Infografik
So steht es wirklich um die 5 Bremer Autobrücken
Risse, Rost und Fahrverbote: Die fünf großen Brücken Bremens sind in einem schlechten Zustand. Die Ertüchtigung der Wilhelm-Kaisen-Brücke dauert sogar länger als geplant.
Seit Dezember sind die Wilhelm-Kaisen-Brücke, die Bürgermeister-Smidt-Brücke und die "Erdbeerbrücke" für große Lastwagen gesperrt. Seit März ist zudem offiziell, was manche ahnten: Auch die zwei alternativen Weserquerungen – die Weserstrombrücke der A1 und die Stephanibrücke der B6 – sind maroder sind als bislang gedacht.
Die Folgen: politische Schuldzuweisungen vom Bund ans Land und umgekehrt. Darüber hinaus wird seit Monaten geprüft, berechnet und analysiert, wie schlimm es tatsächlich um Bremens fünf große Weserquerungen steht. Den aktuellen Stand und die wichtigsten Fakten fassen wir hier zusammen.
Termine und Pläne für Bremens Brücken
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1 Bürgermeister-Smidt-Brücke
Aktuelle Einschränkungen: Die Bürgermeister-Smidt-Brücke ist für Lkw über 30 Tonnen gesperrt. Außerdem dürfen Lkw nicht mehr überholen. Der Taxenstand auf der Brücke wurde abgeschafft.
Zustand und Maßnahmen: Die Nachrechnung für die 1952 eröffnete Brücke ist noch nicht abgeschlossen, teilt das ASV mit. "Der bisher absehbare Bedarf einer Ertüchtigung und Instandsetzung wird aber voraussichtlich die Verstärkung der Längs- und Querträger und Diagonalen des Überbaus beinhalten", sagt ASV-Sprecherin Voth. So müssten die Zuganker auf der Altstadtseite aufgrund von Korrosionsschäden ertüchtigt werden, ebenso müssten Korrosionsschäden am Überbau beseitigt werden. Über die Schadensbehebung am Brückenkopf, was auch Einfluss auf die umliegenden Bürogebäude hätte, erfolgen solle, müsse sich aus der noch zu erfolgenden Instandsetzungsplanung ergeben.
Zeitplan: Die Bürgermeister-Smidt-Brücke ist die zweite, neben Wilhelm-Kaisen- und Erdbeerbrücke in Bremer Hand liegenden Weserquerungen, die ertüchtigt werden soll. Start der Bauarbeiten ist am 4. November, ab dann wird die Brücke auch gesperrt. Das Mobilitätsressort plant, dass die Brücke im Februar 2025 wieder geöffnet werden kann. Allerdings könne es durch ungünstige Witterungsbedingungen Verzögerungen geben.
Neubau: Da die Nachberechnung noch nicht abgeschlossen ist, sind die Aussagen über einen geplanten Neubau der Bürgermeister-Smidt-Brücke schwer zu treffen. Sollte sich eine Einstufung – ähnlich wie bei der Erdbeerbrücke – in die vom ASV vermutete Nachweisklasse C ergeben, wäre die vorläufig eingeschränkte Nutzungsdauer auf maximal 20 Jahre festgelegt. "Es ist aber von einer notwendigen Ertüchtigung auszugehen, um die Nachweisklasse C zu erreichen", sagt ASV-Sprecherin Voth. "Danach sollte aufgrund des Alters von über 90 Jahren ein Neubau angedacht werden."
2 Stephanibrücke (B6)
Aktuelle Einschränkungen: Neben der Weserstrombrücke auf der A1 ist die Stephanibrücke derzeit die einzige Weserüberführung in Bremen auf der Lkw mit einem Gewicht von bis zu 40 Tonnen noch fahren dürfen. Es gilt jedoch ein Lkw-Überholverbot und eine Lkw-Abstandsregelung.
Zustand und Maßnahmen: Seit mehreren Jahren sind Ermüdungsrisse in den Tragelementen der Fahrbahnplatte der Stephanibrücke bekannt. "Sie werden im Rahmen von Bauwerksprüfungen engmaschig inspiziert und überwacht", teilt die vom Bund zuständige Die Autobahn GmbH mit. Bereits in diesem Jahr werden die Dehnungsfugen an den Fahrbahnübergängen der Brücke ausgetauscht. Derzeit würden darüber hinaus auch Verbeulungen innerhalb des Brückenkastens und Unregelmäßigkeiten in den Schweißnähten gutachterlich bewertet. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse würden weitere Maßnahmen geplant.
Zeitplan: 2026 soll die Ertüchtigung der Stephanibrücke beginnen.
Neubau: Nach Ertüchtigung der Brücke rechnet die zuständige Autobahn-Gesellschaft des Bundes mit einer Übergangszeit von rund zwölf Jahren, bevor eine neue Brücken gebaut sein muss. Rechnerisch wäre dies ungefähr im Jahr 2040 der Fall.
3 Weserstrombrücke (A1)
Aktuelle Einschränkungen: Neben der Stephanibrücke ist die Weserstrombrücke auf der A1 derzeit die einzige Weserüberführung in Bremen, auf der Lkw mit einem Gewicht von bis zu 40 Tonnen fahren dürfen. Es gilt jedoch ein Lkw-Überholverbot und eine Lkw-Abstandsregelung.
Zustand und Maßnahmen: Wie die Stephanibrücke weist auch die 1962 erbaute Autobahnbrücke auf der A1 Schäden und Ermüdungsrisse bei den Stahlträgern auf. Der Autobahngesellschaft zufolge sei die rechtlich zulässige Belastung der Statik "am Limit".
