Fragen & Antworten

Wo soll er hin? Schwierige Standortsuche für Leuchtturm Roter Sand

Manfred Benhof vom Förderverein ist auf einem Schiff und guckt auf den Leuchtturm Roten Sand.

Leuchtturm-Umzug: Darum ist es so schwierig einen neuen Ort zu finden

Bild: Radio Bremen

Am altersschwachen Leuchtturm Roter Sand hängen viele Herzen. Er soll umziehen, doch es gibt strenge Auflagen. Bremerhaven bekam einen Dämpfer – wie geht es nun weiter?

Er ist das Symbol für Nordsee-Romantik schlechthin: Der Leuchtturm Roter Sand in der Außenweser, 45 Kilometer von Bremerhaven entfernt, draußen im Meer, auf halbem Weg nach Helgoland. An diesem Standort hat der Turm mit den drei kleinen Erkern allerdings keine Zukunft. Selbst Denkmalschützer sind sich einig, dass er auf hoher See keine Chance hat. Deshalb suchen alle Beteiligten nach Konzepten, was mit dem Turm passieren kann.

Warum kann der Rote Sand nicht einfach dort bleiben, wo er ist?

Er steht tatsächlich an dem Platz, von dem man meinen würde: Da gehört er hin. Es ist das erste Off-Shore-Bauwerk weltweit, aus dem Jahre 1885. Da hat der Denkmalschutz natürlich ein Interesse den Turm dort stehen zu lassen. Das Problem: Baulich hat er seine Lebensdauer überschritten. Es gibt viel Korrosion am Metall, das Salzwasser beeinträchtigt das Bauwerk in seiner Standfestigkeit. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, sieht vor allem Stürme als Gefahr für den Roten Sand.

Es wird gesagt, es braucht ein Jahrhundertereignis, damit der Leuchtturm in Gefahr gerät. Das hängt mit der Höhe und dem Anpralldruck von Flutwellen zusammen. Wenn so etwas passieren würde, wäre das Risiko sehr groß, dass es den Leuchtturm umwirft – dass er verloren geht.

Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Das heißt auch, die Überlegungen von Denkmalschützern, den Turm einfach stehen und verwittern zu lassen, wäre mit Gefahren verbunden. Der Turm könnte umstürzen, womöglich wegschwimmen und die Schifffahrt gefährden. Überlegungen, den Turm mit einer zweiten Metallhaut zu überziehen, um ihn zu stabilisieren, kommen ebenfalls nicht in Frage. Dabei würde der Rote Sand seine schlanke Form verlieren, aus Sicht der Denkmalschützer keine Option. Es bleibt also nur die Translozierung, zu Deutsch: die Versetzung des Turms.

Ein rot-weiß-gestreifter Leuchtturm steht im Meer.
Der Rote Sand in der Außenweser. Bild: dpa | Sina Schuldt

Wo soll der Leuchtturm denn dann hin, was sind die Voraussetzungen?

Vom Denkmalschutz gibt es dazu klare Kriterien: Der Turm muss am Wasser stehen, möglichst im Meer. Außerdem sollte der Standort nicht von Gebäuden oder Anlagen wie Kränen oder Industrie von der Ansicht her beeinträchtigt sein. Der neue Ort sollte mit Wasser und Strom erschlossen sein. Und für Besucher muss der Platz geeignet sein, also erreichbar, mit Parkplätzen und mit Toiletten. Ebenso muss eine Baugenehmigung erwartbar sein, der Naturschutz darf dem also nicht widersprechen.

Beworben haben sich bislang fünf Orte, die den Roten Sand gerne hätten. Zum Beispiel Bremerhaven. Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) möchte den Turm in den Fischereihafen stellen. Doch da sagt Matthias Wagner, der Architekt der Stiftung Denkmalschutz, das sei schon fast ausgeschlossen.

Wenn ich keinen Bezug zum Wasser habe, wenn ich da vor einer fremden Kulisse stehe, die dieser Anmutung widerspricht, wäre das ein Kriterium, was sich nicht günstig auf die Standortwahl auswirkt.

Matthias Wagner, Architekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Neben Bremerhaven haben noch Wangerooge, Hooksiel, Wilhelmhaven und Elisabethgrodendeich an der Nordsee ihren Hut in den Ring geworfen. Die meisten haben aber noch kein wirkliches Konzept vorgelegt. Auch Bremerhaven muss nun ernsthaft einen Standort suchen und ein Konzept vorlegen, wenn der Turm dort stehen soll.

Einen Turm versetzen – geht das überhaupt einfach so?

Das ist wirklich ein Problem. Die Denkmalschützer würden den Turm am liebsten als Ganzes mit einem Kran von seinem Sockel heben, auf einen Ponton setzen und abtransportieren. Doch die Gesamtkonstruktion wiegt über 300 Tonnen, das ist kaum machbar. Außerdem könnte das Bauwerk zerbrechen. Von daher wird der Turm wahrscheinlich in Scheiben zerlegt und an die Küste gebracht. Der Betonsockel, der sogenannte Caisson, der fast genauso hoch ist wie der Leuchtturm, der wird im Meer verbleiben.

Wird es einen Ersatz für den Leuchtturm in der Nordsee geben?

Nein, der Rote Sand hat seit 1986 kein Leuchtfeuer mehr. In allen Seekarten steht er als abgeschaltet. Mit dem Leuchtturm Alte Weser gibt es einen modernen Leuchtturm, der ihn ersetzt hat. Das Problem: Wenn der Rote Sand irgendwo an der Küste steht, muss er in die Seekarten aufgenommen werden. Damit sich niemand verfährt, weil er den Turm mit einem anderen verwechselt.

Zieht der marode Leuchtturm Roter Sand bald nach Bremerhaven?

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Torsten Harms
    Torsten Harms

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 17. April 2024, 13:40