Interview
Aus für Bremer Klinikum: So geht es Links der Weser weiter
Der Klinikverbund Geno will das LdW schließen. Wie werden Patienten im Bremer Süden künftig versorgt? Was passiert mit den Beschäftigten? Und ist der Zeitpunkt richtig?
Im Gespräch war bisher nur, dass das Herzzentrum des Klinikums Links der Weser nach Mitte umzieht. Doch nach der Sitzung des Aufsichtsrats des Klinikverbunds Geno war klar: Es kommt dicke für das LdW: Die Geno gibt das Krankenhaus auf.
Was bedeutet das für Bewohner und Beschäftigte – und war die drastische Entscheidung eigentlich schon vor der Wahl gefallen? Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) stellt sich bei buten un binnen den Fragen:
Kann man so eine erfolgreiche Struktur wie am Klinikum LdW einfach so verpflanzen – bei gleicher Qualität, so dass die Versorgung nicht leidet?
Wir sind überzeugt: Ja, das kann man. Wir wollen die Geno zukunftsfähig aufstellen und wir wollen einen echten Maximalversorger mit einer hohen Qualität in Mitte – und perspektivisch eine Grundversorgung am LdW.
Mit welchem Personal fragt man – denn es gab Demonstrationen, die Belegschaft will nicht umziehen.
Ich kann das sehr gut verstehen. Wir werden in einen Partizipationsprozess einsteigen, der all das gangbar macht. Die Belegschaft wird informiert: Was haben wir vor? Was für Umbauten wird es geben? Da kann Feedback gegeben werden. Bis hin zur Parkplatzfrage werden wir alles mit denen besprechen.
Viele aus der Belegschaft hätten sich früher gewünscht, dass sie auf sie zugehen. Warum gab es nicht schon vorher einen Dialog?
Das ist nicht ganz einfach. Wir müssen das mit der Geschäftsführung absprechen. Und dann gibt es Aufsichtsratsbeschlüsse. Mit denen können wir nicht ganz so transparent umgehen, wie es mir wahrscheinlich lieber gewesen wäre. Da gibt es Formalia, die wir einhalten müssen. Aber jetzt haben wir eine Entscheidung und wir können danach handeln.
Beim Stichwort "Kommunikation" fragen sich einige auch: Warum wurde die Versorgung am Standort im Bremer Süden nicht gleich mitgedacht und mitkommuniziert. Es gab große Verunsicherung darüber, wie die medizinische Versorgung dort künftig aussehen wird.
Das liegt daran, dass wir von der Krankenhausreform auf Bundesebene abhängig sind, die keine Finanzierungsstrukturen anbietet, die die ambulante Versorgung wiederspiegelt. Das mussten wir abwarten. Wir haben aber immer gesagt, wir werden einen Weg finden, wie das zur Verfügung gestellt wird.
Die Angst vor Unterversorgung – ist die unberechtigt?
Sie ist nicht unberechtigt. Da muss man drauf eingehen und diese Sorge ausräumen. In anderen Stadtteilen gibt es auch kein Krankenhaus – und die sind auch klargekommen.
Wie wird die medizinische Versorgung im Bremer Süden denn künftig aussehen?
Das ist ein gewisses Setting, das noch offen ist. Ob wir einen kommunalen Träger finden oder ein medizinisches Versorgungszentrum mit einem sehr breiten Portfolio bis hin zur Frage, ob es ein kleiner Krankenhausstandort wird – mit einem teilstationären Angebot, mit Belegärztinnen – das ist noch offen. Das hängt von unseren Grundlagen auf Bundesebene ab. Das werden wir in den nächsten Jahren entwickeln.
Können Sie sich denn vorstellen, dass die Geno dort weiter versorgt?
Ich finde es praktisch, weil man dann einen gewissen Zugriff hat, aber das ist nicht zwingend. Vielleicht schaffen wir auch eine trägerübergreifende Struktur, die das anbieten kann. Das ist leider noch offen.
2027 will die Geno eine schwarze Null – also keine Verluste – mehr erwirtschaften. Wie realistisch ist das?
Das halte ich für ein realistisches Ziel. Wenn wir genau dieses Paket so abarbeiten, dann könnte das 2027/2028 genau so sein.
Es gab den Vorwurf, sie hätten erst nach der Wahl reinen Wein eingeschenkt, ob es einen Umzug gibt oder nicht. Die Frage schwelte schon lange – da haben sie sich bedeckt gehalten. Und jetzt die Entscheidung. Haben sie Vertrauen verspielt?
Diese Diskussion, da haben sie recht, gab es schon länger. Natürlich dauert es, bis man durch die politischen Zusammenhänge durch ist. Das hat Zeit in Anspruch genommen. Aber mir hat viel daran gelegen, dass wir nun in die Umsetzung kommen.
Ungünstiger Zeitpunkt?
Finde ich nicht. Es ist ein guter Zeitpunkt.
Janos Kereszti hat das Interview geführt, Sven Kuhnen hat die Fragen und Antworten aufbereitet.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Juli 2023, 19:30 Uhr