Zeitplan: Die Ertüchtigung der Weserstrombrücke soll noch vor den Arbeiten an der Stephanibrücke beginnen. Die Bauarbeiten sollen der Autobahn-Gesellschaft zufolge von 2024 bis 2026 andauern. Während der Bauarbeiten soll der Verkehr durchgängig fließen können.
Neubau: Nach Ertüchtigung der Brücke rechnet die zuständige Autobahn-Gesellschaft des Bundes mit einer Übergangszeit von rund zwölf Jahren, also bis 2038, bevor eine neue Brücke gebaut sein muss.
4 Karl-Carstens-Brücke ("Erdbeerbrücke")
Aktuelle Einschränkungen: Derzeit ist die Karl-Carstens-Brücke für Fahrzeuge mit mehr als 20 Tonnen gesperrt. Außerdem müssen Lkw-Fahrer ein Abstandsgebot einhalten.
Zustand und Maßnahmen: Aus statischer Sicht muss die 1970 eingeweihte Erdbeerbrücke dem Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV) zufolge nachträglich um "fehlende Bewehrungsmengen für Biegung, Querkraft und Torsion" ergänzt werden. Das bedeutet, die Betonteile der Brücke müssen verstärkt und an den modernen Verkehr angepasst werden, um ihre Tragfähigkeit zu erhöhen.
Konkret geplante Maßnahmen liegen zum derzeitigen Bearbeitungsstand noch nicht vor, teilte das ASV mit.
Zeitplan: Die Erdbeerbrücke ist die letzte, neben Wilhelm-Kaisen- und Bürgermeister-Smidt-Brücke in Bremer Hand liegenden Weserquerungen, die ertüchtigt werden soll. Der genaue Zeitplan ist abhängig vom noch zu ermittelnden Umfang des Ertüchtigungs- und Instandsetzungsbedarfes sowie den verfügbaren Personalressourcen, heißt es beim zuständigen Amt für Straßen und Verkehr. Als Grobtermin nennt das ASV für die Ertüchtigung den Zeitraum Ende 2025 bis Mitte 2026. Als Grobtermin für die Instandsetzung ist der Zeitraum 2027 bis 2028 vorgesehen.
Neubau: Wann ein Neubau für die Erdbeerbrücke nötig ist, hängt davon ab, in welcher Nachweisklasse die Erdbeerbrücke bei der Bewertung des Bauwerkszustands fällt. Das ASV geht aufgrund der bisherigen Rechenergebnisse von einer "vermuteten Nachweisklasse C als Ergebnis der Nachrechnung" aus. Das heißt, die Brücke könnte mit Nutzungsauflagen oder Kompensationsmaßnahmen noch 20 Jahre genutzt werden. "Es ist dabei aber von einer notwendigen Ertüchtigung auszugehen, um die Nachweisklasse C zu erreichen", sagt ASV-Sprecherin Andrea Voth.
5 Wilhelm-Kaisen-Brücke
Aktuelle Einschränkungen: Die Wilhelm-Kaisen-Brücke ist für Fahrzeuge über 16 Tonnen gesperrt. Außerdem gibt es ein Überholverbot für Lkw.
Zustand und Maßnahmen: Die Liste der Instandsetzungsmaßnahmen für die 1960 eingeweihte Wilhelm-Kaisen-Brücke ist lang. Sie umfasst unter anderem die Betoninstandsetzung im Innern der Träger und die Erneuerung der Brückenentwässerung im Inneren der Träger, die Instandsetzung der Fahrbahnübergänge und Brückengelenke, die Erneuerung der Fahrbahnen und Abdichtung auf dem gesamten Überbau, einschließlich des Gleisbereichs und der sogenannten Kragarme, die von den Pfeilern der Brücke die Weser überspannen. Das Eigengewicht der letzteren müsse zudem reduziert werden, teilt das ASV mit.
Zeitplan: Die Wilhelm-Kaisen-Brücke muss neben der Bürgermeister-Smidt- und der Erdbeerbrücke ertüchtigt werden soll. Als angestrebter frühestmöglicher Termin für die Fertigstellung der Ertüchtigung der Brücke nennt das ASV auf Nachfrage inzwischen Mitte 2025. "Weitere Verschiebung sind nicht ausgeschlossen, da unter anderem auch noch Versorgungsleitungen für die Ertüchtigung umverlegt werden müssen", sagt ASV-Sprecherin Voth.
Als Grobtermin für die Instandsetzung sieht das ASV den Zeitraum 2026 bis 2028 vor.
Neubau: Das Amt für Straßen und Verkehr strebt – nach erfolgreicher Ertüchtigung – eine Einstufung der Wilhelm-Kaisen-Brücke in eine andere sogenannte Nachweisklasse an (2c). Nach der grundlegenden Instandsetzung auf Grundlage der Schadensanalyse könnte die Brücke dann mit einer vorläufigen Restnutzungsdauer von maximal 20 Jahren weiterbetrieben werden. "Danach sollte aufgrund des Alters von über 80 Jahren ein Neubau angedacht werden", sagt ASV-Sprecherin Voth. Zumindest eine neue rechnerische Beurteilung der Stand- und Gebrauchssicherheit sei dann definitiv erforderlich.
Dieser Artikel wurde erstmals am 29. Mai 2023 veröffentlicht.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen. 23. Mai 2023, 19:30 Uhr