Fragen & Antworten
Ehemaliger Steinhoff-Manager nicht vor Oldenburger Gericht erschienen
Der Bilanzskandal beim Möbelkonzern Steinhoff soll vor dem Oldenburger Landgericht verhandelt werden. Zum Prozessauftakt fehlte allerdings Ex-Chef Markus Jooste.
Ein Unternehmen pumpt seine Bilanz auf und macht sich deutlich größer als es ist. Das erinnert stark an den Fall Wirecard, in diesem Fall geht es aber um den Möbelkonzern Steinhoff. Unter seinem Dach waren mal die "Poco"-Märkte. Seine Wurzeln hat Steinhoff in Westerstede, seit Jahren ist der Hauptsitz aber in Südafrika. Die von Firmengründer und Namensgeber Bruno Steinhoff aufgebaute Gruppe galt lange als Europas zweitgrößter Möbelkonzern.
Dem Unternehmen geht es nicht gut – es ist mittlerweile mit rund zehn Milliarden Euro verschuldet. Der ehemalige Konzernchef und ein Treuhänder müssen sich seit Dienstag vor dem Oldenburger Landgericht verantworten. Zum Prozessauftakt fehlte allerdings der wichtigste Angeklagte.
Wie ist denn der erste Prozesstag bisher gelaufen?
Wie erwartet, ist der Hauptangeklagte Markus Jooste nicht aus Südafrika angereist. Er war der Geschäftsführer des Steinhoff-Konzerns und ist angeklagt, weil er dazu angestiftet haben soll, die Bilanz von Steinhoff aufzublähen und mit Scheingeschäften in Milliardenhöhe aufzuhübschen. Jooste soll der Strippenzieher hinter all dem sein.
Ein Treuhänder ist ebenfalls angeklagt. Er soll Beihilfe zur Anstiftung geleistet haben. Der Brite wies die Vorwürfe von sich. Gegen ihn wird nun vor dem Oldenburger Landgericht weiterverhandelt. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr und und acht Monaten.
Wer hat Jooste denn dann im Gericht vertreten?
Sein Anwalt. Der hat ihn entschuldigen lassen und sagte, dass es einen Deal mit den Behörden in Südafrika gebe. Wegen des Deals dürfe Jooste nicht ausreisen, sonst werde er festgenommen. In Südafrika wird nämlich auch gegen ihn ermittelt. Deswegen habe er derzeit auch keinen Pass. Außerdem sei sein Vermögen eingefroren.
Staatsanwaltschaft und Gericht zeigten sich irritiert. Nach den vorliegenden Unterlagen sei der Pass Joostes "nicht amtlich" eingezogen worden, sagte der Vorsitzende Richter Christian Weigmann. Vielmehr sei der Pass wohl freiwillig abgegeben worden. Eine Ausreise erscheine daher grundsätzlich möglich.
Und glaubt die Staatsanwaltschaft das alles?
Nein. Joostes Anwalt sagte, dass sein Mandant alles versuche, um in Oldenburg anwesend sein zu können. Dazu sagte der Staatsanwalt, dass Jooste die Ladung zu dem Prozess schon vor Monaten bekommen habe. Außerdem fehle der Beweis, dass es einen solchen Deal gebe.
Es besteht der Haftgrund der Fluchtgefahr.
Staatsanwalt Frank Lohmann
Staatsanwalt Frank Lohmann sprach von "Prozesstaktik" und beantragte daraufhin vor dem Gericht einen Haftbefehl gegen Jooste. "Es besteht der Haftgrund der Fluchtgefahr", sagte der Ankläger. Jooste wolle sich offenbar dem Prozess in Deutschland entziehen. "Ernsthafte Bemühungen" sich der Verhandlung in Oldenburg zu stellen, seien nicht erkennbar, sagte Lohmann. Der Haftbefehl muss jetzt geprüft werden und bis dahin ist der Prozess ausgesetzt.
Wann geht der Prozess weiter?
Das ist noch unklar. Sollte Jooste doch noch vor Gericht erscheinen, drohen ihm zwei Jahre und drei Monate Haft. Gegen ihn wird ja aber auch in Südafrika wegen Marktmanipulation und Betrugs ermittelt – dort drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Ein südafrikanischer Journalist, der in Oldenburg vor Ort war, berichtete dem NDR, dass es in Südafrika kaum Experten auf dem Gebiet gebe. Deswegen sei Jooste dort auch noch nicht angeklagt. Und seine Rechtsanwälte in Südafrika würden versuchen, den Prozess hier in Deutschland möglichst lange hinzuziehen – denn schon jetzt sind von sechs Anklagepunkte bereits vier verjährt.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier News, 18. April 2023, 14 Uhr