Wie könnte Bremen von einem Ministerium für Raumfahrt profitieren?
Land Bremen hofft auf mehr Investitionen durch den Koalitionsvertrag
Kommt die Koalition aus CDU, CSU und SPD auf Bundesebene zustande, wird die Raumfahrt wohl ein eigenes Ministerium erhalten. Der Forschung in Bremen gefällt dieser Plan.
Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD wurden auch in Bremen mit Spannung verfolgt. Während aktuell in der SPD eine Mitgliederbefragung stattfindet und öffentlich darüber debattiert wird, wer fortan welches Ministerium führen könnte, geht der Blick an der Weser vor allem auf die Zuschnitte der Ministerien, denn das bisherige Ministerium für Bildung und Forschung soll aufgeteilt werden.
Bildung soll in das bisherige Familienministerium integriert werden. Forschung hingegen soll mit den Bereichen Technologie und Raumfahrt in einem neuen Ministerium gebündelt werden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht hierbei schon von einem "Super-Hightech-Ministerium". Und das dürfte auch für Bremen äußerst interessant sein: Schließlich sind knapp 12.000 Menschen in Bremen in den mehr als 140 Unternehmen und 20 Instituten der Luft- und Raumfahrtbranche beschäftigt. Deutschlandweit liegt in Relation zur Einwohnerzahl die Quote an Beschäftigten in der Luft- und Raumfahrtbranche in keiner Region höher.
Raumfahrt ist eine Zukunfts- und Schlüsseltechnologie und auch für unsere Sicherheit und unsere militärischen Fähigkeiten zentral. Deshalb werden wir die Europäische Weltraumorganisation (ESA) stärken und den deutschen Beitrag zur ESA-Ministerratskonferenz, die Ende 2025 in Bremen stattfindet, erhöhen.
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD
Fließen zukünftig mehr finanzielle Mittel nach Bremen?
Das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) an der Universität Bremen begrüßt dies ausdrücklich. Auf Nachfrage von buten un binnen teilt das ZARM mit, dass das neue Ministerium den Stellenwert der Raumfahrt unterstreiche. Als positiv für den Raumfahrstandort Bremen und das ZARM sieht man dort, dass sich Deutschland an einer Nachfolgelösung für die von den USA, Japan, Kanada und der Europäischen Weltraumagentur (ESA) noch bis 2030 betriebene International Space Station (ISS) beteiligen möchte – auch wenn noch nicht klar ist, wie diese genau aussehen wird.

Das ZARM bezeichnet die ISS als "exzellentes Labor für die Forschung unter Mikrogravitation", das auch häufig genutzt werde. Ebenso würden im Bremer Fallturm häufig Experimente für die ISS vorbereitet. Positiv sieht man bei ZARM insbesondere, dass laut dem Koalitionsvertrag das nationale Raumfahrtprogramm ausgebaut werden soll. Dieses besitzt laut ZARM eine "sehr hohe Bedeutung für die universitäre Raumfahrtforschung", doch die Mittel seien "seit vielen Jahren de facto rückläufig". Durch die Integration der Raumfahrt in das bisherige Forschungsministerium wird darauf gehofft, dass sich diese Situation eindeutig verbessert. "Ein Ausbau des nationalen Raumfahrtprogramms ist sehr wichtig für das ZARM und den Fallturm", heißt es von Marc Avila und Katharina Brinkert, die das ZARM leiten.
"Bremen als großer Raumfahrtstandort wird davon profitieren"
Dass laut dem Koalitionsvertrag der deutsche Beitrag zur ESA erhöht werden soll, sieht das ZARM ebenfalls positiv, da auf nationaler Ebene viele Raumfahrtaktivitäten schlichtweg zu teuer seien. Durch die Zusammenarbeit in der ESA können in der Praxis auch Forscher aus anderen europäischen Staaten für ihre Experimente den Bremer Fallturm nutzen. "Eine Stärkung der europäischen Raumfahrtaktivitäten erachten wir als sehr sinnvoll. Bremen als großer Raumfahrtstandort wird davon profitieren", ist sich das ZARM sicher.

Auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das unter anderem Standorte in Bremen, Bremerhaven und Oldenburg unterhält, gefallen die derzeitigen Pläne. "Die für die Raumfahrt definierten Ziele orientieren sich an den Kompetenzen und der Leistungsfähigkeit der deutschen Raumfahrtforschung, -industrie und -wirtschaft", sagt Pressesprecher Andreas Schütz. "Insofern freut es mich, dass die genannten Vorhaben weit über die aktuelle Legislaturperiode hinausgehen und zeigen, dass Deutschland auch in der Zukunft ein verlässlicher Partner sein wird."
Mehr Förderung für militärische Mittel?
Das DLR verweist darauf, dass weitere Mittel und Ressourcen benötigt werden, um im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungsforschung, "auch in Bezug auf die hybride Kriegsführung", die Kooperationen mit dem Verteidigungsministerium, dem Innenministerium, dem Bundeskanzleramt sowie den Behörden mit Sicherheitsaufgaben zu intensivieren.
Dass ein Ministerium für Raumfahrt geschaffen werden soll, ist natürlich auch den hiesigen Unternehmen nicht entgangen. Auf Nachfrage von buten un binnen wollen sich zum aktuellen Zeitpunkt aber weder die OHB noch Airbus hierzu äußern.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. April 2025, 19:30 Uhr