Interview

Treffpunkt: Bremer Bibliotheken sollen sonntags öffnen dürfen

Die Bibliothek als Ort des Zusammenkommens – das wünscht sich die Direktorin der Bremer Stadtbibliothek. Bibliotheken sollten daher auch sonntags öffnen dürfen.

Bibliotheken sind Treffpunkte, sie inspirieren, sie bieten eine besondere Atmosphäre. Auch in Bremens Bibliotheken kann man das spüren. Nur eben nicht dann, wenn die meisten Menschen Zeit dafür haben: an Sonntagen. Die Direktorin der Bremer Stadtbibliothek, Barbara Lison, fordert schon lange eine Erweiterung der Öffnungszeiten.

Wann wollen Sie an die Öffnungszeiten ran, dass beispielsweise auch an Sonn- und Feiertagen die Türen für jede und jeden offen stehen ?

Das ist ein Thema das ich seit 20 Jahren verfolge. Uns hindert das Bundesarbeitszeitgesetz, an Feiertagen oder auch an Sonntagen Bibliotheken zu öffnen. Das ist ein Gesetz das in Berlin vom Bundestag entschieden wird und wir arbeiten in den Bibliotheken und auch im Bibliotheksverband daran, dass dieses Gesetz so geändert wird, dass wir in die Ausnahmeregelungen für alle Institutionen und Einrichtungen fallen, die an Sonntagen öffnen dürfen, wie zum Beispiel Museen. Aber wir dürfen nicht öffnen. Wir würden gerne, aber wir dürfen es nicht.

Wann glauben sie, wird das möglich werden?

Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionvertrag festgelegt, dass Sonntagsöffnung ermöglicht werden soll für öffentliche Bibliotheken. Ich fürchte, im Moment hat die Bundesregierung Anderes zu tun, als sich genau über dieses Thema speziell Gedanken zu machen, aber wir arbeiten auch weiter daran. Die Gespräche mit den Parteien, die in der Koalition sind, werden geführt.

Wir würden gerne, aber wir dürfens nicht.

Barbara Lison, Chefin der Stadtbibliothek zur Sonntagsöffnung

Warum reichen denn Bücher heutzutage nicht mehr aus ? Warum macht man sich die Gedanken überhaupt?

Die Bibliothek allein hat (...) keinen Auftrag mehr, Informationen zu vermitteln. Das tun inzwischen viele Andere. Wobei gesagt werden muss, dass die Informationen, die an anderer Stelle sind, vielleicht nicht ganz so zuverlässig, sind wie bei uns in den Bibliotheken.

Auch die Onlineinformationen, die wir haben, sind geprüft und relativ zuverlässig. Wir wissen im Grunde, was wir anbieten können. Aber natürlich ist eine Bibliothek auch ein Ort der, ja, zweites Wohnzimmer ist. Das heißt, wir haben Möglichkeiten in den Bibliotheken sich zurückzuziehen, sich zu Gesprächen zu versammeln.

Wir hatten, als die große Flüchtlingswelle kam, ganz viele Paare bei uns, die aus einem Flüchtling und einer Person bestanden, die mit diesen Personen Deutsch sprachen und in Deutschland das Ankommen erleichterten. Also ein breites, breites Spektrum. Wir haben in der Zentralbibliothek am Wall ein Bodenschachspiel, was quasi rund um die Uhr von den unterschiedlichsten Menschen genutzt wird. Solche Dinge sind notwendig.

Barbara Lison, die Chefin der Bremer Stadtbibliothek
Geht bald in den Ruhestand: Barbara Lison, die Chefin der Bremer Stadtbibliothek. Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Sie sind seit 30 Jahren Leiterin der Stadtbibliothek, seit 40 Jahren Bibliothekarin und haben viele Veränderungen mitbekommen. Was ist der größte Wandel der in dieser Zeit stattgefunden hat für die Bremer Stadtbibliothek?

Das ist die digitale Entwicklung natürlich. Also wir haben angefangen im Internet 1996 präsent zu sein, das ist jetzt auch schon fast 30 Jahre her. Man muss sich überlegen was in dieser Zeit auch mit unserer Zeit passiert ist und genau diese Veränderungen die in unserer Welt geschehen sind, die sind auch in unserer Bibliothek und in anderen Bibliotheken geschehen.

Was wünschen sie sich für die Zukunft ihrer Bibliothek? Sie gehen im September in den Ruhestand.

Ich wünsche mir, dass irgendwann möglichst bald die Sonntagsöffnung erfolgt und dass wir sie durchführen können. Auch natürlich was das Personal betrifft, brauchen wir entsprechende Ausstattung. Und ich wünsche mir, dass die Bibliothek nach wie vor ein Ort ist, der für alle Menschen zum zweiten Wohnzimmer werden kann.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. April 2023, 19:30 Uhr