Zwischen Frittenbude und Polareis: Bremerhavener AWI wird 40

Alles begann am 15. Juli 1980 in einem kleinen Kabuff im Columbus-Center neben einer Frittenbude. Heute hat das Alfred-Wegener Institut eine führende Rolle in der Forschung.

Blick aus der Luft auf ein braunes Backsteingebäude, das die Form eines Schiffes hat.
Gebaut in Schiffsform: das AWI-Gebäude aus am Alten Hafen. Bild: Imago | imagebroker

Dass das Alfred-Wegener-Institut (AWI) nach Bremerhaven kommt, war anfangs gar nicht sicher. Um den Standort für das neue Institut für Polar- und Meeresforschung gab es ein zähes Ringen. Gleich mehrere Städte hatten Interesse. Zwischenzeitlich schien Kiel das Rennen zu machen. Bundeskanzler Helmut Schmidt entschied dann aber im Dezember 1979, dass Bremerhaven der Standort werden soll. Parteipolitik habe über Sachgründe gesiegt, munkelten damals einige.

Im Columbus-Center – den drei damals noch ganz neuen Hochhäusern mit Wohnungen und Einkaufspassage – arbeiteten die Forscher in den ersten Jahren. Gotthilf Hempel, der erste Direktor des Instituts, erinnert sich noch an die beengte Situation direkt neben einer Frittenbude. 1986 wurde ein neues, eigenes Gebäude für das Institut fertig. Es liegt auch am Alten Hafen, die Architektur erinnert an einen Dampfer.

Wir haben uns ja fünf Jahre in einer Etage des Columbus-Centers, eines Hochhauses der Neuen Heimat, eingeklemmt zwischen einem Seniorentreff und einer Kaufhauspassage, provisorisch aufgehalten. Es waren gute Räume, sehr ordentlich hergerichtet. Aber für ein Institut dieses Zuschnitts vollkommen unbrauchbar.

Ein älterer Mann sitzt vor einem Bücherregal.
Gotthilf Hempel, Gründungsdirektor des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven

Benannt ist das Institut nach einem der bedeutendsten deutschen Polarforscher und Geowissenschaftler: Alfred Wegener ist vor allem für seine Theorie der Kontinentalverschiebung bekannt. Wegener forschte hauptsächlich auf Grönland. Von seiner Expedition 1930 kehrte er nicht mehr zurück. Es wird vermutet, dass er an Herzversagen wegen Überanstrengung gestorben ist. Erst nach seinem Tod wurde seine bahnbrechende Theorie anerkannt und zu einer Grundlage für das heutige Modell der Plattentektonik. 

Um an der Nutzung der Antarktis teilhaben zu können, vor allem an der Ausbeutung der reichen Rohstoffvorkommen, wollte die Bundesregierung dem Internationalen Antarktis-Vertrag beitreten. Dafür musste sie nachweisen, dass sie eigenständige Polarforschung betreibt.

Eine Station im Eis
Wissenschaftler des AWI harren im Dienst der Forschung auf der Neumayer-Station III nahe des Nordpols aus. Bild: AWI Bremerhaven | Stefan Christmann

Heute geht es nicht mehr um die Förderung von Rohstoffen, sondern nur noch um reine Forschungsarbeit. Das AWI hat mittlerweile mehr als 1.000 Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz in Bremerhaven betreibt das Institut Außenstellen in Potsdam, auf Helgoland und auf Sylt. Sechs Forschungsstationen unterhält das Alfred-Wegener-Institut, darunter auch die Neumayer-Station III, die Basis für die deutsche Antarktisforschung.

Das AWI hat fünf Forschungsschiffe, das größte und wohl bekannteste ist die "Polarstern". Sie driftet derzeit im Rahmen der "Mosaic“-Expedition ein Jahr lang durch die Arktis. Die Forscher erwarten davon wichtige Erkenntnisse zum Klimawandel. "Mosaic“ gilt als bisher größte Arktis-Expedition.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der neue Morgen, 15. Juli 2020, 8.40 Uhr

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