Warum verlassen Sie Bremerhaven, Frau Boetius?
AWI-Direktorin Antje Boetius wechselt in die USA. Trotzdem will die prominente Meeresforscherin dem Land Bremen verbunden bleiben. Wie – das verrät sie Moderator Felix Krömer.
Es war eine Nachricht, die man hierzulande, vor allem in Bremen und Bremerhaven, nicht so gern gehört hat: Nach sieben Jahren verlässt Antje Boetius das Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung (AWI) und geht in die USA, nach Kalifornien ans Monterey Bay Aquarium Research Institute. Bremen und Bremerhaven verlieren, wie es die Süddeutsche Zeitung formuliert, die bedeutendste Tiefseeforscherin Deutschlands. Doch bis Mai bleibt Antje Boetius noch am AWI. Moderator Felix Krömer hat die Chance genutzt, um sie noch einmal ausführlich zu befragen.
1 Die neue US-Regierung und Boetius – wie passt das zusammen?
Zwar hat sich Antje Boetius vor der US-Wahl für ihren Wechsel nach Kalifornien entschieden. Wenn sie dort aber anfängt, hat das Land eine neue Regierung, die den Klimawandel leugnet und die Erdölförderung weiter vorantreiben möchte.
Dennoch zeigt sich Boetius ziemlich gelassen: "Für mich definiert sich ein Land und sein Wirken nicht durch eine Person", sagt sie. Ob und inwiefern diese eine Person, der Präsident der Vereinigten Staaten, ihre Arbeit in Kalifornien negativ beeinflussen könnte und wie sie damit umgehen möchte, sagt Boetius ab Minute 5.30.
2 Was macht das Monterey Bay Aquarium Research Institute aus?
Boetius sagt, dass sie nach Kalifornien wechselt, weil sie dort die Chance sieht, noch grundlegendere Meeresforschung zu betreiben als am AWI, das auf Polarforschung spezialisiert ist. Was das Monterey Bay Aquarium Research Institute konkret auszeichnet und was es hiesigen Instituten voraus hat, erklärt sie ab Minute 9.39.
3 Was könnte Europa von den USA lernen?
Boetius stellt klar, dass die neue US-Regierung den Werten widerspreche, die sich die Wissenschaft und die Gesellschaft erarbeitet hätten. Doch auch in Deutschland habe es Wissenschaft nicht leicht. In den Vereinigten Staaten sei es oft leichter, an Fördergelder zu kommen. Dort spielten private Investoren eine viel größere Rolle als bei uns. Was das heißt, sagt sie ab Minute 12.33.
4 Sind die Pariser Klimaziele in weiter Ferne?
Boetius findet, dass die Menschen beim Klimaschutz durchaus vorankommen – allerdings zu langsam. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass das Klimaziel von 1,5 Grad im Vergleich zur vor vorindustriellen Zeit erreicht werde – auch wenn das theoretisch noch möglich sei. Weshalb, erklärt sie ab Minute 21.30.
5 Wie ließe sich das Klima effektiv schützen?
Die Menschen für Klimaschutz zu gewinnen, ist ein schwieriges Unterfangen. Aber ein Blick auf die Ideen der Wissenschaft könnte dabei helfen, sagt Boetius: "Die Wissenschaft hat schon lange vorgeschlagen, wie wäre es denn, wenn es einfach mal Müllabfuhrsteuer kosten würde, das CO2 in die Atmosphäre zu pusten?" Wie das aussehen könnte, skizziert sie ab Minute 30.21.
Ich fühle mich Bremerhaven sehr, sehr verbunden. Es ist eine raue Stadt. Wenn man da ist, muss man sie lieben, ihre Bürgerinnen und Bürger auch. Das wird mir fehlen – diese Wertschätzung der Stadt gegenüber dem AWI. Das ist einzigartig.
AWI-Direktorin Antje Boetius
6 Wie bleibt Antje Boetius Bremen und Bremerhaven nach ihrem Weggang verbunden?
Boetius sagt, dass ihr der Abschied aus Bremen und Bremerhaven schwerfallen werde. Zwar nerve sie, wie schwierig es sei, für das AWI Fördermittel zu bekommen. Auch sei sie enttäuscht darüber, dass das AWI noch immer nicht das neue Forschungsschiff, "Polarstern 2", habe. Dennoch sei das AWI ein international sehr beachtetes Institut mit einem tollen Team. Sie arbeite dort ebenso gern wie an der Uni Bremen.
Sowohl der Uni als auch dem AWI bleibe sie verbunden. So werde sie der Uni Bremen als beurlaubte Professorin erhalten bleiben und zwischendurch vom Monterey Bay Aquarium Research Institute berichten und den Austausch vorantreiben. Mit dem AWI werde sie gemeinsame Projekte initiieren. Bereits geplant sei ein großes gemeinsames Antarktis-Projekt. Was ihr Umzug nach Kalifornien auf längere Sicht für sie bedeuten könnte, erklärt Boetius ab Minute 52.45.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. November 2024, 19.30 Uhr