Wieso Beck’s seit Kaisers Zeiten mit falschem Bremer Schlüssel wirbt

Das Beck
Der Schlüssel im Beck's-Logo liegt spiegelverkehrt im vermeintlichen Bremer Wappen. Auch unterscheidet er sich in der Form vom Original. Bild: dpa | SPA

Seit 150 Jahren gibt es Beck’s Bier. Der Exportschlager trug von Beginn an den Bremer Schlüssel in die Welt. Erst den richtigen, dann den falschen. Das steckt dahinter.

Glaubt man den Informationen der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), so öffnen Männer wie Frauen rund um den Globus minütlich 3.000 Flaschen Beck’s Bier. Damit zählt die Marke Beck’s, obwohl längst nicht mehr in Bremer Hand, zu den wichtigsten Botschaftern der Hansestadt – unabhängig von der Frage, wie man zu Bierkonsum stehen mag. Denn schließlich ziert der Bremer Schlüssel das Etikett jeder einzelnen Flasche – wenn auch in leicht abgewandelter Form: quasi spiegelverkehrt.

Zwar hatten die Firmengründer das Bremer Wappen ursprünglich eins zu eins übernommen, stießen damit aber bald auf den Widerstand der Stadt. Bremen wollte in den 1880er Jahren nicht mit der Herstellung von Alkohol in Verbindung gebracht werden. Doch genug der Vorgriffe. Zum 150. Geburtstag der Marke Beck’s haben wir mit Hilfe von Anheuser-Busch InBev eine kleine Brauerei-Chronik zusammengestellt:

Wie alles beginnt

historischer Bierdeckel von Beck & Co: Kaiser-Brauerei mit Kaiserbild
Kaiser Wilhelm I. auf dem Kronkorken: Bis 1921 trug "Beck's" die Bezeichnung "Kaiser-Brauerei" im Firmennamen. Bild: AB-InBev

Im Juni 1873 gründen der Investor und Baumeister Lüder Rutenberg, der Braumeister Heinrich Beck und der Kaufmann Franz Gustav Thomas May die Kaiserbrauerei Beck & May o.H.G. (offene Handelsgesellschaft). Bereits im Jahr 1874 verkauft die Brauerei Bier an Bremer Gaststätten. Durch die Auszeichnung des damaligen Kronprinzen Friedrich III., der später für 99 Tage Kaiser wird, gewinnt die Brauerei bei einer Bremer Messe eine Medaille. 1875 scheidet Thomas May aus dem Unternehmen aus. Vorausgegangen war ein Streit seiner Ehefrau mit jenem Heinrich Becks. Das Unternehmen wird in Kaiserbrauerei Beck & Co umbenannt.

1876 entwickelt die Brauerei ein Bier Pilsener Brauart, das sich für den Transport nach Übersee eignet. Noch im selben Jahr gewinnt dieses Bier bei einer Weltausstellung in Philadelphia den Preis des besten aller kontinentalen Biere. 1877 druckt die Brauerei den Bremer Schlüssel auf das Etikett – um ihn 1884 nach den bereits angesprochen Unstimmigkeiten mit der Stadt Bremen gegen einen eigenen Schlüssel auszutauschen. Zusammen mit dem ovalen Etikett wird dieser Schlüssel fortan als Markenzeichen geschützt.

Im Jahr 1886 beginnt die Brauerei, ihr Kaiserbier per Reichspostdampflinie nach Fernost zu exportieren. 1906 wird Australien zum wichtigsten Markt für das Bier. 1909 wird die Kaiserbrauerei Beck & Co KGaA gegründet. Im Jahr 1911 übersteigt das Gesamtvolumen erstmals 200.000 Hektoliter (20 Millionen Liter).

Der Erste Weltkrieg und die Jahre danach

Historische Aufnahme zeigt einen Hafenarbeiter, der Kisten mit "Beck
Ein Hafenarbeiter verlädt "Beck's Beer". Es handelte sich bei diesem Bier Pilsener Brauart lange Zeit um ein reines Exportprodukt. Bild: AB-InBev

1914 bricht der Erste Weltkrieg aus. Das Gesamtvolumen der Brauerei in den Jahren 1914 bis 1918 beträgt nur noch etwa 100.000 Hektoliter. Die Brauerei überlebt wohl vor allem deshalb, weil sie die deutschen Truppen beliefert. Im Jahr 1918 übernimmt das Unternehmen zudem die Aktienmehrheit der St. Pauli Brauerei und damit die stärkste Konkurrenz.

