Hunderte starben vor 500 Jahren bei blutigen Kämpfen bei Bremerhaven

Ein Gemälde zeigt Menschen, die vor einer Kirche kämpfen.

Hunderte starben vor 500 Jahren bei blutigen Kämpfen bei Bremerhaven

Bild: Peter Bazak

Am 9. August 1524 ließen in Mulsum bei Bremerhaven Hunderte Bauern ihr Leben. Heute erinnern die Mulsumer an dieses historische Ereignis – und erwarten hohen Besuch.

Vier Menschen in mittelalterlichen Kostümen spielen Instrumente.
Auch ein Mittelalter-Markt mit Vorführungen gehört zum Programm an diesem Wochenende. Bild: Privat

Der kleine Ort Mulsum zwischen Bremerhaven und Cuxhaven taucht tief in die Geschichte ab: Der 9. August 1524 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Mulsums und der Nachbarorte im Land Wursten. In der blutigen "Schlacht um die Wurster Freiheit" mussten sich die Bauern dem Bremer Erzbischof Christoph von Braunschweig-Wolfenbüttel geschlagen geben. Mit einem Festwochenende wollen die Mulsumer nun ihre wiedererlangte Freiheit feiern.

So kam es zu der historischen Schlacht

Das Land Wursten war vom 13. bis zum 15. Jahrhundert ein unabhängiger Bauernstaat. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts kam es zu mehreren Schlachten, bei denen sich Kirche und Adel Einfluss sichern wollten. 1524 erschienen 8.000 bis 9.000 Kriegsknechte und 1.500 Reiter, die für Erzbischof Christoph die Länder Wursten und Hadeln erobern sollten.

Auf einer Stellwand vor einer Kirche prangt die Zahl "500".
Hier auf dem Gelände der Kirche fanden die Kämpfe damals statt. Bild: Radio Bremen | Martina Niemann

Bei der entscheidenden Schlacht auf dem Mulsumer Kirchhof waren die Bauern dem Heer des Bischofs hoffnungslos unterlegen. Sie erlitten große Verluste. Quellen zufolge soll es zwischen 700 und 1.000 Toten auf Seiten der Wurster gegeben haben. Damit verloren sie ihre Jahrhunderte währende Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.

"Man kann sich das gar nicht vorstellen, dass hier eine Schlacht war, wo 700 Wurster Bürger gefallen sind", sagt Lüder Korff, der das Festwochenende mitorganisiert. "Die Wurster Bauern haben sich hier in Mulsum versammelt, um dieser Übermacht standzuhalten. Aber das konnte natürlich nicht passieren."

Wieder kommt ein Bischof

An diesem Freitag, 500 Jahre später, kommt wieder ein Bischof nach Mulsum. Dieses Mal allerdings in friedlicher Absicht: Landesbischof Ralf Meister aus Hannover lädt ab 18 Uhr in die St. Marien-Kirche in Mulsum zum Gottesdienst.

"Ich finde, es ist ein ganz fantastischer geschichtlicher Bogen: Der Erzbischof nahm uns die Freiheit und zum 500. Jahrestag kommt der Landesbischof hierher", freut sich Karen Kessler vom Kirchenvorstand Mulsum über diese Zusage.

Gehen die Mulsumer dieses Mal als Sieger vom Platz?

Zusammen mit elf weiteren Mitstreitern hat Lüder Korff zwei Jahre lang das Programm für diesen Gedenktag geplant. Gemeinsam haben sie ein ganzes Jahresprogramm auf die Beine gestellt. Höhepunkt sind aber die Feierlichkeiten an diesem Wochenende. Während dieser Freitag ein ruhiger Gedenktag sein soll, wollen die Wurster am Samstag ihre wiedererlangte Freiheit feiern.

Geplant sind unter anderem ein Mittelaltermarkt, Vorträge, Theaterstücke und kleine Konzerte. Einer der Höhepunkte ist ein Dreikampf, in dem verschiedene Teams unter anderem im Axtwerfen und Baumstamm-Weitwurf gegeneinander antreten. Und die Mulsumer hoffen natürlich, dass sie dieses Mal als Sieger vom Platz gehen. Vom 13. bis 15. September sind dann Jugendliche aufgerufen, in Wremen die Geschichte des Freiheitskampfes als Live-Rollenspiel nachstellen. Das gesamte Festprogramm gibt es hier.

Autorinnen

Quelle: epd.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntag aus Bremerhaven, 4. August 2024, 11.40 Uhr