Infografik
Wie Bremen sich auf Hitzewellen vorbereitet
Mehr Schatten, besser gedämmte Kitas – und eine Karte mit kühlen Orten: Der Senat nimmt sich im Hitzeaktionsplan viel vor. Wer besonders geschützt werden soll und wo es heiß wird.
Schon vor fünf Jahren begann Bremen mit der Arbeit an einem Hitzeaktionsplan, jetzt hat der Senat ihn beschlossen. Auf 86 Seiten ist festgehalten, wer in Bremen und Bremerhaven besonders durch Hitzewellen gefährdet ist, und was Bremen dagegen unternehmen will. Was die wichtigsten Punkte sind und woran die Pläne haken könnten, klären wir hier.
Warum brauchen Bremen und Bremerhaven einen Aktionsplan gegen Hitze?
In Bremen und Bremerhaven wird es auch in den kommenden Jahren wärmer werden, davon gehen die Experten aus, die den Hitzeaktionsplan im Auftrag des Bremer Umweltressorts erstellt haben. Städte seien besonders betroffen, weil viele Menschen und dichte Bebauung auf engem Raum zu mehr Hitzebelastung führten. Von Stadtteil zu Stadtteil kann sie jedoch verschieden sein: Mehr versiegelte Flächen sorgen für Hitze, mehr Grün zum Beispiel für Kühle. Abgase und Abluft aus Gebäuden können ebenfalls zu einer erhöhten Belastung beitragen.
"Das Phänomen der Überwärmung kommt vor allem nachts zum Tragen und wird als Städtische Wärmeinsel bezeichnet", heißt es im Aktionsplan. Der Plan sieht vor, die Bevölkerung umfassend vor Risiken im Zusammenhang mit Hitze zu informieren und Maßnahmen umzusetzen, um es in beiden Städten auch bei Hitze erträglich zu machen, zum Beispiel durch Baumpflanzungen, Trinkbrunnen, besser gedämmte öffentliche Gebäude oder die Entsiegelung von Flächen.
Welche Gesundheitsrisiken gibt es bei starker Hitze?
Es besteht die Gefahr, zu überhitzen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Dehydrierung, Hitzekollaps oder Hitzschlag. Bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierenerkrankungen können sich bei Hitze verschlimmern. Hitze belastet das Herz-Kreislauf-System und erhöht beispielsweise das Risiko für Herzinfarkte. Wie stark jemand von Hitzebelastung betroffen ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es gibt jedoch bestimmte sogenannte vulnerable Gruppen, also Gruppen von Personen, bei denen die Gefahr für Gesundheitsprobleme besonders hoch ist.
Welche Menschen sind besonders durch Hitze gefährdet?
Das sind Kinder, alte Menschen, Schwangere, aber auch Menschen, die der Hitze besonders ausgesetzt sind wie Wohnungslose oder Menschen, die im Freien arbeiten. Ebenso sind Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder bettlägerige Menschen besonders gefährdet. Auch der sogenannte sozio-ökonomische Hintergrund spielt eine Rolle: Menschen mit schlechten Wohnbedingungen, Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben und nicht mobil sind, gehören zum Beispiel zu den vulnerablen Gruppen.
Wo in Bremen und Bremerhaven leben besonders gefährdete Menschen?
Besonders viele ältere Menschen leben in Bremen demnach in den Stadtteilen Neustadt, Findorff und der Vahr sowie in Osterholz oder Obervieland. In den Stadtteilen Neustadt, Findorff, der Vahr, Walle, der Östlichen Vorstadt und einigen am Stadtrand liegenden Vierteln gibt es eine hohe Dichte an Kindern bis sechs Jahren. In Blumenthal, Vegesack, in Gröpelingen, der Neustadt, der Vahr und in Hemelingen insbesondere leben Menschen, die wegen ihres sozio-ökonomischen Hintergrunds anfälliger für Hitzebelastungen sind und deshalb besonders geschützt werden müssen.
Besonders viele ältere Menschen leben in Bremerhaven laut Aktionsplan in den Stadtteilen Mitte und Geestemünde. Bei Kindern bis sechs Jahren sind es Teile des Stadtteils Lehe sowie Mitte und Geestemünde. "Die räumliche Verteilung eines niedrigen Sozialstatus mit erhöhter thermischer Belastung ist räumlich sehr ähnlich zu den Bereichen mit einer hohen Kleinkinderdichte", heißt es im Hitzeaktionsplan.
