Fragen & Antworten
Nach Brückeneinsturz in Dresden – wie sicher sind Bremens Brücken?
Nach dem Vorfall in der sächsischen Landeshauptstadt rückt bundesweit die Sicherheit der Brücken in den Fokus. Auf Bremen kommt ein richtiger Sanierungs-Marathon zu.
Die Ursache des Dresdener Brückeneinsturzes ist noch nicht geklärt, aber es gibt eine erste Vermutung: Es könnte daran gelegen haben, dass massiv Chlorid — also Salzsäure — in das Bauwerk eingedrungen ist. buten un binnen hat nachgefragt, wie das in Bremen verhindert wird.
Die mögliche Ursache des Einsturzes in Dresden klingt bedrohlich, was genau kann da passieren?
Eigentlich ist der Stahl in Brücken durch Beton geschützt. Aber durch Feuchtigkeit können Salze und damit dann auch Salzsäure den Stahl angreifen. Dass das hier in Bremen nicht passiert, das kann kein Experte hundertprozentig versichern. Aber: Nach Angaben des zuständigen Amtes für Straßen und Verkehr und auch des Verkehrsressorts wird alles dafür getan, um so einen Fall wie in Dresden zu vermeiden.
Man hört immer wieder, dass die Brücken in Bremen in einem schlechten Zustand sind. Wie schlimm ist es wirklich?
Es gibt sechs größere Brücken in Bremen, die dringend saniert werden müssen. Und zwar in den nächsten Jahren. Intern hat man folgenden Vergleich: Wenn die Bremer Brücken Patienten wären, sind sie alle alt, krank und haben Verletzungen. Die Einzige, die noch auf Krücken laufen kann, ist die Erdbeerbrücke. Bei allen anderen ist es schlimmer.
Wie kann das denn sein?
Die großen Brücken sind alle nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden. Die sind also mindestens 70 Jahre alt. Und sie sind damals mit dem Material gebaut worden, das gerade vorhanden war: dünner, dicker oder breiter Stahl. Es gab damals einfach nicht alles. Die Folge: Die Brücken halten irgendwann nicht mehr. Dazu kommt, dass Autos und Lastwagen immer schwerer werden. Die belasten die Brücken also auch immer mehr. Die Belastung der Brücken durch Gewicht hat sich von damals bis heute etwa verdoppelt.
Was muss denn an den Bremer Brücken alles gemacht werden, bis die Gefahr gebannt ist?
Momentan müssen die Brücken vor allem bestens überwacht werden. Das Amt für Straßen und Verkehr kontrolliert die Bürgermeister-Smidt-Brücke gerade wöchentlich — Anfang November wird die Bücke dann saniert und gesperrt. Und nach und nach sind dann die anderen Brücken dran. Da kommt in den nächsten fünf bis sechs Jahren ein richtiger Bau-Marathon auf uns zu, zeitweise müssen sogar mehrere Brücken gleichzeitig gesperrt werden. Dadurch sollen die Brücken noch ein bisschen länger halten — aber in ungefähr zehn Jahren müssen sie wohl alle neu gebaut werden.
Wie wird denn konkret geprüft?
Grundsätzlich dürfen sich Verkehrsteilnehmer beim Überqueren von Brückenbauwerken bundesweit sicher fühlen — auch wenn viele Brücken sanierungsbedürftig sind. Jede Brücke muss alle sechs Jahre eine Hauptuntersuchung nach DIN 1076 durchlaufen. Diese erfolgt in der Regel bei laufendem Verkehr und umfasst die Überprüfung aller Bauteile. Drei Jahre danach erfolgt jeweils eine einfache Prüfung. Die Ergebnisse werden dokumentiert. Der Bereichsleiter Technik und Gesellschaft beim Verein Deutscher Ingenieure, Dieter Westerkamp, hält diesen Zyklus für ausreichend. "Angesichts der niedrigen Zahl an Vorkommnissen bei rund 130.000 Brücken in Deutschland scheint sich dieser Rhythmus zu bewähren", sagte er.
Wie sieht es denn generell bei den Brücken in ganz Deutschland aus?
Es gibt leider einen Abwärtstrend. Ein Indiz dafür ist der sogenannte Traglastindex. Dieser beschreibt die strukturelle Leistungsfähigkeit einer Brücke, also inwiefern sie den Verkehrsbelastungen standhalten kann. Da gibt es ein Stufensystem zwischen I und V. Diese letzte Stufe deutet darauf hin, dass das Bauwerk langfristig ersetzt werden muss. Generell beobachten Fachleute beim Traglastindex einen Abwärtstrend in Deutschland. Es fällt auf, dass insbesondere im Westen zahlreiche Bauwerke ihre Lebenszeit überschritten haben.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 12. September 2024, 9:10 Uhr