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Endet jetzt ein fünfjähriges Missverständnis, Herr Meyer-Heder?

Dieses Interview führte zum Rücktritt des Bremer CDU-Chefs Meyer-Heder

Bild: Radio Bremen

Aufgrund seiner Aussagen zur Zusammenarbeit mit der AfD ist Carsten Meyer-Heder (CDU) am Freitag zurückgetreten. Sehen Sie hier das Interview in voller Länge.

Am Freitag haben sich die Ereignisse überschlagen. Nachdem Carsten Meyer-Heder im Interview mit buten un binnen erklärt hat, dass er eine Zusammenarbeit mit der AfD auf der kommunalen Ebene im Grundsatz nicht ausschließt, ist er am Freitagmorgen von seinem Amt als Landesvorsitzender der Bremer CDU zurückgetreten.

Ursprünglich hatte Meyer-Heder geplant, auf dem Landesparteitag 2024 nicht erneut anzutreten. Nun ist für ihn bereits acht Monate vorher Schluss. Vor fünf Jahren wäre Meyer-Heder beinahe Bremer Bürgermeister geworden. Letztlich gelang es ihm jedoch nicht, eine Koalition zu bilden und somit die SPD abzulösen. Neben dem Umgang mit der AfD spricht Meyer-Heder im Interview auch über seine Erfahrungen in der Politik, seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der Bürgerschaftswahl und den Start der rot-grün-roten Koalition in Bremen.

1 Warum planen Sie, sich aus der Politik zurückzuziehen?

Nachdem er bereits nicht mehr für die Bremische Bürgerschaft kandidiert hat, wollte Meyer-Heder eigentlich im Mai 2024 den Landesvorsitz der Bremer CDU abgeben. "Ich stehe im Herbst des Lebens. Ich hoffe, der Herbst dauert noch ein bisschen“, sagte der 62-Jährige noch vor seinem wenig später folgenden sofortigen Rücktritt.

Für ihn habe die Entscheidung angestanden, wie er die kommenden drei bis fünf Jahre planen möchte. "Dann habe ich klar gesagt: 'Dann mache ich nochmal richtig Firma‘“, berichtet der Geschäftsführer eines IT-Unternehmens. Mit der Aufgabe des Landesvorsitzenden der CDU sei dies auf Dauer nicht vereinbar. "Beides geht halt nicht."

Darüber, ob der Ausflug in die Politik letztlich ein Missverständnis war und was sich in der Bremer CDU unter ihm geändert hat, spricht Meyer-Heder direkt zu Beginn ab Minute 01:10.

2 Wieso sind Sie 2019 nicht Bremer Bürgermeister geworden?

Meyer-Heder startete vor fünf Jahren mit einem großen Ziel. Er wollte die SPD ablösen und Bremens erster Bürgermeister von der CDU werden. Bei der Bürgerschaftswahl holten die Christdemokraten mit 26,7 Prozent der Stimmen zum ersten Mal in der Historie den ersten Platz. Trotzdem klappte es nicht mit dem Amt des Bürgermeisters.

"Am Ende bin ich gescheitert“, räumt Meyer-Heder ein. Der Traum von der Koalition mit den Grünen und der FDP platzte nach der Wahl. "Da waren wir sicherlich naiv. Die grüne Basis haben wir völlig falsch eingeschätzt. Wir dachten ja wirklich, Jamaika sei möglich in Bremen. Aber das war nie möglich.“

Warum er im Anschluss nicht Fraktionsvorsitzender der CDU geworden ist, weshalb die Arbeit als Abgeordneter in der Bürgerschaft auch für viel Frust bei ihm gesorgt hat und wie durch den Einfluss der SPD aus seiner Sicht in Bremen die Posten verteilt werden, berichtet Meyer-Heder ab Minute 02:45.

3 Warum sind Sie nicht nochmal gegen Bovenschulte angetreten?

Meyer-Heder ist davon überzeugt, dass er das Land vorangebracht hätte. "Ich glaube, wenn ich Bürgermeister geworden wäre, wären wir in Bremen einen Schritt weiter“, betont er. "Ich wäre die Dinge anders angegangen und hätte mir Leute mit auf den Weg genommen, mit denen man Dinge bewegen kann.“

Warum ist er aber dann als Spitzenkandidat in diesem Jahr nicht gegen Andreas Bovenschulte (SPD) angetreten? Stattdessen setzte die CDU auf den eher unscheinbaren Frank Imhoff. "Ich glaube, dass ich nochmal eine gute Chance gehabt hätte. Auch gegen Herrn Bovenschulte", erzählt Meyer-Heder. Weshalb ihn aber selbst das Amt des Bürgermeisters bei der vergangenen Wahl nicht mehr gereizt hat, verrät er ab Minute 16:26.

4 Wie sollte die CDU mit der AfD umgehen?

Als die CDU und die FDP vor zwei Wochen mit den Stimmen der AfD im Thüringer Landtag eine Senkung der Grunderwerbsteuer durchsetzten, sorgte dies bundesweit für Diskussionen. Steht die Brandmauer der Christdemokraten noch? Meyer-Heyer hat für den Umgang mit der Partei eine klare Meinung.

"Das ist eine gefährliche Haltung, weiß ich“, erläutert Meyer-Heder. "Aber ich finde, wo es inhaltlich richtige Punkte gibt, die die AfD auf der kommunalen Ebene fördert, kann man ja nicht sagen 'Das ist Quatsch!' Es geht um den Inhalt. Wenn wir Dinge bewegen wollen und wir sind einer Meinung mit der AfD: Warum nicht? Ich hab vor den Linken in der Bürgerschaft mehr Angst als vor machen Leuten in der AfD.“

Welchen Umgang er sich mit der AfD wünscht, wie er auf die derzeitige Migrationsdebatte in Deutschland blickt und was er über die jüngsten Aussagen des CDU-Parteivorsitzenden Friedrich Merz denkt, erklärt Meyer-Heder ab Minute 35:28.

5 Wie lief der Start der rot-grün-roten Koalition?

SPD, Grüne und die Linken haben in Bremen nach der Bürgerschaftswahl erneut ein Bündnis gestrickt. Für Ärger sorgt bei Meyer-Heder vor allem der aufgesetzte Ausbildungsfonds. Dieser sei "wirklich Quatsch", kritisiert er. "Die lassen sich beraten von Gewerkschaften und von Leuten, die noch nie gearbeitet haben. Fragen Sie doch mal die Unternehmer oder die Handwerker, wie sich das tatsächlich darstellt. Das wird aber nicht gemacht."

Wen Meyer-Heder sich zudem als seinen Nachfolger in der Bremer CDU vorstellen kann, wie er die Presse in Bremen beurteilt und wie er im Nachhinein besser mit den Grünen umgegangen wäre, ist Thema ab Minute 41:15.

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