Fragen & Antworten
Weihnachtsmarkt: Darf ich Glühwein-Becher einfach so mitnehmen?
Viele Menschen dürften daheim eine Weihnachtsmarkt-Tasse im Schrank stehen haben. Streng genommen handelt es sich dabei um Diebesgut – so streng sieht es aber zum Glück niemand.
Geübte Weihnachtsmarktgänger haben es längst auf den Schirm: Wer den ersten Glühwein des Abends trinkt, muss zusätzlich zum Glühweinpreis noch ein paar Euro für das Tassenpfand drauflegen. Manch einer nimmt das vielleicht als Motivation, die Tasse nach dem Weihnachtsmarkt-Besuch mit nach Hause zu nehmen – ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob das überhaupt erlaubt ist.
Darf ich eine Glühweintasse vom Weihnachtsmarkt ungefragt mit nach Hause nehmen?
Streng genommen ist das nicht erlaubt: Aus rein rechtlicher Sicht handelt es sich dabei um einen Diebstahl oder eine Unterschlagung. Bezahlt hat man schließlich nur den Glühwein – und das Pfand ist kein Kaufpreis, sondern nur ein Anreiz, den Becher auch wieder zurückzubringen.
Drohen Konsequenzen, wenn ich eine Tasse mitnehme?
Nein. Denn selbst wenn die Standbetreiber den "Tassenklau" zur Anzeige bringen würden, würde das Ganze wohl wegen Geringfügigkeit eingestellt werden.
Diese Gefahr besteht in Bremen aber ohnehin nicht. "Die Standbetreiber handhaben das sehr großzügig. Das wird eher wohlwollend betrachtet, wenn Besucher Tassen mitnehmen", sagt Susanne Keuneke, Vorsitzende des Vereins der Schausteller und Marktkaufleute in Bremen. Dass ein Teil der Tassen nicht wieder zurückgebracht werde, sei einerseits in den Kosten einkalkuliert. "Und gleichzeitig sind die Tassen ja auch eine Werbung für unseren Weihnachtsmarkt", so Keuneke.
Könnten den Standbetreibern die Tassen ausgehen, wenn viele Tassen als Souvenir mitgenommen werden?
Das wird wohl nicht passieren – auch wenn der Tassenschwund hoch ist. Wie hoch, lässt sich Keuneke zufolge schwer sagen. "Aber man kann davon ausgehen, dass er mindestens bei 50 Prozent liegt." Besonders hoch ist der Verlust an Tassen mit aktueller Jahreszahl: "Die sind teilweise nach zwei bis zweieinhalb Wochen komplett weg." Aufgefüllt wird der Bestand dann wieder mit neutraleren Tassen – selten auch mit Tassen, die doch mal aus den Vorjahren übrig geblieben sind. So dürfte dann auch noch zum Ende des Weihnachtsmarkts der Glühwein-Durst aller Besucher gestillt werden können.
Richtet der Tassenschwund finanziellen Schaden an?
Nein, weil das Tassenpfand in etwa in Höhe des Einkaufspreises liegt. "Die Tassen kosten im Einkauf knapp unter drei Euro, der Pfand liegt bei genau drei Euro", erklärt Keuneke. "Von daher machen die Standbetreiber weder wirklich Gewinn noch Verlust mit den Tassen."
Und was mache ich, wenn ich auf "legalem" Weg eine Tasse vom Weihnachtsmarkt bekommen möchte?
Am besten ist es, direkt bei den Ständen nachzufragen, ob man die Tasse auch mitnehmen oder kaufen könne. Mit dem Personal könne man alles besprechen und im besten Fall dann auch die Tasse mit gutem Gewissen mit nach Hause nehmen. Entsprechende Tassen-Anfragen erreichen aber auch Keuneke und ihren Verein: "Immer wieder kommen die von Tassensammlern aus ganz Deutschland, die teilweise auch noch gar nicht auf dem Bremer Weihnachtsmarkt waren. Bei vielen sind die Tassen einfach richtig gefragt." Dementsprechend habe man einige Tassen auch schon quer durch Deutschland verschickt. "Aber so gut wie auf dem Weihnachtsmarkt schmeckt der Glühwein auch aus der schönsten Tasse nicht", sagt Keuneke.
Erstmals veröffentlicht am 11. Dezember 2023
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 11. Dezember 2024, 10:55 Uhr