Wie die Malteser-Einkaufstour in Bremen Menschen zusammenbringt
Beim "Mobilen Einkaufswagen" geht es um mehr, als nur den Einkauf zu erledigen. So soll der Einsamkeit, die Senioren oftmals spüren, entgegenwirkt werden. Wie das gelingt.
Wenn es donnerstagmorgens an ihrer Tür klingelt, freut sich Marlies von Scheven ganz besonders. Denn dann geht's Einkaufen und Frühstücken – gemeinsam mit Ehrenamtlichen des Malteser-Hilfsdienstes und einer Gruppe Seniorinnen und Senioren. Für die 93-Jährige ist das inzwischen ein fester Termin: "Ich freue mich jede Woche sehr darauf." Und das längst nicht nur wegen der Unterstützung beim Einkaufen, insbesondere die Gespräche und die Zeit außerhalb der eigenen vier Wände tun ihr gut. An diesen Tagen fühle sie sich weniger einsam.
Rund 20 Seniorinnen und Senioren auf Einkaufstour
Eng begleitet wird von Scheven von Helferin Elfi Böhnke, die sie bereits beim Abholen mit lieben Worten und einer herzlichen Umarmung empfängt. Das derzeit zehnköpfige Malteser-Team holt bis zu 20 Seniorinnen und Senioren daheim ab, um je nach Stadtgebiet zusammen einen Supermarkt zu besuchen. Dafür sind sie mit mehreren Transportern in Bremen unterwegs.
Wie die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt von Scheven zu Hause zwar eigenständig zurecht, alleine einzukaufen schafft sie aber nicht mehr: "Ich kann nicht lange genug laufen und die Tüte mit Lebensmitteln kann ich auch nicht tragen." Deshalb nutzt die Witwe das kostenfreie Angebot "Mobiler Einkaufswagen" bereits seit rund zwei Jahren regelmäßig.
Enge Bindungen aufbauen
"Tomaten, Brot, Joghurt..." – auf einer kleinen Einkaufsliste notiert sie für Böhnke, was sie braucht. Gemeinsam klappern die beiden die Supermarktregale ab. Zumindest so lange, bis von Scheven eine Pause braucht. Während sie sich sitzend auf ihrem Rollator am Rande eines Ganges ausruht, sucht ihre Unterstützerin alleine die restlichen Lebensmittel zusammen. Die Liste braucht sie dafür eigentlich gar nicht. "Wir kennen uns schon so gut, dass ich genau weiß, was sie immer kaufen möchte oder ihr besonders gut schmeckt", sagt Böhnke mit einem Lächeln. Ihre Bindung fühle sich inzwischen an wie eine Freundschaft.
Soziale Teilhabe fördern gegen Einsamkeit
Die 70-Jährige engagiert sich, seitdem sie selbst Rentnerin ist, gerne bei den Maltesern: "Es macht mir Freude und ich finde es eine sehr sinnvolle Beschäftigung." Böhnke und ihre ehrenamtlichen Kollegen sorgen dafür, dass das Einkaufen für Seniorinnen und Senioren nicht nur eine Pflichtaufgabe ist, sondern ein Erlebnis in der Gesellschaft. "Für viele ältere Menschen ist dieses Angebot die einzige Möglichkeit, durch die sie mal rauskommen und nicht alleine sind", erklärt Cornelia Siebert, Koordinatorin der Seniorenhilfe. Der Einkaufstag samt anschließendem Frühstück sei oftmals das Highlight einer gesamten Woche, betont sie.
Ältere Menschen vereinsamen, weil der soziale Austausch oft zu kurz kommt.
Cornelia Sibert, Koordinatorin der Seniorenhilfe bei den Maltersern
Und wie sehr die Seniorinnen und Senioren gemeinsames Plauschen genießen, zeigt das gesellige Kaffeetrinken. Wie an einer großen Tafel sitzen die Seniorinnen und Ehrenamtlichen beim Bäcker – umringt von vollgepackten Einkaufstüten. In Gruppen wird getratscht, teilt lautstark. "Wir reden über so viele Themen – auch Sinnloses manchmal, wir erleben ja nicht viel – aber man kann einfach etwas erzählen und sich gegenseitig zuhören", sagt von Scheven. Die Zeit verfliege bei diesen Treffen regelrecht. Umso größer ist ihre Vorfreude schon jetzt auf nächsten Donnerstag.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Januar 2025, 19:30 Uhr