Interview
Wildkräuter oder essbares Unkraut? Egal – so wird's richtig lecker
Die Kräuterpädagogin Jeanette Wolfermann aus Hagen im Bremischen kennt sich mit Wildpflanzen aus. Sie hat Tipps und predigt eines: Nichts ersetzt das Riechen und Schmecken.
Allein in Europa wachsen 12.000 wilde Pflanzenarten und 1.500 davon sind sogar essbar. Mit dem richtigen Wissen kann man daraus eine Menge leckeres Essen zubereiten. Die Kräuterpädagogin Jeanette Wolfermann pflückt und isst bereits seit ihrer Kindheit Wildpflanzen wie Löwenzahn und Gänseblümchen. Heute bietet sie Kräuterwanderungen und Kochkurse an, um andere an ihrem Wissen teilhaben zu lassen.
Wie reagieren die Menschen, die ihre Wildkräutergerichte essen und diese vorher nicht kannten?
Das ist sehr unterschiedlich. Einige sagen: "Oh kann man das Überhaupt essen? Und wie bereitet man das zu?" Aber die, die es dann erstmal probieren, sagen: "Das ist ja so einfach was man eigentlich in seinem alltäglichen Essen einbauen kann, was da draußen alles wächst."
Welche Wildpflanzen eignen sich besonders gut zum Essen?
Jetzt haben wir ja gerade Frühling und das heißt, die Pflanzen stehen absolut im Saft. Wir haben auch heimisches Superfood, das wir absolut super nutzen können. Das, was jeder kennen sollte, ist ganz normal: Brennnesseln, Löwenzahn und Giersch. Giersch ist ja Unkraut hoch eins bei allen, die einen Garten haben. Aber wenn man diese Wildkräuter mit Kulturpflanzen vergleicht, haben die Wildkräuter wesentlich mehr Mineralstoffe und einen höheren Vitamingehalt. Sie sind frei in der Natur verfügbar, für jeden zugänglich. Sie sind kostenlos und ich weiß meistens woher sie kommen, sprich sie sind nicht gespritzt.
Welche Teile der Pflanzen sollte man nehmen und wie erntet man diese?
Beim Löwenzahn ist es echt alles. Ich kann die Blätter ernten, die Knospen bevor die Blüten aufgegangen sind und die Wurzeln. Beim Giersch nehme ich auch die Blätter und später sogar die Blüten. Und bei den Brennesseln nehme ich immer oben die jüngsten Blätter, sprich das oberste Drittel. Im Herbst hat die Brennessel dann auch ganz kleine Früchte, das sind Nüsschen. Die ernte ich dann auch.
Giersch ist für viele Unkraut, aber Sie machen daraus etwas leckeres zu Essen. Was kann man denn damit machen, wie bereite ich diese Wildpflanze zu?
Giersch schmeckt eigentlich wie eine Mischung aus Möhre und Petersilie. Jetzt ist der kleine Giersch schon draußen. Die ganz hellgrünen Blätter kann man abernten, da kann man dann einen Smoothie draus machen, man kann ihn klein machen und in einen Salat untermengen oder ein Suppe draus machen. Und später wenn die Blüten da sind, macht man einen Pfannkuchenteig, gibt die Blüten hinein und brät das ganze aus. Also ganz einfach.
Wenn man jetzt einmal auf den Gechmack gekommen ist; Was kann man tun, um sich weiter zu informieren?
Also als Erstes sollte man sich einmal einer Kräuterwanderung anschließen. Es gibt zwar im Internet super viele Videos, auch gute, aber die ersetzen nicht das Schmecken, Riechen, in der Hand haben. Dann empfehle ich immer bestimmte Kräuterbestimmungsbücher. Da gibt es den Fleischhauer, das ist die Bibel unter den Kräutern. Apps sind zwar auch gut, aber wenn man in der freien Natur unterwegs ist, hat man meistens keinen Internetempfang. Also, eine Kräuterwanderung ist das A und O. Es gibt nämlich auch giftige Pflanzen. Gott sei Dank nicht so viele und Paracelsus sagte immer: "Die Dosis macht das Gift". Der Körper scheidet eigentlich automatisch aus, wenn etwas Giftiges gegessen wurde.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 31. Mai 2023, 19:30 Uhr