Pfoten gegen Einsamkeit: Hunde bereichern Alltag im Seniorenheim
Diese Hündin besucht Senioren in Bremerhavener Altersheimen
Hündin Lilly ist als Besuchshund für die Malteser in Delmenhorst im Einsatz. Sie wurde ausgebildet, um ältere Menschen zu begleiten und ihnen Nähe zu geben.
Lilly ist gut gelaunt und voller Tatendrang. Gemeinsam mit ihrem Frauchen Barbara Niemann geht es ins Pflegeheim Wichernstift in Ganderkesee. Ihre Arbeitskleidung, ein rotes Halstuch, hat die Havaneser-Dame bereits angelegt. Denn sie hat hier einen wichtigen Job zu erledigen. Lilly ist als Besuchshund der Malteser in Delmenhorst im Einsatz, um älteren und pflegebedürftigen Menschen den oftmals tristen Alltag im Pflegeheim zu versüßen.
Für die Hundedame ein sichtlich großer Spaß. Kaum im Pflegeheim angekommen und von der Leine gelassen, flitzt sie auch schon los. Viele lachende Gesichter umringen sie und versuchen, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Die zweieinhalbjährige Hündin und ihr Frauchen Barbara Niemann kommen frisch aus der abgeschlossenen Ausbildung. Seitdem sind sie regelmäßig zu Gast im Wichernstift. Neun Bewohner sitzen im Kreis und warten, was als Nächstes passiert. Denn nicht nur Lilly hat hier eine Aufgabe. Auch die Senioren dürfen sich einbringen und verschiedene Spiele mit der Hündin spielen.
Gemeinsame Aktivitäten

Zu Beginn werfen die Bewohner einen großen Würfel. Entsprechend der gewürfelten Augen werden Leckerlis gesammelt. Bevor Lilly diese naschen darf, muss sie sich jedoch gedulden. Rund 20 Leckerchen haben die Senioren erwürfelt. Diese kommen in einen Ball mit einem Loch. Die Hündin muss diesen Ball mit der Schnauze über den Boden rollen, um an die Leckereien zu kommen. Für Lilly ein großer Spaß und plötzlich kommt Bewegung in den Raum. Die Hundedame schießt den Ball durch den Stuhlkreis und auch die Senioren kicken den Ball umher. So plumpst nach und nach die Beute heraus.
Nach diesem energiegeladenen Spiel sind Streicheleinheiten angesagt. Eine gute Gelegenheit für die Senioren, der Hundedame näherzukommen. "Ich bin schockverliebt", sagt Inge Hischer. Die Wichernstift-Bewohnerin freut sich jedes Mal über den tierischen Besuch. Sie selbst habe früher auch einen Hund gehabt.
Erinnerungen werden wach

Nicht nur Inge Hischer schwelgt in alten Zeiten. Beim nächsten Spiel werden auch bei den anderen Senioren Erinnerungen wach. Jetzt kommt ein bunter Schnüffelteppich zum Einsatz – Lillys Lieblingsspielzeug. Bewohnerin Margarete Drieling befüllt den Teppich mit Leckerchen und gibt ihn anschließend der Hündin, die sich direkt auf die Suche nach der Beute macht. Sie selbst habe seit ihrer Kindheit viele Tiere gehabt. Aufgewachsen ist Margarete Drieling auf einem Bauernhof. Täglich habe sie sich um die Tiere gekümmert und ihnen Futter zubereitet. Der Kontakt zu Lilly erinnere sie deshalb an diese Zeit.
Das war als hätte ich dem Hund etwas zum Fressen zubereitet. Das war ein gutes Gefühl.
Margarete Drieling, Seniorin des Pflegeheims Wichernstift Margarete Drieling
Hunde berühren Menschen

Solche Situationen sind es, die Barbara Niemann antreiben. Die Senioren in ihrem Fühlen aber auch in der Bewegung zu fördern. Durch ihre lebendige und verspielte Art unterstützt Lilly in diesem Prozess. "In dem Augenblick ist Leben da. Auch schwer demenziell veränderte Menschen, die kaum noch eine Reaktion zeigen, blühen plötzlich auf, wenn sie Lilly sehen", erklärt sie. "Es ist schön zu sehen, wie ein Hund Menschen berühren kann."
Auch Heike Walter, Stadtgeschäftsführerin und Hundetrainerin der Malteser in Delmenhorst, erlebt dies in ihrer täglichen Arbeit mit ihrer Hündin Luna. Deshalb bildet sie ehrenamtlich Begleithunde aus. "Die Arbeit mit den Hunden wird immer wichtiger, denn insbesondere die Leute, die körperlich eingeschränkt sind, haben kaum noch Möglichkeiten, ihre Gefühle zu zeigen", erklärt Walter.
Manchmal ist es den Leuten nicht mehr möglich zu sprechen, aber durch den Hund können sie noch Gefühle und Emotionen zum Ausdruck bringen.
Heike Walter, Stadtgeschäftsführerin und Hundetrainerin der Malteser in Delmenhorst
Die intensive Zusammenarbeit stärkt dabei auch die Bindung zwischen Hund und Halter. "Wir wissen voneinander immer sehr genau, wie wir uns fühlen", sagt Niemann. Das gegenseitige Vertrauen hilft Lilly dabei, offen auf die Senioren zuzugehen. Sie ist dabei für jeden Spaß zu haben, hat aber auch ihre Grenzen. "Ich wollte eigentlich einen Kussi haben, macht sie aber nicht", lacht Inge Hischer. Küsse verteilt Lilly zwar nicht gerne, auf ihren nächsten Besuch bei den Senioren freut sie sich aber dennoch.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. April 2025, 19:30 Uhr