Interview

Rettet der tagelange Regen in Bremen uns vor der Dürre?

Eine junge Frau steht mit einem Regenschirm auf einem Steg am Werdersee in Bremen

Rettet der tagelange Regen in Bremen uns vor der Dürre?

Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Klar, warme Sommertage sind schön – aber die Natur hat den Regen dringend nötig. In einigen Regionen sollte er am besten bis zum kommenden Jahr nicht mehr aufhören, sagt ein Meteorologe.

Typisches Bremer Schietwetter – wer die letzten Tage in Norddeutschland aus dem Fenster geschaut hat, dem mag es so vorkommen, als würde es grundsätzlich immer regnen in Bremen und umzu. Doch das täuscht, denn noch der vergangene Monat war trockener, als er hätte sein sollen. Ganz zu schweigen von den vergangenen Jahren, von denen die meisten viel zu trocken waren.

"Wenn ich mit dem Spaten in den Boden steche, dann sieht man, dass nur der Oberboden nass ist", erzählt auch Förster Knut Sierk, der für einige Waldstücke im Bremer Umland verantwortlich ist. "Bis das Wasser in die tieferen Schichten dringt, dauert es lange, lange lange", sagt Sierk weiter. Dafür müsse es quasi ab jetzt den ganzen Winter lang regnen.

Dass – vor allem im Bremer Umland – die Böden immer noch sehr trocken sind, weiß auch Torsten Walter. Er ist Meteorologe im ARD-Wetterkompetenzzentrum. Mit buten un binnen hat er darüber gesprochen, was der Regen die letzten Tage für die Natur bedeutet – und was nicht.

Immer wieder wird über die Trockenheit berichtet. Jetzt hat es hier in Bremen tagelang geregnet. Reicht das, um den Boden genug zu versorgen und Bodenwasser-Reserven aufzufüllen?

Das kommt auf die Tiefe an. In den obersten Bodenschichten kommt genug an. Die Pflanzen freuen sich und haben aktuell keinen Trockenstress. Wenn man auf den Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung schaut, dann sieht man, dass nach dem Regen in den letzten Tagen die oberen Schichten sogar überversorgt sind. Das heißt, der Boden kann das Wasser gar nicht aufnehmen.

Im Frühjahr haben wir gesehen: Wenn es ein bis zwei Monate trocken ist, kann sich die Lage schnell wieder ändern. Es kommt darauf an, wie das Wetter weitergeht.

Torsten Walter, Meteorologe im ARD-Wetterkompetenzzentrum

In den tieferen Schichten ist es aber regional durchaus noch trocken. Das ist regional unterschiedlich: In Bremen selbst gibt es dort keine extreme Dürre. Aber im Umland gibt es noch Gebiete, die ungewöhnlich trocken sind – selbst in den obersten 25. Zentimetern des Bodens gibt es nicht überall genug Wasser.

Der Grundwasserspiegel ist ja noch mal ein anderes Thema. Wie sieht es mit dem aus – hilft der Regen grade, ihn zu heben?

Bis das Wasser so tief angekommen ist, dauert es sehr lange. Dabei ist wichtig, dass es auch im Winter genug regnet, am besten auch schneit. Denn dann brauchen die Pflanzen nicht so viel Wasser und es kann besser in die tiefen Schichten sickern. Dann füllt sich das Grundwasser wieder auf. Und Schnee hatten wir die letzten Jahre ja sehr selten.

Grafik zeigt farblich die aktuelle Dürrelage in Deutschland an
Je dunkler, desto trockener: Der Düremonitor zeigt, wie trocken der Boden am 26. Juli 2023 war. Bild: FZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Der Rest von Deutschland, vor allem der Süden, ist laut dem Dürremonitor immer noch sehr trocken – bräuchten die mal so einen regnerischen Bremer Sommer?

Im Süden und Osten Deutschlands ist es so trocken, da fehlt seit dem Jahr 2018 im Grunde ein ganzer Jahresniederschlag. Das sind 600 bis 1.000 Liter pro Quadratmeter. Da reichen auch keine zwei Wochen Dauerregen.

Ist dieser Sommer denn wirklich ungewöhnlich verregnet, oder sind wir nur die extrem trockenen Sommer der letzten Jahre gewohnt?

Es regnet schon mehr als gewöhnlich im Juli. Von 1991 bis 2020, also im neuen Klimamittel, kamen 75,3 Liter Wasser pro Quadratmeter runter. In diesem Juli sind es bis jetzt knapp über 100 Liter gewesen. Der Monat ist also schon deutlich zu nass. Aber das ist eigentlich schon normales norddeutsches Sommerwetter, dass es eher wechselhaft ist und zwischendurch mal ein paar Tage Sommerwetter ist. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch. Das ist nur in den letzten trockenen Jahren selten vorgekommen.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 26. Juli 2023, 6:12 Uhr