Darum schwelt Bremens Konflikt mit dem DFB trotz Länderspiel weiter
Acht Jahre haben Bremen und der DFB wegen der Polizeikosten gestritten, nun durfte die Hansestadt wieder ein Länderspiel austragen. Doch der Streit könnte wieder hochkochen.
Da saßen sie am Montag also alle einträchtig auf der Ehrentribüne des Weser-Stadions, als sei nie etwas gewesen. Als habe es den mittlerweile acht Jahre andauernden Streit zwischen dem Bremer Senat und dem Deutschen Fußball-Bund nie gegeben.
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) war vor dem neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf platziert, unweit entfernt neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev saß auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) neben weiteren Senatoren und hiesigen Politikern.
Bovenschulte sieht Ende der Eiszeit
"Das Eis ist gebrochen", betonte Bovenschulte dann bei Radio Bremen nach dem aus seiner Sicht "diplomatischen Unentschieden", dem 3:3 im Benefizspiel gegen die Ukraine.
Der Bürgermeister meinte damit das Ende der Eiszeit, die entstanden war, seit Bremen 2015 begann, seine Mehrkosten für Hochrisikospiele in der Bundesliga an die Deutsche Fußball Liga weiterzuleiten. Der Streit über die Polizeikosten wurde über Jahre über sämtliche Instanzen vor verschiedenen Gerichten ausgetragen – und Mäurer bekam schließlich Recht.
"Den Boykott haben uns andere beschert"
Die atmosphärischen Störungen waren damit aber längst nicht beseitigt, schließlich hatte der DFB seit Beginn des Konflikts Bremen bei der Vergabe der Länderspiele boykottiert.
Nun aber durfte die Hansestadt nach elf Jahren Flaute das symbolträchtige 1.000. Spiel der deutschen Nationalmannschaft austragen – und Bremen zeigte, dass es Länderspiele kann.
Wir konnten das schon immer. Das war nicht unser Problem. Es waren andere, die uns diesen Boykott beschert haben. Wir haben das durchgehalten, zehn Jahre waren eine sehr lange Zeit. Aber ich glaube, dass diese Phase jetzt vorüber ist.
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei Bremen Eins
Mit Präsident Neuendorf auf einen Kaffee
Der Wechsel an der DFB-Spitze hat wohl auch zu diesen ersten Annäherungen beider Seiten geführt.
Mit Neuendorf ist nun ein Präsident da, dem seine Zeit als SPD-Politiker in Nordrhein-Westfalen und dessen gute Kontakte in die Hansestadt sicher nicht geschadet haben, um das Eis in Bremen zu brechen.
Auch die personellen Veränderungen beim DFB haben dazu geführt, dass wir wieder gemeinsam Kaffee trinken gehen. Die früheren Präsidenten waren nur auf Kriegspfad gegen uns.
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei Bremen Eins
Auch Björn Fecker, Präsident des Bremer Fußball-Verbandes, hat den Stimmungswechsel wahrgenommen: "Das Verhältnis hat sich normalisiert, man redet nicht mehr nur über die Medien miteinander." Bremen habe sich als "verlässlicher Partner" für den DFB gezeigt und gehöre einfach auf die Fußball-Landkarte, so Fecker bei Bremen Eins weiter.
Das Länderspiel vor ausverkaufter Kulisse bei toller Stimmung im Weser-Stadion sei ein durchweg positives Signal gewesen, dass es nun nicht wieder elf Jahre dauern dürfe bis zum nächsten Besuch der Männer- oder Frauen-Nationalmannschaft in Bremen.
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus
Doch ganz sicher ist das nicht. Es könnte ganz schnell wieder frostig werden zwischen Bremen und dem DFB – denn die letzte Entscheidung beim Bundesverfassungsgericht steht im Polizeikostenstreit noch aus. Und Mäurer hat nicht vor, von seiner Linie einen Millimeter abzuweichen. "Die Rechtslage ist unverändert", so der Innensenator, "und wenn die Entscheidung dann hoffentlich zu unseren Gunsten fällt, wird auch dieses Thema irgendwann ein Ende finden."
Vielleicht tut es das tatsächlich. Mäurer hofft auf eine Entscheidung noch in diesem Jahr und mehr noch darauf, dass der DFB die Vergabe der Länderspiele und den Gerichtsstreit voneinander trennt. Mit hanseatisch-trockenem Humor fasste Mäurer das positive des Bremer Länderspielabends noch einmal zusammen: "Heute war alles friedlich, also gab es auch keine Kosten."
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 13. Juni 2023, 7 Uhr