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Heuschnupfen-Alarm in Bremen: Was Pollen-Allergikern wirklich hilft
Pollen im Anflug: Was Allergikern bei Heuschnupfen wirklich hilft
In Bremen und Bremerhaven ist die Heuschnupfen-Saison in vollem Gange. Wir erklären, welche Pollen aktiv sind, wie man sich schützen kann und welche Medikamente helfen.
Was ist Heuschnupfen überhaupt?
"Heuschnupfen ist nichts anderes als eine Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen körperfremde Stoffe", erklärt der Lungenfacharzt und WDR-Gesundheitsexperte Heinz-Wilhelm Esser. Das Immunsystem nimmt also eigentlich harmlose Pollen aus der Umwelt als feindlich wahr und reagiert entsprechend. "Es kommt dann zu juckenden oder tränenden Augen, die Nase läuft ohne Ende", sagt Esser. Im schlimmsten Fall kann sogar ein "Etagenwechsel" auftreten. Das heißt, die allergische Reaktion weitet sich aus. Aus den oberen gelangt sie in die unteren Atemwege und führt womöglich zu einem Asthmaanfall mit Kurzatmigkeit oder auch Luftnot.
Wie unterscheidet sich eine Erkältung von Heuschnupfen?
Während Heuschnupfen eine Allergie gegen den Blütenstaub von Pflanzen ist, wird eine Erkältung oder ein grippaler Infekt durch Viren verursacht. Beide führen zu einer verstopften Nase und Schleimbildung. "Gerade in der Allergiesaison ist es manchmal schwierig, beide hundertprozentig zu unterscheiden, weil sie sich zeitlich überschneiden können", erklärt Reiner Holle, HNO-Arzt aus Bremen.
Symptome, die auf einen Heuschnupfen hindeuten, sind Fließschnupfen, tränende Augen, Juckreiz und Ausschläge. Typisch für eine Erkältung ist hingegen allgemeines Unwohlsein, Frösteln, möglicherweise erhöhte Temperatur, sagt Holle. Wer stark allergisch reagiert, kann auch Unwohlsein empfinden.
Wann hat der Pollenflug angefangen?
In diesem Jahr begann am 20. März mit dem sogenannten Äquinoktium der kalendarische Frühling. An diesem Tag waren der Tag und die Nacht sowohl auf der Nord- als auch der Südhälfte der Erde gleich lang. Auf der Nordhalbkugel sind die Tage von nun an wieder länger hell als dunkel. In der Natur wiederum begann der Frühling schon deutlich früher. Mehr noch: Die für den Pollenflug in Deutschland besonders wichtigen Pflanzen blühen inzwischen fast das gesamte Jahr.
In einem milden Winter können Erle und Hasel schon ab Dezember vorblühen. Gräser, Wegerich, Beifuß und Ambrosia wiederum lösen bis in den Oktober hinein noch Pollenflug aus. Für Allergiker bleibt somit im Grunde nur der November zum Verschnaufen.
Welche Pollen sind momentan besonders aktiv?
Allgemein gibt es zahlreiche Pflanzen, auf deren Pollen manche Menschen allergisch sind. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts leiden in Deutschland etwa 15 Prozent aller Menschen an Heuschnupfen. Aktuell schweben vor allem die Pollen von Pappel, Ulme und Weide durch die Lüfte. Bald kommen laut Pollenkalender noch Esche und Birke hinzu. Gerade Birken sind häufige Allergieauslöser. In längeren Trockenzeiten sind zudem mehr Pollen unterwegs. Denn dann wäscht der fehlende Regen die Luft nicht regelmäßig rein.
Regionale Unterschiede wirken sich ebenfalls auf den Pollenflug aus. So ist er in küstennahen Gebieten wie Bremerhaven weniger stark ausgeprägt. Studien durch die Universität Augsburg haben darüber hinaus ergeben, dass die Pollenbelastung insbesondere in der Stadt um ein Vielfaches höher ist als auf dem Land.
Was kann ich gegen Heuschnupfen tun?
Allergiker sollten verhindern, dass die Pollen in die Wohnung – und im schlimmsten Fall ins Bett – gelangen. Getragene Kleidung sollte man daher unbedingt vor dem Schlafzimmer ausziehen und sie dort auch lassen. Wer lange Haare hat, sollte sich hingegen "tunlichst jeden Abend die Haare waschen", rät Lungenarzt Esser. Auch frische Luft ist wichtig: "Auf dem Land sollte abends, in der Stadt morgens gelüftet werden", betont Esser. Denn das sorge dafür, dass die Pollenkonzentration in der Wohnung geringer ist.
Wer einen Schritt weitergehen möchte, für den gibt es die Möglichkeit einer Therapie. Dazu zählt die Hyposensibilisierung. Die Therapie trainiert das Immunsystem, die Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen abzubauen. Dies gelingt, indem der Körper an immer höhere Mengen des Stoffes gewöhnt wird. Das kann durch Spritzen, Tropfen oder die Einnahme von Tabletten geschehen. In jeder Variante dauert die Behandlung aber mehrere Jahre.
Welche Medikamente sollte ich anwenden?
Esser rät Allergikern, "symptomatisch orientiert" vorzugehen. Bei einer verstopften oder laufenden Nase helfen etwa Kortison-Nasensprays, die allerdings ärztlich verordnet werden müssen. Doch auch einfache Nasen- und Augentropfen können helfen.
Weiterhin empfiehlt Esser sogenannte Antihistaminika. Sie lindern bei einer Allergie leichte bis mittelschwere Symptome, indem sie "die Entzündungskaskade durchbrechen", erklärt der Lungenarzt. Früher habe man Antihistaminika aber nicht so gern genommen, weil die Wirkstoffe zu Müdigkeit führten. Mittlerweile gibt es die dritte Generation des Medikaments, die laut Esser sehr effektiv wirkt, ohne müde zu machen.
Kann man ohne Bedenken kortisonhaltige Nasensprays oder sogar dauerhaft ein Kortisonspray gegen das Asthma nehmen?
Für Esser ist die Antwort eindeutig: "Ja, denn es muss jedem klar sein: Wenn man zum Beispiel eine Asthma-Bronchiale (eine chronische Erkrankung der Atemwege, Anm. d. Red.) hat, dann ist das Kortison der Überlebenssicherer." Bei schlimmen Fällen kann sich der Heuschnupfen sogar zu einer allergischen Asthma-Erkrankung entwickeln. Mehr noch: Studien zufolge leiden zwischen 20 und 30 Prozent aller Pollen-Allergiker später an Asthma.
Betroffene müssen dementsprechend saisonal – wenn die Pollen fliegen – oder auch das ganze Jahr über ein Asthmaspray nehmen, so Esser. Mittlerweile seien die üblichen Sprays sehr gut verträglich. Denn "nur ein sehr, sehr geringer Teil des Kortisons wirkt systemisch", geht also komplett in den Körper, erklärt Esser.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 14. März 2025, 10:50 Uhr