Warum dieses Berliner Wahrzeichen ohne Bremen nicht dasselbe wäre

Er ist die grüne Lunge Berlins – der Tiergarten. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg glich er einem Trümmerfeld. Dann stand plötzlich ein Lastwagen aus Bremen vor der Tür.

Blick von der Siegessäule in Berlin auf den Tiergarten im Gegenlicht der Frühlingssonne.
Aus dem Stadtbild nicht wegzudenken: Der Tiergarten in Berlin zieht Bewohner ebenso an wie Touristen. Bild: dpa | Kay Nietfeld

Der Berliner Tiergarten bot nach dem Krieg ein trauriges Bild: Zwischen Bombenkratern und Baumresten ragte einzig noch die Siegessäule auf. Dabei war der Park einst eine grüne Insel im Großstadtgewimmel gewesen. Mit Tradition: Ende des 17. Jahrhunderts ließ Kurfürst Friedrich III. aus dem ehemaligen Jagdrevier einen "Lustpark für die Bevölkerung" anlegen. Zwischen 1833 und 1838 verwandelte der bekannte Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné das Gelände in einen englischen Volkspark.

Tiergarten diente Gemüseanbau nach Kriegsende

Welchen Zweck sollte der Park nun nach Kriegsende, erfüllen? 1946 wurden zunächst große Flächen als Parzellen freigegeben, auf denen die Berliner ihr Gemüse anbauten. Für andere Flächen ordneten die Alliierten landwirtschaftliche Nutzung an, und im Winter holten die Berliner dort Holz zum Heizen. Der Tiergarten wurde vom Erholungs- zum Versorgungsgebiet mitten in der Stadt.

1949 gab es dann eine Volksbefragung über das weitere Schicksal des Tiergartens. Das Ergebnis: Die Berliner wollten ihren Tiergarten als Park erhalten, und zwar sowohl mit Bäumen, die Schatten spenden, als auch mit Wiesen zum Sonnen. Erste Berichte über die Aufforstungsbemühungen gingen durch die westdeutsche Presse.

Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen schickt besondere Spende

Am 6. Dezember 1949 schuf Bremen dann Tatsachen: Plötzlich stand in Berlin ein Lastwagen aus Bremen – voll beladen mit jungen Bäumen und Sträuchern. So erinnerte sich 20 Jahre später ein Berliner Obergartenbaurat in einer Radiosendung. Rund 30.000 Pflanzen spendete die Hansestadt nach Angaben der Senatspressestelle für den Berliner Park. Und die Bremer Aktion wurde zum Vorbild: 40 weitere Städte und zwei Behörden spendeten zusammen fast 400.000 Bäume und Sträucher.

Schild mit der Aufschrift "Bremer Weg" im Berliner Tiergarten.
Der "Bremer Weg" im Berliner Tiergarten erinnert bis heute an die Baumspende aus der Hansestadt. Bild: Radio Bremen | Frank Schulte

Bis heute erinnert der "Bremer Weg", der quer durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor führt, an die Baumspende des damaligen Bremer Bürgermeisters Wilhelm Kaisen: Nach einer Besichtigung des abgeholzten Tiergartens mit seinem Berliner Amtskollegen Ernst Reuter ließ er die Pflanzen nach Berlin bringen. In den Folgejahren wurde der Tiergarten im Rahmen eines Notstandsprogramms wieder aufgeforstet. Aus Dankbarkeit für die Spende steht heute noch ein Gedenkstein im Tiergarten.

Und noch eine Sache dürfte an Bremen erinnern: Die Plastik "Der Rufer" von Gerhard Marcks. Sie steht in Berlin am Rand des Tiergartens nahe dem Brandenburger Tor. In Bremen hat die gleiche Skulptur ihren Platz an der Weser.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 15. März 2019, 17:45 Uhr

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