Bremer Institut schließt – Wie geht es weiter mit Drogentests?

Bremer Institut schließt – Wie geht es weiter mit Drogentests?

Bild: Imago | Future Image

Drogentests sollen Bremer Kinder schützen, die bei ihren suchtkranken Eltern leben. Das bisher zuständige Institut wird geschlossen – noch ist unklar, wer die Test übernimmt.

Kinderwartebereich im Institut für Pharmokologie und Toxikologie am Klinikum Bremen Mitte
Die schwarze Tafel im Wartebereich des Instituts wird fleißig genutzt. Bild: Radio Bremen | Heike Zeigler

Im Wartebereich des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie ist eine lange schwarze Tafel an der Wand festgemacht. Hier können Kinder malen und sich die Zeit vertreiben, bis sie eine Urin- oder Blutprobe oder auch eine Haarsträhne abgeben müssen. Ein Raum weiter stehen hochtechnische Geräte, mit denen die Proben untersucht werden.

Das Institut am Klinikum Mitte ist Teil eines besonderen Netzwerkes für Kinder von drogensüchtigen Eltern. Der Bremer Senat hat vor fast 20 Jahren angefangen es aufzubauen. Auslöser war der gewaltsame Tod des zweijährigen Kevin, Mutter und Ziehvater waren drogensüchtig. 

Unklar, wie es mit den Drogenkontrollen weitergeht 

Doch das Netz zum Kindeswohl bekommt jetzt offenbar Löcher. Der Bremer Senat will das Verfahren rund um die regelmäßigen Drogentests bei diesen Familien neu organisieren. Allerdings wurde das Aus für das bisher zuständige Institut beschlossen, bevor klar war, wie das Verfahren rund um die Drogenkontrolle nahtlos weitergeführt werden kann. 

Die Gesundheit Nord (Geno) als Betreiberin der städtischen Kliniken will das Institut für Pharmakologie und Toxikologie nicht weiterführen. Es arbeite nicht kostendeckend. Und der Institutsleiter gehe in Rente, heißt es in einer Vorlage für den Aufsichtsrat, in dem auch die Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) sitzt. 

Räume fehlen, Umzug steht noch nicht fest

Institut für Pharmokologie und Toxikologie am Klinikum Bremen Mitte
Vorerst macht das Institut weitere Drogentests. Bild: Radio Bremen | Heike Zeigler

Nach den bisherigen Plänen des Sozialressorts von Claudia Schilling, SPD, sollte das privat geführte "Medizinische Labor Bremen" die Drogentests übernehmen. Allerdings erstmal nur die labortechnische Untersuchung der Proben nach Drogenrückständen. Die Entnahme von Blut, Urin oder Haarsträhne bei den Kindern und Eltern könne es derzeit nur zu einem kleinen Teil vornehmen, erklärt Andreas Gerritzen, dortiger Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Es fehle an Räumen. Der Umzug in ein anderes Gebäude sei geplant, aber noch ohne festen Zeitpunkt. 

Deshalb wird das städtische Institut am Klinikum Mitte nun doch nicht wie geplant Ende Februar geschlossen. Bis Ende Mai werden die Mitarbeiter des Instituts noch bei Kindern und ihren Eltern Proben abnehmen. Wie es danach weitergeht, ist unklar.

Kinder- und Jugendärzte sind alarmiert

Die Kinder- und Jugendärzte in Bremen und im Umland sind auch Teil des Netzwerkes zum Schutz der Kinder. Die Ärzte kritisieren nicht nur, dass über Monate eine Lücke bei den Drogentests entstehen könnte. Sie befürchten auch, dass die bisherige, fachliche Kompetenz im Umgang mit Kindern von Drogenabhängigen verloren geht.

Kinderarzt Andreas Mühlig-Hofmann fordert, dass weiterhin eine fachliche Beurteilung des Drogenkonsums innerhalb der Familien gesichert sein muss. Genauso wie die Beratung darüber, wann und warum beispielsweise Haare, Urin, Stuhl oder Blut entnommen werden sollten: 

Und wir brauchen eine regionale Beratung über die Entwicklung des Substanzmarktes.

Andreas Mühlig-Hofmann, Kinderarzt

Der Drogenmarkt verändert sich ständig. Ärzte wie Mühlig-Hofmann sind darauf angewiesen, dass sie erfahren, welche Substanzen aktuell auf dem Markt sind. Gerritzen vom "Medizinische Labor Bremen" sieht das als eine zukünftige Aufgabe, die sein Labor leisten könne. Sie berieten schon jetzt Kinder- und Jugendärzte in diesem Feld. 

Neue Lösung möglicherweise teurer

Gesundheitspolitiker der Fraktionen in der Bremischen Bürgerschaft hinterfragen dennoch die Schließung kritisch. Der Grünen Abgeordneten Ralph Saxe verweist auf die jahrelangen Erfahrungen der Institutsmitarbeitenden: "Das ist nicht unbedingt immer vernünftig, dass man alles wirtschaftlichen Erwägungen unterwirft."

CDU und FDP mahnen, dass private Labore Gewinne machen müssen. Da könnte es für den Senat möglicherweise günstiger sein, das derzeitige Minus des Instituts aus dem städtischen Haushalt heraus auszugleichen. 

CDU fordert einen vorläufigen Stopp der Schließungspläne

Die CDU fordert jetzt einen vorläufigen Stopp der Schließungspläne für das Institut. Es müsse erst eine tragfähige Lösung gefunden werden, um diese wichtigen Tests bei Kinder und Eltern nahtlos abzusichern, so Rainer Bensch, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Das Sozialressort sucht jetzt zusammen mit dem Gesundheitsressort nach solchen Lösungen. Offenbar war nicht allen Beteiligten klar, was genau das Institut bisher geleistet hat. Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde, erklärt: "Es hat sich gezeigt, dass man doch in den Details viele Fragen klären muss, die allen Beteiligten in der Form gar nicht bewusst gewesen sind. Und so muss man eben Schritt für Schritt die Geschichte abarbeiten. Aber da sind wir auf einem guten Weg."

Derzeit werde überlegt, dass das Gesundheitsamt die Drogentests bei Kinder und Eltern zukünftig vornehmen. 

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Bild: Radio Bremen
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    Am Hohentorspark in der Neustadt ist ein neuer Akzeptanzort für Drogen konsumierende Menschen entstanden. Doch einige Anwohner fühlen sich nicht mehr wohl.

Autorin

  • Heike Zeigler
    Heike Zeigler

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Januar 2025, 19:30 Uhr