Wie ein Pony für Weihnachtsfreude in Bremerhavener Pflegeheim sorgt
Ein Pony, das durch ein Pflegeheim klappert, gibt es nicht alle Tage. Doch Smokey hat den Bewohnern im größten Bremerhavener Heim tatsächlich einen Weihnachtsbesuch abgestattet.
Weihnachten in einem Bremerhavener Pflegeheim Amarita: Der Chef der Einrichtung sitzt im Speisesaal am Klavier und die Bewohner singen "Stille Nacht, heilige Nacht". Die Tür öffnet sich – und ein Pony kommt herein, geführt von einem kleinen Engelchen. Mit dabei ist eine Mitarbeiterin, verkleidet in einem Weihnachtsmannkostüm. In ihrem Sack hat sie ein paar Geschenke. Der Rest liegt unter dem Tannenbaum in der Ecke des Raumes.
Doch dafür haben die Bewohner gar keine Augen. Alle schauen mit glänzenden Augen das Pony an. Und dann darf gestreichelt, liebkost und geknuddelt werden. Und der 15 Jahre alte Wallach Smokey nimmt das ganz gelassen.
Pony-Besuch gegen die Einsamkeit
Inge Lütje freut sich über den haarigen Besuch. Die ältere Dame hat kaum noch jemanden, erzählt sie. Das Weihnachtsfest verbringt sie allein im Pflegeheim: "Ich hab ja kein Zuhause mehr. Meine Kinder sind in Berlin. Da kann ich nicht hin und die kommen auch nicht. Nun muss ich Weihnachten hier sein. Nützt ja nix!", fasst sie zusammen.
Traurig ist sie darüber aber schon. Da kommt der Besuch von Pony Smokey genau richtig. Beim Anblick des schwarzen Ponys mit der Lichterkette in der zotteligen Mähne und dem Rentiergeweih auf dem Kopf glitzern ihre Augen. Und auch über ein Geschenk kann sie sich freuen. Sorgfältig packt Inge Lütje ihr Päckchen aus. Das Geschenkpapier soll ja nicht beschädigt werden – viel zu schade, sagt sie!
"Gesegnete Weihnachten. Mannfred aus Geestland", steht auf dem Absender. Und im Päckchen: Rätsel, Marzipankartoffeln, ein Mini-Stollen und ein Schal. "Wer hat den denn gestrickt?", fragt sich Inge Lütje und lächelt. Sie freut sich über ihr Geschenk, das ihr ein Fremder zukommen lassen hat. Es ist Teil der Aktion Wunschbaum, bei der Menschen zu Weihnachten kleine Geschenke für Senioren spenden können.
Bis an die Bettkante
Ein paar Meter von dem Trubel der Weihnachtsfeier entfernt ist es ruhiger. Auf der Station für Demenzkranke sind viele Bewohner bettlegerig. Diese Bewohner können nicht zur Feier in den Speisesaal kommen. Also stattet Pony Smokey den Bewohnern einen Besuch ab. Bis ans Krankenbett klappert er mit seinen vorsichtigen Hufen.
Das rührt nicht nur die Senioren, sondern auch Betreuungskraft Sylvia: "Sowas schönes. Sie hat ja nicht mehr viel und wenn dann das Pferd kommt streicheln, das ist dann auch so ... ich kann das nicht beschreiben. Das ist einfach schön!", freut sie sich und kann ein gerührtes Schluchzen nicht unterdrücken.
Man hat ja gesehen, dass sie lächelt, dass es ihr gut geht und sie schaut hinterher, was sie sonst nicht macht. Sonst ist sie so teilnahmslos, also Wahnsinn! So eine tolle Idee!
Betreuungskraft Sylvia
Einfach da sein
Und diese Idee hatte vor ein paar Monaten Pflegeheimmitarbeiterin Romy Melingkat. Sie sieht bei den Senioren und vor allem auch bei den Demenzkranken eine positive Reaktion auf das Pony. "Viele, die kommen, die sind entweder völlig in sich gekehrt. Oder die freuen sich wirklich und die fühlen sich dann auch nicht alleine. So ein Pony ist dann einfach da", beschreibt Melingkat.
Und das gibt den Menschen ganz viel: Mit den Händen durch das dicke Winterfell streichen, dem Pony gut zureden und irgendwie auch ein bisschen Kraft und Wärme tanken. Pony Smokey schreitet geduldig fast zwei Stunden durch das Alten- und Pflegeheim. Und am Ende gibt es für ihn noch eine Belohnung: einen Apfel als Weihnachts-Leckerei.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 24. Dezember 2024, 9:15 Uhr