Wie bleiben öffentliche Gebäude kühl?
Krankenhäuser, Pflegeheime, Wohnungslosenunterkünfte, Kitas oder Schulen – damit auch während Hitzewellen dort der Betrieb weiterlaufen kann, sollen öffentliche Gebäude in den kommenden Jahren saniert und modernisiert werden. Dämmung soll dabei ein Baustein sein, ebenso wie Entsiegelung, Dachbegrünung und Fassadenbegrünung. Alles soll dazu beitragen, dass Gebäude von innen möglichst kühl bleiben. Das soll aber über andere Möglichkeiten als Klimaanlagen geschehen, zum Beispiel indem man für mehr Schatten sorgt, aber auch indem Dächer und Plätze so gebaut werden, dass sie möglichst wenig Wärme speichern und Sonnenlicht reflektieren.
Einen Überblick, wo es im Außenbereich von Kitas und Schulen im Bremer Innenstadtbereich Hitzebelastungen gibt, zeigt unsere Karte. Angegeben ist jeweils die sogenannte Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET) in Grad Celsius, eine ähnliche Größe wie die "gefühlte Temperatur" und zwar im Außenbereich von Kitas und Schulen. Je nach Klimatisierung im Gebäude kann die Innentemperatur dort natürlich abweichen.
So stark sind Kitas und Schulen in Bremen Hitze ausgesetzt
An welchen Orten kann man sich abkühlen?
Angenehmere Temperaturen herrschen oft an Orten mit viel Grün und Bäumen, die Schatten spenden. Das können große Parks wie der Bremer Bürgerpark, aber auch andere Grünflächen und Friedhöfe sein. Aber auch öffentlich zugängliche Gebäude wie Bibliotheken, Gemeindezentren oder Kirchen können für Abkühlung sorgen. Laut Hitzeaktionsplan will Bremen eine "Erfrischungskarte" erstellen. So sollen Menschen, die besonders von Hitze betroffen sind und zum Beispiel in einer schlecht gedämmten Dachgeschosswohnung leben, Orte in ihrer Nähe finden, an denen sie sich abkühlen können. Trinkbrunnen sollen darin ebenfalls verzeichnet werden. In der Stadt Bremen gibt es bereits elf Trinkbrunnen in öffentlicher Hand. Laut Bremer Umweltressort sind in den kommenden Jahren mindestens 20 weitere Trinkbrunnen geplant. Mit dem Ausbau soll noch 2024 begonnen werden. Darüber hinaus gebe es Trinkbrunnen in privater Trägerschaft. In Bremerhaven gibt es demnach einen Trinkwasserbrunnen, ein zweiter sei in Planung.
Wie soll der Hitzeaktionsplan umgesetzt werden?
Der Plan besteht aus 26 Maßnahmen. Einige davon würden bereits umgesetzt, heißt es aus dem Umweltressort, dazu gehörten Baum-Pflanzungen und das Aufstellen von Trinkbrunnen.
Kritik an dem Plan kommt vom klimaschutzpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft: Martin Michalik nennt das Papier "nicht mehr als 80 Seiten heiße Luft". Die vorgesehene Koordinierungsstelle für die Umsetzung des Plans könne erst im April 2025 ihre Arbeit aufnehmen. "Angesichts der angespannten Haushaltslage und des angekündigten Personalstopps des Senats ist es mehr als unrealistisch, dass hier bald etwas passiert", kritisiert Michalik. Auch die Finanzierung sei ungeklärt.
Aus dem Umweltressort heißt es zur Frage der Finanzierung auf Anfrage, Maßnahmen zur klimaangepassten Stadtentwicklung oder Trinkbrunnen seien in der Umsetzung und daher in den aktuellen Haushalten hinterlegt. "Mittel für zusätzliche Maßnahmen im Hitzeaktionsplan sind nicht eingestellt." Dafür sollten vorrangig Fördermittel vom Bund und der Europäischen Union eingeworben werden. Die Maßnahmen würden je nach Zuständigkeit durch unterschiedliche Ressorts finanziert und umgesetzt. "Sollen Maßnahmen über die jeweiligen Ressorthaushalte finanziert werden, müssen die Ressorts diese entsprechend priorisieren."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. September 2024, 6 Uhr