Umzugsplan: Darum kämpft der Förderverein um den Leuchtturm Roter Sand
Der marode Leuchtturm Roter Sand soll umziehen, von der Wesermündung ans Festland. In Bremerhavener stellt sich nun der Förderverein gegen die Pläne – aus diesen Gründen.
Der markante rot-weiße Leuchtturm Roter Sand in der Wesermündung – er sorgt erneut für Schlagzeilen. Seit Jahren geht es immer wieder um die Zukunft des fast 140 Jahre alten Bauwerks. Die Standsicherheit des maroden Turms ist gefährdet. Ist er auf See noch zu sanieren, oder steigen die Kosten dann ins Unermessliche? Kürzlich hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz für den Bund angekündigt, dass der ausgediente Turm aus Kostengründen ans Festland versetzt werden soll. Das passt dem Förderverein Roter Sand mit Sitz in Bremerhaven gar nicht. Er fordert in einem offenen Brief: Der Turm soll da bleiben, wo er ist. Es ist auch eine Debatte um Tradition und welche Bedeutung Wahrzeichen noch haben.
Hört man sich auf der Straße zum Thema Roter Sand um, erhält man ganz unterschiedliche Reaktionen. "Immer her damit, gerne auch noch einen weiteren Leuchtturm", sagen Marut und Martin aus Schiffdorf. Für sie gehören Leuchttürme einfach zur Küste. "Ich finde es gut, wenn der Leuchtturm für mehr Leute sichtbar ist", findet Christian Hamm. "Leuchttürme sind immer attraktiv und sympathisch." Ein anderer Passant gibt zu bedenken: "Für uns Bremerhavener würde ich sagen, der steht von klein auf dort, da muss er stehenbleiben."
Diskussion kommt in Bewegung
Mit dem Gedanken, dass der Leuchtturm näher ans Festland oder gar an Land versetzt werden könnte – damit kann sich längst nicht jeder anfreunden. Nachdem sich die 600 Mitglieder des Fördervereins Leuchtturm Roter Sand gegen den Umzug ausgesprochen haben, ist wieder Bewegung in die Diskussion gekommen. Wie genau ein Umzug aussehen könnte, das ist noch unklar. Auch der Standort – denkbar wäre weiter in Richtung Bremerhaven in der Weser oder auch am Festland an der niedersächsischen Küste zwischen Bremerhaven und Cuxhaven.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die den Bund als Eigentümer vertritt, hält an den Plänen fest, den Turm zu versetzen. Alleine schon mit Blick auf den steigenden Meeresspiegel ist das ihrer Ansicht nach erforderlich. Für Rolf Pilz, den Vorsitzenden des Vereins, enttäuschend. "Man sitzt es erstmal aus", so Pilz. "Letztendlich wird wahrscheinlich hinter den Kulissen weiter daran gearbeitet, den Turm zu versetzen."
Seit zehn Jahren keine Besucher mehr
Pilz ist seit 22 Jahren Vorsitzender des Fördervereins. Er wirft einen Blick auf eine Malerei im Büro – das Bild zeigt das historische Bauwerk als gerade ein Schiff festmacht. Zehn Jahre ist es her, als es noch Gästefahrten zum Turm gab – und sogar noch Übernachtungen möglich waren. Doch wegen verschärfter Sicherheitsregeln der EU für die Schiffe und neuer Versicherungsvorschriften war es schließlich nicht mehr machbar, weil es zu teuer wurde.
Von Bremerhaven aus koordiniert Vereinsvorsitzender Pilz mit dem Verein dringend nötige Arbeiten am Bauwerk. Schon seit längerem gibt es ein Problem mit dem kaputten Dach. Es regnet rein – und das macht die Situation nicht leichter. Nun sollen Spezialfirmen für 40.000 Euro erst mal wieder alles abdichten. Da draußen in der Wesermündung ist der Rote Sand natürlich Wind und Wetter extrem ausgesetzt – aber aus Sicht des Fördervereins steht er da trotzdem noch sicher. Und das wäre auch die kostengünstigste Lösung, finden die Mitglieder.
Wir haben da draußen ständig eine Strömung um den Turm drumrum. Selbst wenn Ententeich ist, ist eine Strömung um den Turm. Das ist ein Fremdkörper in der See, ganz klar. Für mich kein schlagkräftiges Argument, dass der Turm umsturzgefährdet ist. Irgendwo am Weserufer oder sonstwo, das wird dem Bauwerk nicht gerecht.
Rolf Pilz, Vorsitzender Förderverein Roter Sand
Pilz geht davon aus, dass bis zu einem tatsächlichen Umzug sowieso noch Jahre ins Land gehen würden – alleine schon, weil so viele verschiedene Behörden beteiligt werden müssten. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja doch noch ein Milliardär, der den Turm für sich entdeckt, ihn kaufen und draußen auf See restaurieren lassen möchte. Ein bisschen träumen darf man ja, meint Pilz. "Dann würde vielleicht ein Vertrag aufgesetzt, dass der gewisse Bedingungen zu erfüllen hat und wenn er die akzeptiert, dann wäre das machbar."
So oder so – als Bollwerk in der Weser übt der Leuchtturm Roter Sand auf viele Menschen immer noch eine große Faszination aus. Der damalige Gästeführer Hans Kurschus formulierte es mal so:
Auf unserem Leuchtturm, der mitten im Meer steht, zwischen Helgoland und Bremerhaven, den Sonnenuntergang, die Wolkenbildung, morgens der Sonnenaufgang, wenn die Sonne über den Horizont kommt, bei gutem Wetter kann man Helgoland mit bloßem Auge sehen – das ist einmalig.
Hans Kurschus, Ex-Gästeführer Roter Sand
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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 28. Juni 2023, 16:35 Uhr