Zerstörte Innenfassade der Kunsthalle Bremen
Im Inneren des Ostflügels der Kunsthalle Bremen erinnert die zerstörte Fassade an die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs. Bild: Radio Bremen | Kristian Klooß

Man sieht nur, was man weiß. Das gilt auch für jene Narben, die der Zweite Weltkrieg in Bremen hinterlassen hat. An einem bekannten Gebäude wird dies besonders deutlich.

Krieg kennen gebürtige Bremerinnen und Bremer meist nur aus den Nachrichten, wenn zum Beispiel über die Ukraine oder den Nahen Osten berichtet wird. Vom Zweiten Weltkrieg bleiben nur Geschichtsbücher und Dokumentationen. Doch es gibt auch ganz reale Spuren dieser düsteren Zeit. Sie haben mehr als acht Jahrzehnte überdauert und finden sich bis heute in der Stadt – wenn auch manchmal erst beim zweiten Hinsehen.

Dieser Überblick zeigt sieben Orte, wo die Spuren des Krieges und der 173 Luftangriffe auf die Stadt nicht ganz verwischt worden sind.

1 Kunsthalle

Die 1849 erbaute Kunsthalle gehört zu den Bremer Orten, an denen die Folgen des Zweiten Weltkriegs eindrücklich zu erkennen sind.

Wo kommen die Löcher an der Fassade der Bremer Kunsthalle her?

Bild: Radio Bremen

Im Krieg selbst war das Gebäude, dessen Keller zwischenzeitlich zur Einlagerung von Gemälden, zum Bunker ausgebaut worden war, Ziel mehrerer Bombenangriffe. 1942 zerstörte eine Brandbombe das Treppenhaus und sechs Säle im Obergeschoss.

Die 1904 vollendete Sandsteinfassade wurde bis 1945 mehrfach von Granatsplittern und Geschossen getroffen, die sich bis heute wie eine Kraterlandschaft über das Gebäude hinwegziehen – so wie bei keinem anderen Gebäude in Bremen. "An der Kunsthalle war es eine bewusste Entscheidung zu sagen, wir wollen hier ein Stück weit auch Geschichte dokumentieren, in dem wir diese sichtbar lassen", sagt Georg Skalecki, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege in Bremen.

2 Bremer Dom

Die Steinvierungen an der Fassade des Bremer Doms zeichnen sich meist durch ihre etwas hellere Farbe aus.
Die Steinvierungen zur Beseitigung von Schäden an der Fassade des Bremer Doms zeichnen sich meist durch ihre etwas hellere Farbe aus. Bild: Radio Bremen | Kristian Klooß

Nach dem Krieg und in den Jahren danach wurde auch immer wieder der Dom restauriert. Die später eingesetzten Steinblöcke, sogenannte Steinvierungen, heben sich heute deutlich vom Rest der Fassade ab. Bei den meisten so nötig gewordenen Eingriffen handele es sich allerdings um witterungsbedingte oder altersbedingte Schäden am Dom, sagt Bremens Landesdenkmalschützer Georg Skalecki.

Denn Bremens größte Kirche kam, ähnlich wie das Rathaus, glimpflich durch den Zweiten Weltkrieg. 1943 trafen ihn zwar bei einem Luftangriff Brandbomben. Dabei zersplitterten jedoch nur die Scheiben des Südschiffes. Auch die Bombentreffer im Jahr 1944 überstand der Bau. Nachdem eine Sprengbombe 1945 an der zum Domshof ausgerichteten Nordseite explodierte, stürzten dort schließlich aber auch Teile des Gewölbes ein. Bis heutige liegen einige Trümmersteine dieses Angriffs als Mahnmal im Dom.

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    Der Bremer Dom soll das höchste Gebäude der Stadt sein – das wünschen sich die Denkmalpfleger. Den Dom blickt auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurück.

3 Große Weserbrücke (heute: Wilhelm-Kaisen-Brücke)

Dort, wo heute die Wilhelm-Kaisen-Brücke den Fluss überquert, stand einst die Große Weserbrücke. Mit der Machtergreifung wurde sie zunächst in Adolf-Hitler-Brücke umbenannt. Als die neu errichtete, heutige Stephanibrücke diesen Namen bekam, wurde aus ihr die Lüderitzbrücke, benannt nach einem zur Nazi-Propaganda passenden Bremer Kaufmann und Kolonialherren.

Die Nazis waren es auch, die beide Brücken Ende des Zweiten Weltkriegs sprengten. Mit dieser Zerstörung sollte verhindert werden, dass die Alliierten die Bremer Altstadt erreichten.