Im November 1918 verkündet Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Deutschen Kaisers. Kurz zuvor hatte US-Präsident Woodrow Wilson den Thronverzicht Wilhelms II. zur Bedingung für einen Waffenstillstand gemacht. Damit ist die Zeit des Deutschen Kaiserreichs vorüber. Die Kaiserbrauerei benennt sich 1921 in Exportbrauerei Beck & Co um. Das Inlandsgeschäft geht in der neu gegründeten Haake-Beck Brauerei AG auf.

Zerstört im Zweiten Weltkrieg

Zerstörte Kaiserbrücke (Bürgermeister-Smidt-Brücke), Teerhof, Am Deich, Brauerei Beck, 1947,
Die zerstörte Kaiserbrücke (heute: Bürgermeister-Smidt-Brücke) im Jahr 1947, dahinter die Brauerei. Zu dieser Zeit wurde dort kein Bier gebraut. Bild: Staatsarchiv Bremen | Alfred Nawrath

Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs sinkt das Gesamtvolumen 1939 auf 40.500 Hektoliter. 1944 werden große Teile der Brauerei durch Bombenangriffe zerstört. 1945 stellt sie das Brauen ein.

"Beck’s löscht Männerdurst"

1948 nimmt die Brauerei den Betrieb wieder auf. Die ersten 200 Kisten Bier, die sie braut, gehen nach Bangkok. 1949 wird Beck’s, bis dahin ein reines Exportbier, erstmals in Deutschland verkauft. Speziell für den Export des Biers in die Vereinigten Staaten baut die Brauerei 1953 eine Dosenanlage. Das Inlandsvolumen beträgt 1960 erstmals mehr als 100.000 Hektoliter. Zu dieser Zeit wirbt die Brauerei mit dem Slogan: "Beck’s löscht Männerdurst". 1964 übersteigt das Inlandsvorlumen zum ersten Mal das Exportvolumen.

Lieferwagen VW-Bus, Becks Bier, um 1965
In den 1960er Jahren verbreitet sich das Exportbier Beck's auch immer mehr im Inland – auch mit Hilfe solcher Lieferwagen wie auf unserem Foto. Bild: Staatsarchiv Bremen | Stickelmann

Auch nach der 1968-Bewegung und der damit einhergehenden kulturellen Revolution behält Beck’s den Werbeslogan "Beck’s löscht Männerdurst" zunächst bei. Erst 1975 wandelt das Unternehmen den Slogan in "Beck’s löscht Kennerdurst" um. Längst gehören auch Frauen zur Zielgruppe des Unternehmens.

Von den 1970ern bis ins neue Jahrtausend

Ab 1974 gibt es Beck’s in Deutschland als Fassbier. 1981 fusionieren Beck & Co. und die Haake-Beck Brauerei AG zur Brauerei Beck & Co. Mit einem Gesamtvolumen von rund drei Millionen Hektolitern überschreitet die Brauerei 1983 erstmals die Millionengrenze für den Export. 1993 kommt Beck’s Alkoholfrei auf den Markt. 1994 übersteigt das Gesamtvolumen fünf Millionen Hektoliter.

Beck’s wechselt den Besitzer

Im Jahr 2002 übernimmt der belgische Brauereikonzern Interbrew die Brauerei Beck & Co. Der Preis: 1,8 Milliarden Euro. Ab 2003 führt die Brauerei innerhalb weniger Jahre eine Reihe neuer Produkte unter dem Label Beck’s ein: Gold, Green Lemon, Chiled Orange und im Jahr 2008 Beck’s Ice. Weitere Biersorten folgen, zuletzt, im Jahr 2021 das naturtrübe Beck’s Unfiltered.

2023 entwickelt die Brauerei nach eigenen Angaben erstmals mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz die Rezeptur und das Marketing eines Biers. Sie nennt es Beck’s Autonomous.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Juni 2023, 19:30 Uhr