Interview
Bremer Handwerker-Chef rechnet nicht mit Pleitewelle
In der Energie-Krise hat die Politik sinnvoll geholfen, sagt Matthias Winter von der Kreishandwerkerschaft Bremen. Für einige Betriebe werde es aber trotzdem schwierig.
Tischlermeister Mathias Winter kennt die Situationen der kleinen und mittleren Betriebe im Land Bremen. Die galoppierenden Energiekosten bringen viele Unternehmen in Bedrängnis, berichtet er, eine Pleitewelle fürchtet er allerdings nicht.
Herr Winter, für welche Branchen in Bremen sind die hohen Energiepreise derzeit am schwierigsten zu verkraften?
Besonders kritisch ist es bei Bäckern, Glasern oder Metallern, die mit Aluminium arbeiten. Im Grunde alle stromintensiven Betriebe.
Vor welche Probleme stellt die aktuelle Situation diese Unternehmen?
Die Betriebe sind in erster Linie gezwungen, ihre hohen Energiekosten an die Kunden weiterzugeben. Beispiel Bäckereien: Brötchen kosten heute fast das Doppelte als vor einem Jahr. Letztendlich muss es leider der Endverbraucher tragen. Die meisten Preisanpassungen sollten allerdings mittlerweile durch sein.
Bleibt das folgenlos?
Wir merken deutlich, dass Kaufzurückhaltung bei den Kunden da ist. Die Baubetriebe zum Beispiel haben große Probleme. Es gibt derzeit viele abbestellte Einfamilienhäuser.
Den täglichen Bedarf brauchen die Menschen, aber bei allem, was on Top ist, wird der Euro zweimal umgedreht.
Matthias Winter, Tischlermeister und Vorstand der Kreishandwerkerschaft Bremen
Mit welchen konkreten Folgen für die Unternehmen?
Wir kommen aus sehr guten Zeiten. Deshalb glaube ich nicht, dass wir eine Pleitewelle erleben werden. Schwierig wird es allerdings trotzdem für manchen Betrieb.
Sind Unternehmen, die frühzeitig auf Energieeffizienz gesetzt haben, jetzt tatsächlich im Vorteil?
Auf jeden Fall. Ein Bremer Konditor etwa hat schon vor über zehn Jahren viel Geld investiert, um die Abwärme seiner Kühlanlagen zum Heizen der Backstube zu nutzen. Damals ist er ein bisschen belächelt worden, heute ist er der Gewinner und spart eine Menge Geld.
Rechnen Sie damit, dass viele kleine und mittlere Unternehmen nun eilig nachrüsten in Sachen Energieeffizienz?
Das würden viele Betriebe wohl gerne tun. Allerdings gibt es zu wenige Fachkräfte und zu wenig Material, um den Bedarf schnell abzuarbeiten. Auf eine Wärmepumpe etwa wartet man derzeit mindestens ein Jahr.
Haben Sie den Eindruck, dass die politischen Maßnahmen greifen, um die hohen Energiekosten für die Betriebe abzufedern?
Ich meckere gerne über Politik, aber in diesem Fall ist sinnvoll gegengesteuert worden. Für Betriebe gibt es eine ganze Menge Programme, die dafür sorgen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Januar 2023, 19:30 Uhr