Hier sind die Narben des Krieges in Bremen heute noch sichtbar
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Große Teile Bremens waren völlig zerstört. Diese Bilder zeigen die Zerstörung – und wie es heute aussieht.
Im Zweiten Weltkrieg gab es 173 registrierte Luftangriffe auf Bremen und 52 auf Bremerhaven, sagt Thomas Richter vom Bremer Kampfmittelräumdienst. In den letzten Kriegstagen im Jahr 1945 kamen noch etliche dazu, die nicht mehr dokumentiert wurden. Bremen und Bremerhaven waren bevorzugte Ziele der alliierten Bombenverbände im Zweiten Weltkrieg, denn hier wurden Kriegsschiffe und U-Boote gebaut, aber auch Flugzeuge, militärische Ketten- und Transportfahrzeuge sowie Munition.
Georg Skalecki weiß als Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege besonders gut Bescheid um die Narben, die dem Bremer und Bremerhavener Stadtbild im zweiten Weltkrieg als Folge der Naziherrschaft beigebracht wurden. So wurde Bremen beispielsweise "von der heutigen Überseestadt bis an den Marktplatz ran" großflächig zerstört, ebenso wie alle Weserbrücken. Und das Areal, auf dem heute Bremerhavens Wahrzeichen stehen, war als damalige Hafengelände ein Trümmerfeld. Nur die Große Kirche habe – als damals schon prägendes Bauwerk der Stadt – den Bombenhagel "gerade überstanden".
Auch moderne Stadtplanung hat die Innenstadt verändert
Als schmerzhaften Verlust bezeichnet der Denkmalschützer die Zerstörung der alten St.-Ansgarii-Kirche, die das Stadtbild stark mit dem höchsten Kirchturm der Stadt geprägt hat. Sie wurde nicht wieder aufgebaut. Im Gegensatz zu anderen Gebäuden wie beispielsweise den damals auch komplett ausgebombten Kirchen St. Stephani oder St. Martini.
Andere Gebäude hatten schlichtweg "Glück", nicht zerstört worden zu sein. Wie beispielsweise das Rathaus und der Dom. Das benachbarte Börsengebäude wurde getroffen und sehr viel später durch das Bürgerschaftsgebäude ersetzt. Ausgebombt war am Marktplatz auch der Schütting, er wurde aber von der Kaufmannschaft wiederaufgebaut. Weitere Gebäude, die den Krieg überstanden hatten, fielen laut Skalecki "moderner Stadtplanung" zum Opfer, wie beispielsweise das große historistische Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd in der Innenstadt, wo heute die Lloyd-Passage und das Parkhaus Mitte stehen. Das prächtige Gebäude hatte zwar auch Bombenschäden, wurde sogar zunächst noch genutzt, musste dann aber doch dem Aufbruch in die Moderne weichen.
Am ehesten vermittle die Langenstraße mit der Stadtwaage und den Resten des Essighauses einen Eindruck davon, wie die Bremer Innenstadt vor dem Krieg ausgesehen hat, erzählt Skalecki weiter. Wohingegen die Martinistraße, die die Langenstraße teilt, ein Sinnbild für die "autogerechte Stadt" sei – und damit dafür, wie sich nach dem Krieg das Stadtbild massiv verändert hat. Die teilweisen Zerstörungen durch den Krieg haben hier dazu geführt, dass für den Autoverkehr eine neue, breite Straßen-Schneise durch die Innenstadt gezogen wurde, was Skalecki als "rigorose Stadtbereinigung" bezeichnet.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Mai 2020, 19:30 Uhr