Fans feiern die Ukraine in Bremen: 5 Highlights vom Länderspiel
Das wenig überzeugende 3:3 der deutschen Elf war das Eine. Aber beim Benefizspiel für die Ukraine im Weser-Stadion ging es eben nicht nur um Fußball.
Am Ende blieben die 35.795 Fans im Weser-Stadion mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits mit dem sportlich-schalen, dass bis zur EM im nächsten Sommer noch jede Menge Arbeit auf Hansi Flick und seine deutsche Mannschaft wartet. Anderseits mit einem heimeligen, leisen Gefühl der Hoffnung, dass diese anderthalb Fußball-Stunden auf dem Rasen vielen Menschen in der Ukraine ein wenig Zerstreuung im Dauerzustand der Angst und Verzweiflung gebracht haben möge.
Das 1.000 Länderspiel der deutschen Mannschaft wird auch den Bremerinnen und Bremern aus verschiedenen Gründen in Erinnerung bleiben. Hier sind unsere fünf Highlights.
1 Friedlich, fröhlich, familienfreundlich
Nicht erst um 20:45 Uhr, sondern erstmals schon um 18 Uhr wurde das Länderspiel im Weser-Stadion angepfiffen – und so konnten endlich auch mal wieder die kleinen Fußball-Fans ein Spiel live auf der Tribüne miterleben.
Anders als bei vielen Werder-Partien war die Stimmung daher weit weniger martialisch, sondern glich eher einem fröhlichen, friedlichen Familienausflug. Der frühe Anstoß – ein Volltreffer des DFB.
2 Besondere Einlauf-Kids – und ein altes Häschen
Nicht nur für die ukrainische Nationalmannschaft war es ein emotionaler Moment, als sie, jeder von ihnen eingehüllt in eine blau-gelbe Flagge, gemeinsam mit der deutschen Elf den Rasen des Weser-Stadions betrat. Denn an der Hand hatten die Spieler die 22 Einlauf-Kinder, allesamt Geflüchtete aus ihrer Heimat.
Nur zwei Kinder gehörten nicht dazu. Joshua Kimmich hatte seinen ältesten Sohn an der Hand und Niclas Füllkrug seine kleine Tochter Emilia. Die Vierjährige ist bald schon ein altes Häschen, was das Einlaufen ins Stadion angeht. Und Glück hat sie ihrem Papa jedenfalls gebracht, der hat zum 1:0 getroffen.
3 Viel Prominenz, aber kein Klitschko
Das Gerücht hatte sich bis kurz vor dem Anpfiff noch hartnäckig gehalten, dass einer der Klitschko-Brüder in Bremen auf der Tribüne sitzen würde. Doch nachvollziehbarerweise kam es nicht so.
Stattdessen waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev die Schwergewichte unter den zahlreichen Ehrengästen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) führte die Bremer Politik-Riege auf der Tribüne an bei diesem Benefizspiel.
Es ist in allererster Linie ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Daneben ist es ein Fest für alle Fans der DFB-Mannschaft, diese wieder auf dem Rasen des Weser-Stadions spielen zu sehen.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte
Elf Jahre lang mussten die Bremer darauf verzichten – einen echten Fußball-Leckerbissen samt einer mitreißenden deutschen Mannschaft erlebten die Fans allerdings nicht.
4 Zeichen der Solidarität
Schon sechs Stunden vor dem Anpfiff war unweit des Weser-Stadions die ukrainische Nationalhymne ertönt – beim Fanspiel zwischen Deutschland und der Ukraine an der Pauliner Marsch. Organisiert vom Fanklub der deutschen Nationalmannschaft war es bereits das 53. Fan-Länderspiel der Hobbykicker. 4:2 gewann die Ukraine am Ende – doch das Ergebnis war an diesem Tag so nebensächlich wie jenes 3:3 später im Weser-Stadion.
Beide Spiele sollten ein Zeichen der Solidarität sein, 3.000 Flüchtlinge waren am Abend dazu in Bremen eingeladen worden, der Reinerlös des Spieles kommt Hilfs-Initiativen für die Ukraine zugute. Auch die Sonder-Trikots der deutschen Elf können für den guten Zweck ersteigert werden.
Der Delegationsleiter der Ukraine hat mir erzählt, dass Soldaten an der Front das Spiel an ihren Handys verfolgten. Das ist für sie auch eine Ablenkung.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf im ZDF
5 Beste Werbung für Bremen
Die Massen strömten am Montagnachmittag in Richtung Osterdeich. Alle wollten ins Stadion – die einen ins Weser-Stadion, die anderen ins Stadionbad. Bei sommerlich-heißen Temperaturen präsentierte sich Bremen der Welt und hätte sich wohl kaum noch strahlender zeigen können. Die Weser glitzerte herrlich im Sonnenlicht – Bremen de Janeiro quasi.
In Bremer Hotels waren die Betten wegen des Länderspiels auch am Montag noch gut belegt. "Für Bremen ist das ein ganz besonderer Tag", freute sich Oliver Rau, Geschäftsführer der Bremer Wirtschaftsförderung, im Sportblitz: "Wir sollten diesen Tag als Feiertag wahrnehmen, erleben und genießen." Und immer daran denken, dass die ganze Welt nun glaubt, dieses Bremen liegt an der Copacabana und nicht an der Weser.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 12. Juni 2023, 17:10 Uhr