Interview
Darum betreiben Hoteliers jetzt eine eigene Fähre nach Norderney
Norderney bekommt eine weitere Fährverbindung. Schon in ein paar Tagen möchte die neue Reederei loslegen. Wer auf die Insel möchte, kann Norderney dann bis 22 Uhr ansteuern.
Es fehlten nur noch ein paar Papiere, meldet die Reederei "Meine Fähre GmbH". Voraussichtlich in wenigen Tagen aber könne es losgehen. Dann möchte das Unternehmen, das überwiegend von einigen Hoteliers sowie von einer Stiftung getragen wird, den Betrieb einer neuen Fährverbindung aufnehmen. Es möchte mit täglich bis zu elf Fahrten in beide Richtungen die Insel Norderney mit dem ostfriesischen Norddeich verbinden.
Damit tritt "Meine Fähre GmbH" in Konkurrenz zu der seit mehr als 150 Jahren etablierten Reederei "AG-Norden-Frisia", die bislang als einziges Schifffahrtsunternehmen Norderney mit ihren Fähren ansteuert. Die genauen Preise für die Fahrten möchte "Meine Fähre" erst dann bekannt geben, wenn man auch Tickets kaufen kann. Sie werden sich ungefähr auf dem Niveau der Konkurrenz bewegen, vielleicht einen Tick darunter liegen, sagt Frank Voss, Geschäftsführer von "Meine Fähre GmbH". Zur Orientierung: Die einfache Fahrt von Norddeich nach Norderney kostet Erwachsene mit der etablierten "Inselfähre" 12,40 Euro. Im Interview mit buten un binnen erklärt Voss, was hinter der neuen Fährverbindung für Norderney steckt.
Herr Voss, wie kommt es, dass Sie möglichst bald mit einer neuen Fähre zwischen Norddeich und Norderney loslegen wollen, aber noch nicht wissen, wann das erste Schiff wird fahren können?
Das liegt daran, dass wir noch auf die letzten Papiere warten. Bei einer neuen Fähre ist das so ähnlich, als wenn man ein neues Auto baut. Da kommen mehrere Behörden, kontrollieren und machen. Und am Ende gibt es dann gewissermaßen ein Abschlusszeugnis. Genau darauf warten wir gerade. Leider kommt es dabei, auch aufgrund der Ferien, gerade zu Verzögerungen.
So ist der Besichtiger der verantwortlichen Klassifizierungsgesellschaft auch gerade im Urlaub. Also kommt ein neuer Besichtiger, der sich aber erst einmal einarbeiten muss. Somit warten wir darauf, dass wir unseren Stempel bekommen und das Schiff einflaggen dürfen. Sobald das so weit ist, werden wir zum Amtsgericht gehen und das Schiff eintragen lassen in die Deutsche Flagge.
Das geht ziemlich schnell. Wir brauchen einen Tag fürs Amtsgericht, einen Tag, um von Emden nach Norddeich zu fahren und das Schiff klar zu machen, und einen Tag, um der Crew die Chance zu geben, das Schiff ein bisschen besser kennen zu lernen und Übungsfahrten zu machen – und dann legen wir los. Wir sprechen also von drei bis vier Tagen Vorlauf, bis wir an den Start gehen. Sobald wir den Starttermin kennen, werden wir auch unser Buchungsportal freischalten und die Öffentlichkeit informieren.
Glauben Sie wirklich, dass das diese Woche noch etwas wird?
Wir hoffen zumindest sehr, dass es diese Wochen noch etwas wird. Wenn wir am Dienstag unsere Papiere bekämen, könnten wir Samstag loslegen.
Was macht der Besichtiger einer Fähre konkret?
Der Besichtiger geht alle Papiere und alle Auflagen durch und guckt, ob das Schiff sicherheitstechnisch allen Anforderungen entspricht, ob die Lichter hängen, wo sie hängen müssen, ob die Notausgangsschilder dort sind, wo sie sein müssen, ob die Crew weiß, wie sie sich im Notfall verhalten muss und so weiter.
Wie viele Fähren haben Sie, und wie oft sollen die Fähren zwischen Norddeich und Norderney fahren?
Wir haben zwei Fähren, eine kleine und eine große. Die große, die auch Autos und bis zu 90 Personen befördern kann, fährt täglich viermal rauf und runter, also acht Strecken pro Tag. Die kleine Fähre für bis zur rund 40 Personen ohne Autos fährt siebenmal rauf und runter. Allerdings kommt die kleine Fähre erst ab Ende des Monats.
Die große Fähre fährt ab morgens, 6 Uhr, am Wochenende um 7:30 Uhr. Ihre letzte Fahrt macht sie um 18 Uhr. Die kleine Fähre fährt auch morgens um 6 Uhr los und geht bis abends um 22 Uhr.
Weshalb rufen Sie die neue Fährverbindung überhaupt ins Leben?
Unsere Gesellschafter haben alle etwas mit Norderney zu tun. Es sind überwiegend Hoteliers. Wir wollen eine alternative Anbindung zur Insel schaffen, zusammen mit der Korus-Stiftung. Das ist eine Stiftung für Norderney.
Bislang gibt es nur eine Fährlinie für Norderney: die Frisia. Doch durch nur eine Verbindung und einen Monopolisten ist ein Nadelöhr entstanden. Die letzte Fähre fährt meist um 18 Uhr. Aber wir wollen unser Personal, das zum Teil auf dem Festland wohnt, auch gern nach 18 Uhr transferieren können. Auch einige Gäste schaffen es nicht bis zur 18-Uhr-Fähre. Beispielsweise, weil sie im Stau gestanden haben. Daher öffnen wir nun den Markt, bieten Alternativen an.
Quelle: buten un binnen.