Bye bye Pool: So entleeren Sie ihn richtig
Garten-Pools waren in Bremen der Hit des Sommers. Doch nun stellt sich die Frage: Wohin mit dem inzwischen buchstäblich kühlen Nass? Das müssen Sie dabei alles beachten.
Im Sommer waren sie das "Klopapier der Baumärkte": Aufstell-Swimming-Pools für den Garten. In manchen Geschäften waren sie schon ausverkauft, weil sich in diesem Jahr gefühlt jeder, der erstens einen Garten und zweitens ein Freizeit-Gestaltungs-Problem durch Corona hatte, so ein Ding aufgestellt hat. Nun aber am Ende des Sommers muss das Wasser weg. Nur wie?
Wasser muss in den Kanal
Einfach "Stöpsel ziehen" geht nur bei der Badewanne. Für die beliebten Garten-Pools ist das keine Option. Ihr Wasser gehört in den Kanal statt in den Garten, erläutert Bernd Schneider aus der Bremer Umweltbehörde: "In Bremen haben wir häufig hohe Grundwasserstände und es kann direkt ins Grundwasser versickern. Aber ohne Sauerstoff findet kein Abbau statt und damit haben wir da erstmal eine Gewässergefährdung."
Der Haken an der Sache ist nämlich, dass in diese Behelfs-Pools in aller Regel Chlor und andere Frischhalter wie Perchlorat, Flockungsmittel, Biozide und ähnliche Mittel reingekippt wurden. Die sollen das über Wochen oder gar Monate im Pool schwappende Wasser frisch und keimfrei halten. Was sie auch zuverlässig und leider ohne vernünftige Alternative erledigen, erklärt Schneiders Kollegin und Expertin für Gewässerschutz, Stefanie Langer.
Eine Aufbereitung des Wasser ohne Chlor, ohne Biozide und Algizide ist bei den Wassermengen, die in den Pools sind, eigentlich nicht möglich.
Stefanie Langer, Umwelt-Ressort
Mechanische Reinigung über Filter könne das Wasser klar, nicht aber keimfrei halten und alle bisher bekannten Chlor-Ersatzstoffe "haben sich soweit ich weiß nicht als gängiges Mittel bewährt."
Die Zeit heilt nicht alle Wunden
Manche Stoffe wie Chlor etwa verflüchtigen sich zwar mit der Zeit. Doch gerade die besonders aggressiven und problematischen Biozide sind sehr stabil und seien auch nach dem Winter noch immer aktiv, betont Langer. Heißt zusammengefasst: Wer all die Chemie in seinem Pool hat, hat im Prinzip alles richtig gemacht, nur hat er jetzt eben ein Problem. Denn: All diese Helfer dürfen weder in Boden, noch in Gewässer gelangen. Sie müssen zwingend durch die Kläranlage.
Da könnte nun der nächstbeste Gully ins Spiel kommen. Und je nach Standort in Bremen tut er das auch. Wie in älteren Stadtteilen vor allem der erweiterten Innenstadt. In denen, die mehr oder minder erst nach dem Krieg entstanden sind aber nicht. Den Grund kennt Oliver Ladeur vom Bremer Abwasser-Unternehmen Hansewasser. Es hängt davon ab, was unter der Straße liegt: "In Bremen gibt es eine so genannte Misch-Kanalisation und es gibt ein Trennsystem."
Der Stadtteil macht den Unterschied
Vor allem in den älteren Stadtteilen wie Mitte, Schwachhausen, Neustadt, Oslebshausen oder Vegesack gibt es die Mischkanäle, die Regen- und Abwasser zusammen zur Kläranlage befördern. Ab den 50er Jahren setzte sich dann das Trennsystem durch. In Bremen etwa in Borgfeld, Lesum und Mittelshuchting. Dort gibt es einen Regenwasser- und getrennt davon einen Abwasserkanal.
Ladeur erläutert den Vorteil: "Die Idee war damals, die Kläranlagen von dem relativ unbelasteten Regenwasser zu schonen, damit sie keine so große Reinigungsleistung erbringen müssen." Denn die reinen Regenwasserkanäle enden immer im nächstgelegenen Fleet oder Bach und leiten das Wasser von Straßen und Fußwegen so ab. In der Kläranlage landet nur, was durch den Abwasser- oder Mischkanal fließt.
Das aber heißt für Schneider auch: Wer an einem solchen Mischkanal wohnt, kann den Pool in den Gully leeren, was manchmal leichter ist, als einen Abfluss im Haus anzusteuern. In Stadtteilen mit Trennsystem hingegen muss die Tauchpumpe in den Pool und der Schlauch zwingend in Badewanne, Klo oder Spülbecken gehängt werden. Denn:
Wenn dieses Abwasser versickert, in einen Graben oder in den Regenwasserkanal geleitet wird, ist das eine Gewässer-Verunreinigung. Und das kann auch eine Straftat bedeuten.
Bernd Schneider, Umwelt-Ressort
Besonderheit für Parzellisten
Ein Problem hat dann noch, wer das Becken auf seiner Parzelle aufgestellt hat: Die meisten Kleingartengebiete haben keine Kanalisation. Doch auch hier ist "Stöpsel raus" aus zwei Gründen keine Option: Es geht um teilweise riesige Wassermengen – je nach Größe können das schon mal 8.000 bis 15.000 Liter sein. Nicht nur will sich kein Gärtner vorstellen, wie sein Garten aussieht, wenn da so ein Schwung Poolwasser drüber herniedergehen. Schneider weiß aus Erfahrung, was das bedeuten kann
Das kann das Gebäude des Nachbarn gefährden. Wenn das da versickert, kann das auch den Keller gefährden. Das ist alles schon geschehen und darauf muss man achten.
Bernd Schneider, Umwelt-Ressort
Vor allem aber: Auch hier haben im Boden Chlor und Co. keine Existenzberechtigung. Hier hilft nur noch der Tankwagen. Schneider: "Die Abfuhr kann eine Möglichkeit sein. Das ist mit Kosten verbunden, aber eine Alternative sehe ich nicht."
Bleibt also die Erkenntnis: Wo eine Entsorgung des Abwassers nicht möglich ist, hat auch ein Gartenpool nichts zu suchen. Denn die illegale Entsorgung kann bis zu 1.000 Euro Strafe kosten.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 24. September 2020, 10:15 Uhr