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Europawahl: Wie Sie Desinformationen im Netz erkennen können

TikTok & Co.: Wie sich junge Bremer über die Europawahl informieren

Bild: Radio Bremen

Desinformationen nehmen seit Jahren zu und können selbst den Ausgang von Wahlen beeinflussen. KI-gestützte Bild- und Videogeneratoren verschärfen diesen Trend zusätzlich.

Gerade im Vorfeld von Wahlen wird die Medienkompetenz des Einzelnen immer wichtiger, um nicht auf Desinformationen hereinzufallen. "Bevor man etwas teilt, hilft es, sich einmal zurückzunehmen und zu fragen, ob der Inhalt einem eigentlich komisch vorkommt", sagt die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, Cornelia Holsten.

"Desinformationen sollen Vertrauen in die Medien und Institutionen untergraben und die öffentliche Meinung beeinflussen", sagt Julia Kehr-Ritz, sie ist Bildungsreferentin im Projekt #future_fabric vom ServiceBureau Jugendinformation und entwickelt zu den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung Bildungsangebote für Jugendliche und Fachkräfte der Jugend- und Erwachsenenbildung. "Jugendliche sind auf Social-Media vielen Falschmeldungen ausgesetzt, allerdings sind sie auch kritischer im Umgang mit Meldungen. Uns geht es darum, ihre Medienkompetenz noch weiter zu steigern", sagt sie.

Wie funktionieren Desinformationen im Netz?

"Bei Desinformation geht es häufig um Empörung oder Angst, da diese Emotionen am ehesten den Verstand ausschalten und die Nutzer so am schnellsten liken und weiterleiten", sagt Holsten. Kehr-Ritz sieht das ähnlich: "Auf Social-Media gilt: Angry People click more. Gerade für Rassismus, Sexismus und Antisemitismus werden oft Desinformationen genutzt."

Mehr Klicks weisen allerdings keineswegs auf eine höhere Glaubwürdigkeit hin: "Selbst Klicks und Likes können von Bots, also künstlichen Accounts, erzeugt worden sein", sagt Holsten.

Reichweite ist der Sauerstoff des Algorithmus, je mehr ein Beitrag hat, desto weiter wird er verbreitet.

Cornelia Holsten
Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt

Wie werden Desinformationen im Vorfeld von Wahlen eingesetzt?

Holsten nennt als prominentes Beispiel für Desinformationen den US-Wahlkampf 2016 zwischen Donald Trump und Hillary Clinton, damals hätte die Menge an Desinformation im Vergleich zu vorherigen Wahlen deutlich zugenommen. "Gerade vor Wahlen haben Desinformationen Hochkonjunktur", sagt sie.

Kehr-Ritz nennt als Beispiel die letzten Wahlen in der Slowakei, wo kurz vor der Wahl eine generierte Tonaufnahme veröffentlicht wurde. "In dem Audio Deepfake sprach angeblich der Vorsitzende der liberalen Partei mit einer Journalistin darüber, wie er Stimmen von Sinti und Sinntizze sowie Roma und Romnja gekauft habe", sagt sie.

Woran kann ich Desinformationen am besten erkennen?

Holsten empfiehlt, bei verdächtigen Meldungen immer zusätzlich eine seriöse Quelle hinzuzuziehen. "Es kommt allerdings immer wieder vor, dass Seiten seriöser Medien wie der SZ oder ARD eins zu eins nachgebaut werden. Deswegen empfehlen wir, bei fragwürdigen Posts nicht über eingepflegte Links auf die Seite zu gehen, sondern sie selbst aufzurufen und zu schauen, ob es den Artikel tatsächlich gibt." Bei solchen Fakes rät Kehr-Ritz dazu, auf die URL der Seite zu achten. "Vielleicht gibt die Seite vor tagesschau.de zu sein, hat aber eine ungewöhnlich lange URL."

Seriöse Quellen kann man laut Holsten daran erkennen, dass sie Personen zitieren oder sich auf Studien berufen. "Unseriöse Medien geben entweder gar keine Studien an oder interpretieren diese falsch oder nennen welche, die es so gar nicht gibt", sagt sie. Kehr-Ritz empfiehlt außerdem, auf die Angaben der Betreiber zu schauen.

Bei Internetseiten sollte man darauf achten, dass sie ein ordentliches Impressum haben.

Eine junge Frau mit pink-roten Haaren schaut geradeaus in die Kamera und lächelt leicht.
Julia Kehr-Ritz, Bildungsreferentin im Projekt #future_fabric vom ServiceBureau Jugendinformation

Wie kann ich mit KI generierte Bilder erkennen?

Derzeit haben laut den Expertinnen KI-Bildgeneratoren noch einige Fehler. "Besonders Hände haben oft sechs Finger und die Haut ist sehr glatt", sagt Kehr-Ritz. "Die KI stellt das, was gefragt ist, ganz zentral dar, aber achtet häufig nicht so auf das Umfeld", sagt Holsten, "sie hat Schwierigkeiten bei Details oder baut unpassende Gegenstände ein. So gab es ein Bild von Trump, wie er sich einer Verhaftung durch Polizisten widersetzt, aber selbst einen Schlagstock trägt, den sonst ja nur Polizisten haben."

Sowohl Holsten als auch Kehr-Ritz empfehlen die Rückwärtssuche bei verdächtigen Bildern. "Da kann man häufig ermitteln, wo ein Bild schon mal vorgekommen ist oder ob es noch nirgends aufgetaucht ist, weil es vielleicht generiert ist", sagt Holsten. "So kann man auch erkennen, ob das Bild aktuell ist oder aus einem ganz andere Kontext stammt", sagt Kehr-Ritz.

Welche Hilfsmittel kann ich gegen Desinformationen nutzen?

"Es gibt Programme um technisch gefakte Bilder und Videos zu erkennen", sagt Kehr-Ritz. Solche Programme würden bei Bildern etwa auf fehlende Reflexionen in der Pupille oder bei Videos auf den fehlenden Pulsschlag am Hals achten. "Das ist aber auch nie ganz sicher. Es heißt dann nur, dass es zum Beispiel zu 80 prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht KI generiert ist."

Sie empfiehlt Faktenchecker zu nutzen: "Correctiv macht einen sehr guten Faktencheck, andere sind zum Beispiel der ARD-Faktenfinder, Mimikama, der Faktencheck bei dpa und speziell für Europawahlen gibt es den Election24Check."

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Bild: Radio Bremen

Autor

  • Lukas Scharfenberger

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 26. Mai 2024, 19:30 Uhr