Warum Männer auch in Bremens Kneipen nicht nebeneinander pinkeln

Ein Mann steht vor einem Urinal in einer Männer-Toilette.
Bild: dpa | Uta Rademacher

Mögen Freitag- und Samstagabend Bremens Kneipen noch so voll sein – auf dem Herrenklo wird höflich Abstand gehalten. Ein Urinal bleibt meist frei. Warum eigentlich?

Die einen können es nur zu Hause, die anderen wenn keiner guckt und Legenden besagen, manche täten es freihändig. Egal in welcher Form – Wasser lassen müssen wir alle. Egal ob im Kino, Restaurant oder in der Eckkneipe: Auf der Herren-Toilette scheinen dabei klare Regeln zu gelten. Denn Nebeneinanderstehen am Stehklo muss offenbar klar vermieden werden.

"Ich glaube einfach, man möchte den Respekt vor dem anderen wahren. Man will den anderen nicht angucken und man will auch nicht, dass der sieht, was man selber macht", sagt ein Gast, der in der Bremer Kneipe "Butschern" unterwegs ist.

Die Evolution spielt eine Rolle

Das Problem scheint allerdings komplex zu sein. Laut Verhaltensforscher Martin Morgenstern, der in ganz Deutschland Vorträge zu den Themen Gelassenheit, mentale Stärke, Gesundheit und Stressmanagement hält, hat das auch mit der Evolution zu tun.

Unsere Vorfahren mussten immer auf der Hut sein. Beim Jagen oder Bewachen des Lagers konnten immer Gefahren lauern und man musste sich schützen. Das galt natürlich auch fürs Pinkeln.

Martin Morgenstern, Verhaltensforscher

Auf der anderen Seite sei es aber auch nur natürlich, Abstand zu halten. "Wenn Sie in ein Wartezimmer kommen und da sitzt nur eine Person, dann setzen Sie sich auch nicht direkt daneben."

Einfach mal den ersten Schritt gehen?

Es gibt aber auch Orte, da scheint es völlig egal, wer neben uns pinkelt: etwa im Stadion oder beim Konzert die Lieblingsband. Sollte man also einfach mal den Mut zusammennehmen und sich neben ein bereits besetztes Pissoir stellen? Ein Kneipengast im "Butschern" scheint nicht überzeugt. "Ich würde mich halt fragen: Was hat der denn zu gucken? Warum stellt der sich nicht wo anders hin?"

Letztendlich ist es normal, sich komisch zu fühlen

Dass wir uns in dieser Situation noch immer komisch fühlen ist laut Martin Morgenstern aber völlig normal. "Klar, halbnackt neben einer fremden Person zu stehen ist weder für Männer noch für Frauen eine normale Situation. Es geht ja hier auch mehr darum, allen ihren Raum zu lassen."

Für wen es absolut nicht funktioniere, neben anderen zu pinkeln, müsse halt einfach auf das Sitzklo.

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Autor/Autorin

  • Autor/in
    Christian Osterloh

Quelle: buten un binnen.