Fragen & Antworten

Endgültiges Aus für Kohlekraftwerk Hastedt — was heißt das für Bremen?

Kohlekraftwerk in Bremen-Hasted, im Vordergrund ein Tresen mit einem Knopf, auf dem Kohleausstieg 2024 steht
Das Kohlekraftwerk Hastedt hat für die Bremer Stromversorgung keine Bedeutung mehr. Bild: Radio Bremen | Nina Feilen

Über saubere Luft sind alle froh und ab jetzt wird sie in Bremen ein bisschen besser: Denn das letzte Kohlekraftwerk des Landes wird abgeschaltet.

Nach deutlich mehr als 100 Jahren, in denen es in Bremen Kohlekraftwerke gab, wird die letzte aktive Anlage, die am rechten Weserufer in Hastedt oberhalb des Weserwehrs steht, außer Betrieb genommen. Wie sich das auf das Land Bremen auswirkt, hat buten un binnen nachgefragt.

Welche Bedeutung hatte das Kohlekraftwerk für die Stromversorgung in Bremen und was wird aus der Anlage in Hastedt?

Für Bremen ist das eine echte Zäsur, denn vor 130 Jahren ging in Bremen das erste Kohlekraftwerk an den Start und mit dem 30. April ist dieses Kapitel vorbei. Was mit dieser Anlage anschließend passiert, das ist noch offen. Ein Teil bleibt vorerst erhalten — um notfalls noch Wärme mit Gas erzeugen zu können. Und Energie wird an dem Standort in Bremen-Hastedt auch weiter erzeugt; und zwar mit einem neuen Blockheizkraftwerk, das im letzten August eingeweiht wurde. Blockheizkraftwerke erzeugen mittels Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme und sind deutlich umweltfreundlicher.

Wo kommt der Strom in Bremen nun her und wie umweltfreundlich wird er erzeugt?

Der Strom, den die Bremerinnen und Bremer zu Hause und bei der Arbeit aus den Steckdosen kriegen, kommt aus ganz verschiedenen Quellen. Laut Bundesnetzagentur kommt er mittlerweile zu mehr als der Hälfte (ganz konkret waren es 57 Prozent im letzten Quartal 2023) aus erneuerbaren Energien, überwiegend von Windkraftanlagen. Braun- und Steinkohle machen in diesem Mix zusammen ein gutes Viertel aus, Erdgas noch mal knapp zwölf Prozent. Also, bis zu komplett umweltfreundlicher oder klimaneutraler Stromerzeugung ist das noch ein längerer Weg.

Wie sicher ist die Stromversorgung im Netz?

Es ist nicht zu befürchten, dass irgendwo die Lichter ausgehen, weil jetzt dieses eine Kraftwerk abgeschaltet wird. Die Stromnetze sind nicht isoliert, sondern europaweit miteinander verbunden. Das heißt, wenn hier gerade Strom fehlt, dann kommt etwas aus einem Nachbarland. Die Bundesnetzagentur hat buten un binnen auf Nachfrage mitgeteilt, dass die Versorgung gesichert sei.

Reicht der Strom auch noch, wenn all künftig E-Autos benutzen und mit Wärmepumpen heizen?

Auch dann gibt es keine Probleme, hat die Bundesnetzagentur versichert. Natürlich steigt der Bedarf, wenn es mehr E-Autos und Wärmepumpen gibt, aber das macht nicht den Großteil der Nachfrage aus.

Wie weit ist der Weg noch zu klimaneutralen Stromversorgung in Bremen?

Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um mindestens 60 Prozent gesenkt werden, Bis 2033 um mindestens 85 Prozent und bis 2038 um mindestens 95 Prozent. Weil ungefähr die Hälfte des CO2-Ausstoßes durch das Stahlwerk von Arcelor Mittal verursacht wird, muss da eine endgültige Entscheidung getroffen werden, die Produktion auf sogenannten "grünen Stahl" — also eine umweltfreundliche Produktion — umzustellen. Das kostet sehr viel Geld, aber vom Land, vom Bund und der EU gibt es auch Unterstützung.

Wie elektrischer Strom vor 100 Jahren nach Bremen kam

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Weingärtner Sven
    Sven Weingärtner Redakteur und Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 30. April 2024, 7:10 Uhr