Heute erinnern nur noch zwei am Ufer aufgestellte steinerne Löwenköpfe an die ehemalige Große Weserbrücke. Die Köpfe wurden 1998 bei Schwimmbaggerarbeiten in der Weser gefunden. Dort hatten sie nach der Sprengung der Brücke gelegen. Einst waren sie an der alten Brücke angebracht, wo sie weserauf- und weserabwärts blickten.

4 Waller Wasserturm

In Walle stand einst der höchste Wasserturm Deutschlands. Mit seinen 61 Metern war er sogar noch höher als die 47 Meter hohe Umgedrehte Kommode.

Der 1905 erbaute Wasserturm, der den Bremer Westen versorgte, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg bei einem Fliegerangriff vom 18. zum 19. August 1944 zerstört. Nur das massive Fundament aus Beton blieb – und das bis heute. Mittlerweile wurde der Sockel des im Krieg zerstörten Turms in der Karl-Peters-Straße mit in einem siebengeschossigen Wohngebäude überbaut, das als Seniorenheim dient.

5 Bremens Bunker

Der Denkort Bunker Valentin ist von Oben zu sehen.
Die Betonhülle des ehemaligen U-Boot-Bunkers Valentin zeichnen bis heute die Spuren der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs. Bild: Radio Bremen

Mehr als ein Viertel der Bremer Bevölkerung fand im Zweiten Weltkrieg Platz und Schutz in Bunkern. Fast 80 Jahre später sind vor allem die großen ehemaligen Bremer Hochbunker Orte, die am leichtesten als Kriegsrelikte zu identifizieren sind.

Der im Zweiten Weltkrieg errichtete U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge gilt als größte frei stehende Bunkeranlage Deutschlands. Die massiven Bombardierungen haben tiefe Krater an dem durch Zwangsarbeiter errichteten Bau hinterlassen. Der Bunker wird mittlerweile als Gedenkstätte genutzt, die nicht nur die Spuren des Zweiten Weltkriegs zeigt, sondern auch die Verbrechen der Nazis aufarbeitet.

6 Luftschutzturm am Bahnhof

Der Luftschutzturm am Bremer Hauptbahnhof diente im Zweiten Weltkrieg als Bunker und Wasserturm.
Der Luftschutzturm am Bremer Hauptbahnhof diente im Zweiten Weltkrieg als Bunker und Wasserreservoir. Bild: Radio Bremen | Kristian Klooß

Nicht jedes Gebäude ist als hingegen als Bunker zu identifizieren. Sichtbare Spuren von Einschlägen finden sich beispielsweise bis heute auch am ehemaligen Wasser- und Luftschutzturm am Bremer Hauptbahnhof. Auch er ist somit einer der letzten steinernen Zeugen des Zweiten Weltkriegs.

Der Turm, der heute im Besitz der Deutschen Bahn ist, gehörte im Zweiten Weltkrieg der Reichsbahn und musste in dieser Zeit Fliegergeschützen und Bomben, die den Hauptbahnhof zum Ziel hatten, standhalten.

7 Überseemuseum

Die Fassade des Bremer Überseemuseums ist übersät von nachträglich ausgebesserten Kriegsschäden.
Die Fassade des Bremer Überseemuseums ist übersät von nachträglich ausgebesserten Kriegsschäden. Bild: Radio Bremen | Kristian Klooß

Der Bremer Hauptbahnhof war als bedeutsame Infrastruktur ein wichtiges Ziel für die alliierten Bombenangriffe. Doch auch das unmittelbare Bahnhofsumfeld war im Zweiten Weltkrieg vom Bomben- und Kugelhagel betroffen. Zwar konnte das Überseemuseum einen Teil seiner Bestände im Keller oder auch außerhalb Bremens einlagern. Der erste Lichthof des Gebäudes wurde jedoch am 20. Dezember 1943 von einer Bombe zerstört. Das Museum galt im Krieg als "Totalschaden".

Heute müssen Bremerinnen und Bremer schon genau hinsehen, wenn sie die Spuren der Zerstörung entdecken wollen. Denn überall an der Fassade verteilen sich Einschusslöcher und Abplatzungen durch Granatsplitter. Anders als an der Kunsthallen-Fassade, wurden diese oft handgroßen Schäden am 1993 unter Denkmalschutz gestellten Überseemuseum nachträglich gekittet.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 11. August 2024, 19:30 Uhr