Wie die U18-Bundestagswahl Bremer Schüler an Demokratie heranführt
Bis zum 14. Februar können Kinder und Jugendliche ihre Stimme abgeben. Im Land Bremen gibt es mit 34 Wahllokalen einen neuen Rekord. Das Ziel dabei: Demokratie üben und Zeichen setzen.
Das Wahllokal im Freizi Horn hat eine richtige Kabine und ist diese Woche täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet – mittwochs und freitags sogar bis 21 Uhr. Hier können Kinder und Jugendlichen bei der U18-Wahl teilnehmen, die ohnehin ins Jugendhaus Horn-Lehe kommen, sagt Sozialpädagogin Eva Bärwolf. Es waren aber auch schon junge Leute da, die nur wegen der U18-Bundestagswahl gekommen sind.
Die U18-Wahl ist eine Initiative des Deutschen Bundesjugendrings. Diejenigen, die zu jung zum Wählen sind, können hierbei in ganz Deutschland – und an 34 Orten in Bremen – symbolisch ihre Stimme abgeben. So wie die zehnjährige Klara.
Ich musste eine Partei wählen. Das konnte ich schnell entscheiden, weil ich die ganze Sache mit meiner Familie schon besprochen hatte.
Klara, zehn Jahre alt
Die Kinder und Jugendlichen sprechen auch mit den Fachkräften inhaltlich über die Parteien. Sie lernen, dass man anonym und geheim wählt. Und freiwillig. Nicht alle, die die offenen Kinder- und Jugendangebote nutzen, machen mit. Aber viele. 2021 waren es im Land Bremen knapp 500.
Ergebnis ist zweitrangig – es geht um die Demokratie
Das Ergebnis der U18-Bundestagswahl wird kurz vor der "echten" Bundestagswahl veröffentlicht. Es könnte unentschlossenen Wahlberechtigten bei ihrer Entscheidung helfen, ein Fingerzeig sein, so die Organisatoren. Sie geben auch zu bedenken: Je jünger die Menschen, desto länger müssen sie mit bundespolitischen Weichenstellungen leben, obwohl sie selbst noch nicht wahlberechtigt sind.
Wobei das Ergebnis zweitrangig ist – in erster Linie geht es bei der U18-Wahl darum, junge Leute an Demokratie heranzuführen, sagt Joris Immenhauser vom Bremer Jugendring. Sie sollen mal sehen, was bei einer Wahl passiert, sozusagen schon mal üben, wie das mit Stimmzettel, Wahlkabine und Urne so läuft.
Wählen lernen leicht gemacht
Pascal ist 17 und macht ein FSJ. Auch wenn es nur symbolisch ist, hat er sein Kreuz gemacht. Er hört sehr oft von Freunden und anderen Leuten, dass sie nicht wählen wollen, weil die Parteien nicht mehr das machen, was sie eigentlich sollen. Er meint: "Jetzt erst recht, nach eigenem Ermessen die richtigen wählen, um die Demokratie zu schützen."
Informieren, mit Hilfe von Texten auf einem großen Plakat an der Wand, Wahlzettel anschauen, ankreuzen, einwerfen – Wählen ist gar nicht so schwer, meint der zehnjährige Henry. Aber schon ein bisschen anstrengend. "Ich musste viel lesen und nachdenken."
Harte Zeiten für Demokratie
Mehr Populismus, Fake News und Politikverdrossenheit – es ist zu beobachten, dass sich die Gesellschaft polarisiert. Die Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft haben deshalb einen festen Demokratietag an Schulen beschlossen.
Denn tatsächlich ist die Schule der Ort, wo Menschen mit der Klassensprecher-Wahl oft ihre erste größere demokratische Abstimmung erleben. Es ist aber auch ein Ort, an dem viel Druck ist und Regeln das Miteinander bestimmen, sagt Pablo Rodriguez vom Bremer Jugendring. Daher kommt die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler oft zu kurz, selbst wenn sie auf dem Papier gut aussieht.
Demokratische Erfolgserlebnisse bestes Training
Das ist gefährlich, mahnt Rodriguez: "Wenn halt auf der kleinsten Ebene einem schon vermittelt wird: Ja, du brauchst jetzt auch nicht so viel zu sagen, das ist alles viel zu teuer, das machen wir nicht und das klappt nicht – warum soll man sich dann mit den größeren Themen beschäftigen?"
Alle Kinder und Jugendlichen, die ich kenne, haben ein großes Interesse daran, irgendwie beteiligt zu sein, mitmachen zu dürfen. Und freuen sich auch darüber, wenn Sachen, für die sie sich eingesetzt haben, dann umgesetzt werden. Das sind diese demokratischen Erfolgserlebnisse, die die dann brauchen.
Pablo Rodriguez, Bremer Jugendring
Für Pablo Rodriguez und Joris Immenhauser ist ein institutionalisierter Demokratietag an Schulen, wie ihn die Bremische Bürgerschaft im Januar beschlossen hat, nicht verkehrt. Aber um Schülerinnen und Schüler mit Demokratie vertraut zu machen, ist ein ganzes Paket nötig, das mit Geld und Zeit hinterlegt wird. Ein entsprechendes Konzeptpapier hat der Bremer Jugendring vergangenes Jahr vorgelegt.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 12. Februar 2025, 14.40 Uhr