Infografik
Welche Probleme Wähler in Bremerhaven anders bewerten als in Bremen
Die größten Probleme im Land Bremen betreffen die Bildung. Darin sind sich Wähler in Bremen und Bremerhaven einig. Uneins aber sind sie in der Gewichtung dieser Themen.
Vier Wochen vor der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft unterscheidet sich die Problem-Agenda der Wahlberechtigten in Bremen und Bremerhaven erheblich. Das ist eines der Ergebnisse einer neuen repräsentativen Umfrage des Wahlforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag von Radio Bremen und der Nordsee-Zeitung.
Zwar dominieren hiernach sowohl bei den Wählerinnen und Wählern in Bremen als auch in Bremerhaven die Bildungsthemen die Problem-Wahrnehmung – in Bremerhaven aber längst nicht so deutlich wie in der Stadt Bremen. Dagegen hat die Situation am Arbeitsmarkt für die Bremerhavener, wie schon vor der letzten Bürgerschaftswahl, einen sehr viel größeren Stellenwert. Arbeitslosigkeit ist für sie das zweitgrößte Problem, in der Stadt Bremen stehen Arbeitsmarktfragen dagegen weit hinten an.
Hohe Arbeitslosigkeit schafft Ängste
Kein Wunder: In Bremen lag die Arbeitslosenquote im März dieses Jahres bei 9,8 Prozent, in Bremerhaven bei 14 Prozent – so hoch, wie kaum an einem anderen Ort in Deutschland. In Bremerhaven rangiert das Thema "Arbeitslosigkeit/Arbeitsmarkt" daher auf Platz Zwei auf der Problem-Agenda. In der Stadt Bremen dagegen sehen die Wahlberechtigten das Thema "Mobilität/Verkehr" auf Platz Zwei der größten Probleme im Land.
"Soziale Probleme sind für viele Menschen in Bremerhaven noch viel deutlicher zu spüren als in Bremen", sagt dazu der Politikwissenschaftler Lothar Probst. Verlustängste seien, auch aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, weiter verbreitet als in Bremen. Nicht umsonst hätten die Wahlberechtigten aus Bremerhaven in der Umfrage auch dem Themenkomplex "Soziale Ungerechtigkeit/Armut/Bürgergeld" mehr Bedeutung beigemessen als die Wahlberechtigten der Stadt Bremen.
Dass Verkehrsthemen in Bremerhaven, anders als in Bremen in der Wahrnehmung der Menschen eine eher untergeordnete Rolle spielen, überrascht den Wissenschaftler nicht: "Es gab in Bremerhaven keine Debatten wie in Bremen um die Martinistraße oder den Wall." Bremerhaven sei von den Bremer Verkehrsexperimenten abgekoppelt.
Probst erwartet geringere Wahlbeteiligung als 2019
Ohnehin herrsche in Bremerhaven eine andere politische Kultur als in der Stadt Bremen, sagt Probst. Das zeige sich auch daran, dass die Wahlbeteiligung in der Seestadt üblicherweise etwas niedriger sei als in Bremen. "In Bremerhaven leben vergleichsweise viele Menschen, die wir mit unserem Parteiensystem nicht erreichen", so Probst.
Tatsächlich beteiligten sich bei der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft im Jahr 2019 nach Angaben des Statistischen Landesamts in der Stadt Bremen 66,4 Prozent der Wahlberechtigten, in Bremerhaven dagegen nur 52,5 Prozent. Landesweit lag die Wahlbeteiligung damit bei 64,1 Prozent. Dass sie auch diesmal so hoch sein wird, glaubt Probst nicht. Denn die Wahlbeteiligung sei zuletzt bei allen Landtagswahlen rückläufig gewesen. Probst rechnet für die Wahl zur Bremischen Bürgerschaft am 14. Mai mit einer Beteiligung von landesweit rund 60 Prozent.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. April 2023, 19.30 Uhr