Wohlfühl-Anrufer in Bremen wollen Einsamkeit lindern

Eine Senorin am Telefon

Wohlfühltelefon

Bild: dpa | Schoening

Soziale Kontakte verbessern die Gesundheit, vor allem im Alter. Der Verein "Ambulante Versorgungsbrücken" bietet eine Anlaufstelle bei Einsamkeit; das Wohlfühltelefon.

Der Verein Ambulante Versorgungsbrücken kümmert sich mit Wohlfühlanrufen um vor allem kranke und alte Menschen, die nicht mehr so viele soziale Kontakte haben. Die Anrufe werden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern geführt, eine von ihnen ist Ursula Schnell. In einem Gespräch mit Bremen Zwei hat sie verraten, was hinter diesem Angebot steckt.

Was braucht es in so einem Gespräch oder vielleicht auch in der Stimme, um einem Menschen ein Wohlfühlgefühl zu geben?

Es fängt einfach mit einem Plaudergespräch an. Dass jemand das Gefühl hat, da ist ein Mensch der hört mir zu der hat jetzt Zeit für mich. Der bewertet das nicht und geht auf mich ein und kann vielleicht auch mal eine Frage beantworten, die ich habe. Wobei man aber dazu sagen muss, das ist kein therapeutisches Angebot im engsten Sinne.

Wenn jemand sagt, er sei einsam, ruft er bei der "Ambulanten Versorgungsbrücke" an, bekommt dann einen Termin und dann melden Sie sich, ist das richtig?

Ja genau, erstmal führt man ein Gespräch und sagt, man hat davon gehört und hat Interesse an so einem Wohlfühlanruf. Das sind auch manchmal Angehörige oder Freunde, die da auf uns zukommen und fragen. Man kann es ja zum Beispiel auch verschenken sowas. Weil das kostet ja auch was.

Ein Anruf kostet fünf Euro für jemanden, der nicht Mitglied ist. Wenn jemand Mitglied im Verein ist, dann kostet es 60 Euro im Jahr und dann hat man einen Anruf kostenlos in der Woche. Also nach drei Monaten rechnet sich das schon. Wir rufen ja auch, wenn jemand das gerne möchte, zweimal die Woche an.

Und das richtet sich nicht explizit an ältere Menschen, also das gilt auch für Jüngere oder?

Wir haben auch schon jüngere Menschen gehabt, wobei das nicht die ganz jungen sind. Es gibt ja auch manchmal Menschen, die haben schon mit 50 vielleicht einen Schlaganfall gehabt, sind zu Hause und sind pflegebedürftig und ihrer Mobilität eingeschränkt.

Gibt es auch Situationen, wo Menschen eher nicht selbst erzählen wollen, sondern von ihnen was hören wollen?

Ja, das fand ich selbst auch etwas schwierig für mich am Anfang. Es war eine Dame da, sie wollte auch gerne hören was ich noch mache und ich wusste nicht so genau, kann ich ihr erzählen von meinen Reisen, meiner Familie, meinen Enkeln, weil ich bin noch ziemlich aktiv unterwegs. Und wenn man das jemanden erzählt, der alleine zu Hause ist, dann habe ich Angst, dass es ihn traurig macht.

Ich kann mir vorstellen, dass sie so eine Art professionelle Distanz zu den Menschen aufbauen, mit denen sie sprechen. Kann man das einfach ablegen was man gehört hat, wenn man von der Einsamkeit anderer hört?

Natürlich beschäftigt einen das. Aber ich habe lange auch im sozialen Bereich gearbeitet und da kann man nicht immer alles mitnehmen. Wir treffen uns auch regelmäßig in der Gruppe und besprechen Situationen, die schwieriger sind. Die Anrufe sind ja ein kleiner Baustein im Leben des anderen Menschen, wir telefonieren ja ungefähr eine halbe Stunde. Manchmal ist das länger manchmal kürzer, das ist immer der Situation geschuldet und das ist ja immer nur ein kleiner Zeitausschnitt in einer vielleicht auch langen Woche. Aber vielleicht auch ein wichtiger Ausschnitt.

Autor

  • Reza Vafa
    Reza Vafa Moderator

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Mittag, 8. September 2023, 12:38 Uhr