Füllkrug jetzt Rekord-Torjäger: "Cool, das wusste ich nicht"

Werder-Spieler Niclas Füllkrug winkt im Nationaltrikot vor dem Länderspiel im Weser-Stadion.

Pfiffe für die DFB-Elf beim Länderspiel in Bremen

Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Nur 45 Minuten gespielt, aber getroffen und Rekord aufgestellt: Sein Heim-Länderspiel im Weser-Stadion war für Werder-Stürmer Niclas Füllkrug ein Wechselbad der Gefühle.

Und dann gellten die Pfiffe von den Rängen des Weser-Stadions. Damit wollten die Fans nicht etwa ihrem Unmut über den noch recht dürftigen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft am Montagabend im Weser-Stadion Gehör verschaffen. Obwohl sie Grund genug dazu gehabt hätten. Schließlich stand es nach 45 Minuten bereits 2:1 für die Ukraine.

Vielmehr wollten die Fans Bundestrainer Hansi Flick lautstark signalisieren, was sie davon hielten, dass er "ihren" Niclas Füllkrug zur Halbzeit ausgewechselt hatte. "Ich habe das gar nicht mitbekommen", meinte der Werder-Stürmer nach dem Spiel, wirkte aber dennoch geschmeichelt. "Ich habe aber natürlich gemerkt, dass das Publikum mir ein bisschen den Rücken gestärkt hat."

Pfiffe für Flick – wegen Füllkrug

Niclas Füllkrug gestikuliert im Länderspiel im Weser-Stadion gegen die Ukraine.
Lief nicht alles nach Plan gegen die Ukraine: Niclas Füllkrug traf jedoch zum 1:0. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Füllkrug war erst kurz nach den Pfiffen für Flick in Badelatschen wieder aus der Kabine gekommen und hatte zur zweiten Halbzeit auf der Ersatzbank Platz genommen. "Ich kann keine Rücksicht darauf nehmen, dass er bei Werder Bremen spielt", brachte Flick zu seiner Verteidigung vor, dass er für Füllkrug nun Kai Havertz aufs Feld schickte. Und Füllkrug konnte den Schritt nachvollziehen, obwohl er trotzdem enttäuscht schien.

"Wir brauchten einfach neue Dynamik im System und da hat es mich getroffen. Das passiert und das ist auch okay", sagte Füllkrug. Und damit war der besondere Heimspielabend für ihn abrupt beendet. Der Bremer Publikumsliebling musste mit anschauen, wie Havertz traf und seine Mitspieler das 1:3 gerade noch so in ein 3:3 drehten. Ein insgesamt mäßiger Auftritt der DFB-Elf, die dafür auch Pfiffe zu hören bekam. "Na ja", meinte Füllkrug dazu augenzwinkernd: "Das Bremer Publikum ist ja auch qualitativ sehr hochwertigen Fußball gewohnt. Deswegen kamen da ein paar Pfiffe."

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    Tolle Kulisse, Tore satt, aber am Ende kein Sieg fürs DFB-Team in Bremen. Die Elf von Bundestrainer Flick spielt 3:3 gegen die Ukraine und ist nicht in EM-Form.

"War keine Topleistung von mir"

Aber da stand Füllkrug nun, schlich genauso wie seine Teamkollegen mit hängenden Schultern über den ihm so vertrauten Rasen und bedankte sich bei den 35.795 Fans, die sich irgendwie viel mehr erhofft hatten. So sollte dieses Benefizspiel ja nicht verlaufen – denn sportlich wollte man der ukrainischen Mannschaft eigentlich keine Geschenke machen. "Das war jetzt auch von mir keine Topleistung", meinte Füllkrug selbstkritisch, "ein, zwei Situationen hätte ich besser lösen können."

Dafür stand sein Knie aber in der 6. Spielminute genau richtig, um den Schuss von Marius Wolf zum 1:0 ins Tor zu lenken. Füllkrug hatte getroffen, das siebte Tor im siebten Länderspiel. "Ich habe wenig dazu beigetragen, aber das sind ja oft die schönsten Stürmertore", meinte er mit verschmitztem Lächeln.

5. Tor im 5. Länderspiel in Folge

Niclas Füllkrug im Kopfball-Duell mit einem ukrainischen Gegner während des Länderspiels in Bremen.
Torjäger mit Top-Quote: Niclas Füllkrug traf in fünf Länderspielen in Serie. Bild: dpa | Marcus Brandt

"Ich freue mich über das Tor und die Quote, die ich damit halten kann", fügt Füllkrug hinzu. Dass ihn sein Knie-Treffer aber auch zu einem Rekordtorjäger machte, war dem 30-Jährigen nicht bewusst. "Ja? Cool, das wusste ich nicht." Nun ist Füllkrug der fünfte deutsche Nationalspieler, der im fünften aufeinanderfolgenden Länderspiel getroffen hatte.

Damit steigt Füllkrug in einen elitären Kreis von Nationalspielern auf, denen das ebenfalls gelungen war: Max Morlock, Weltmeister von 1954, schaffte es in der Saison 1953/54 als Erster (insgesamt acht Tore in dieser Phase). Es folgten Gerd Müller sowohl 1969 (acht) als auch 1970 (zehn), Klaus Fischer 1981 (sechs), Andreas Möller 1993 (fünf) – und jetzt Füllkrug.

Klappt's ohne Füllkrugs Glücksbringer?

Niclas Füllkrug beugt sich vor dem Anpfiff zu seiner Tochter herunter, die als Einlaufkind dabei ist, und küsst sie auf die Wange.
Küsschen für die kleine Glückbringerin: Niclas Füllkrug mit Tochter Emilia. Bild: Imago | Nordphoto

Am Freitagabend um 20:45 Uhr könnte Werders Toptorjäger die übrigen Nationalspieler sogar übertrumpfen. Denn trifft Füllkrug auch in Warschau gegen Polen, wäre er der erste deutsche Nationalspieler mit Toren in sechs Spielen in Serie.

Aber in Warschau hat Füllkrug nicht seinen persönlichen Glücksbringer dabei: Töchterchen Emilia, die ihn in Bremen wieder aufs Spielfeld begleitet hatte. "Das war sehr schön und hat mir sehr viel bedeutet", sagte Füllkrug. Am Freitag musss es ohne Emilia mit dem Toreschießen klappen.

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Bild: Imago | Revierfoto

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 13. Juni 2023, 7 Uhr