Interview
So kämpft eine Bremerhavenerin gegen den Kinderärztemangel
"Wir können keine Kinder mehr aufnehmen", hört die zweifache Mutter Jule Wohlers von den Kinderarztpraxen in Bremerhaven immer wieder. Deshalb startet sie nun eine Petition.
Wenn das Kind plötzlich krank ist, geht es spontan zum Kinderarzt – das kennen alle Eltern. Für die Familien in Bremerhaven ist das aber gar nicht so einfach: Jule Wohlers und ihr Mann haben zwei Kinder und Schwierigkeiten, einen Kinderarzt zu finden. Deshalb starteten sie eine Petition.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie die Petition "Für mehr Kinderärzte und eine bessere medizinische Versorgung für Kinder in Bremerhaven" gestartet haben?
Unsere Kinderärztin in Bremerhaven hat aufgehört. Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach einer neuen Kinderarztpraxis gemacht nach einer neuen Kinderarztpraxis und habe überall in Bremerhaven die Ärzte angerufen. Aus jeder Praxis habe ich die Rückmeldung bekommen: "Wir können keine Kinder mehr aufnehmen."
Dann hat mich das Gesundheitsamt in Bremerhaven angerufen. Für die Kinder-Vorsorgeuntersuchungen gibt es dort ein Tracking und sie haben gesehen, dass ich meine Kinder nicht zur Untersuchung geschickt habe. Daraufhin habe ich sie gebeten, mich bei der Suche nach einem Kinderarzt zu unterstützen. Das Gesundheitsamt hat mir gesagt: "Frau Wohlers, wir kennen das Problem. Wir weisen die Kassenärztliche Vereinigung seit zwei Jahren auf das Problem hin, dass zwei Ärzte in Bremerhaven ihre Türen schließen werden. Und da ist leider nichts passiert."
Dazu kommt, dass zuvor die Amtsärztin ihre Arbeit niedergelegt hat – deshalb kann die das auch nicht mehr auffangen.
Sie fordern mehr Kinderärzte, mehr Möglichkeiten, um Ihre Kinder und die Kinder in Bremerhaven versorgen zu können?
Wir möchten erst einmal Werbung machen, überhaupt für den Standort Bremerhaven. Da kann man verschiedene Kanäle bespielen, ob das Social Media ist oder ob man sich direkt an die Universitäten wendet. Wir brauchen finanzielle Unterstützung: Wir möchten das finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, vom Magistrat, um junge Ärzte anzuwerben.
Der Versorgungsgrad in Bremerhaven liegt bei knapp 81 Prozent – alles über 50 Prozent ist noch keine Unterversorgung. Wo liegt genau das Problem in Bremerhaven?
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen schaut nur auf die Zahlen aus Bremerhaven und Bremen. Wir haben hier aber noch den Landkreis um uns herum – in Loxstedt beispielsweise hat eine Kinderärztin aufgehört und in Geestland auch. Patienten aus diesen Praxen, die suchen auch Hilfe in Bremerhaven. Ich habe das so gemacht, dass ich den Bedarf und die tatsächlichen Abrechnungen einfach mal übereinandergelegt habe, um zu checken, wie viele Patienten es wirklich sind.
Das Interview führte Matthias Hoppe für Bremen Vier, Elena Fortmann hat es für butenunbinnen.de aufbereitet.
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Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 08. Februar 2024, 16:15 Uhr