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Platz 49 von 50 in Europa: Ist Bremens Bahnhof wirklich so schlecht?

Reisende mit Koffern laufen zum Bremer Hauptbahnhof.

Vorletzter Platz: Neue Studie sieht Bremer Hauptbahnhof weit hinten

Bild: dpa | Sina Schuldt

Eine US-Organisation hat Bahnhöfe in Europa bewertet – der Bremer Hauptbahnhof belegt dabei den vorletzten Platz. Allerdings kommen die Ergebnisse zweifelhaft zustande.

Der Ruf des Bremer Hauptbahnhofs ist nicht der beste – auf den ersten Blick ist sein Abschneiden im vor Kurzen veröffentlichten Bahnhofs-Ranking "European Railway Index" der US-Organisation "Consumer Choice Center" (CCC) daher nicht ganz überraschend: Der Bremer Hauptbahnhof belegt unter 50 europäischen Bahnhöfen den vorletzten Platz – was immerhin eine kleine Verbesserung zum vergangenen Jahr darstellt, als Bremen noch das Schlusslicht der Studie war.

Worum geht es bei der Erhebung?

Die Macher haben sich nach eigener Aussage zum Ziel gesetzt, herauszufinden, an welchen Bahnhöfen in Europa das Reisen am angenehmsten ist. Dazu haben sie sich 50 der größten Bahnhöfe in Europa herausgepickt und jeden Bahnhof anhand von 16 verschiedenen Kriterien bewertet. Besonders viele Punkte konnten die Bahnhöfe holen, wenn die Züge pünktlich kamen und es außerdem eine hohe Anzahl an Geschäften und Kiosken sowie Restaurants und Imbissen gibt. Weitere Kriterien sind unter anderem Barrierefreiheit, Anbindung an den Nahverkehr, Öffnungszeiten der Bahnhofsinformation, freies Wi-Fi sowie die Verfügbarkeit von verschiedenen Ticketoptionen.

Was ist das Ergebnis?

Besonders gut hat der Bahnhof in Zürich abgeschnitten: Er holte 101 von 118 möglichen Punkten. Bester deutscher Bahnhof ist der Leipziger Hauptbahnhof: Mit 85 Punkten landete er in der Gesamtwertung auf Platz 10. Der Bremer Bahnhof belegt mit 45 Punkten Platz 49, der Bahnhof Berlin Ostkreuz löst ihn mit 41 Punkten als Schlusslicht ab.

Auffällig ist, dass sehr viele deutsche Bahnhöfe im Ranking vertreten sind und diese fast alle mittelmäßig bis schlecht abschneiden.

Wie hat Bremen im Speziellen abgeschnitten?

Leer ausgegangen ist Bremen in Sachen Pünktlichkeit der Züge und Wartezeit für die Reisenden. Die zehn von den Machern gezählten Geschäfte und Kioske am Bahnhof reichen ebenfalls nicht aus, um Punkte zu holen. Welche zehn Angebote im Bahnhof sie der Kategorie zurechnen, bleibt allerdings offen.
Auch dass es keinen Zugang zu Fahrgemeinschaften gibt, lässt Bremen schlecht dastehen. Punkten kann der Bahnhof dagegen vor allem mit seinen Aufzügen, der Informationspolitik vor Ort, der Anzahl an Restaurants und Imbissen und der Barrierefreiheit im Bahnhof. Ebenfalls kam Bremen zugute, dass es im Bahnhof verschiedene Ticketoptionen (Kinder-, Senioren, Behindertentickets etc.) zu kaufen gibt und mehrere Bahnunternehmen dort unterwegs sind.

Wie ist das Ergebnis einzuordnen?

Dass Kriterien wie die Verfügbarkeit von verschiedenen Tickets oder Zugverspätungen auf die einzelnen Bahnhöfe zurückfallen, wirkt beim genaueren Hinsehen bereits merkwürdig. Und auch die Verfügbarkeit von Imbissen und Geschäften sei wie einiges anderes, was die Macher unter die Lupe genommen haben, kein Qualitätskriterium, sagt Malte Diehl, Vorsitzender des Landesverbands Bremen und Niedersachsen von "Pro Bahn". Allzu viel gibt er dementsprechend nicht auf die Ergebnisse: "Für mich ist das Ergebnis, vorsichtig ausgedrückt, mindestens mal zweifelhaft. Der Bremer Hauptbahnhof hat vielleicht ein schwieriges soziales Umfeld – das ist in anderen Städten aber auch so."

Er ist nicht schlechter als andere Bahnhöfe, und definitiv keine Vollkatastrophe.

Malte Diehl, Vorsitzender "Pro Bahn", Landesverband Bremen/Niedersachsen

Allein die Auswahl der 50 untersuchten Bahnhöfe verzerre für Diehl das Bild: "Denn viele Bahnhöfe, die mit Sicherheit schlechter dastehen als der in Bremen, tauchen in dem Bericht gar nicht auf."

Wer steckt hinter dem Bericht?

Das "Consumer Choice Center" (CCC) hat seinen Sitz in Washington und bezeichnet sich selbst auf seiner Homepage als "unabhängige, überparteiliche Verbraucherschutzorganisation". Die Initiative Lobbycontrol sieht das CCC allerdings kritisch: "Insbesondere staatliche Maßnahmen im Bereich des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes versucht das CCC durch Lobbyarbeit auf EU-Ebene und öffentliche Kampagnen zu untergraben", heißt es auf einer Plattform von Lobbycontrol.

Das CCC finanziert sich nach eigenen Angaben durch private Spender. Geldgeber kamen dem CCC zufolge auch aus der Nikotin-, Alkohol-, Flug-, Chemie- und Finanzbranche.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Die Vier am Mittag, 9. Oktober 2024, 12:15 Uhr