Wie machen die Bremer Spitzenkandidaten Wahlkampf auf Social Media?

Bremer Jugendliche lassen sich von Tiktok-Wahlwerbung nicht beirren

Bild: dpa | Jan Woitas

Auch auf Instagram, Facebook und Co. kämpfen die Bremer Spitzenkandidaten um Wähler. Wer hat die meisten Follower? Und auf welche Inhalte setzen sie? Ein Überblick.

Der Wahlkampf geht nicht nur an den Ständen in der Innenstadt, den TV-Sendungen oder den Veranstaltungen der Parteien, sondern auch auf Social Media in die heiße Phase.

Aber wie gestalten die Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen ihren Wahlkampf auf Social Media? Welche Plattformen bespielen sie und wie gestalten sie ihre Inhalte? Wir haben den Check bei den Kandidaten gemacht, die in Bremen auf Platz eins ihrer Landesliste stehen und deren Parteien derzeit im Bundestag vertreten sind.

Wer hat die meisten Follower?

Hier führt bei Instagram Kirsten Kappert-Gonther von den Grünen. Sie liegt klar vor Doris Achelwilm (Linke), Thomas Röwekamp (CDU), Volker Redder (FDP), Ulrike Hiller (SPD), Christopher Schulze (BSW) und Sergej Minich (AfD).

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"Instagram spielt eine größere Rolle als bei der Bundestagswahl 2021 und steht aus meiner Sicht auf Platz eins", sagt Stephanie Geise, Professorin am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen. "Facebook wird noch bedient, ist aber auf dem absteigenden Ast. Tiktok ist der 'rising star'. Vor allem bei den polarisierenden Parteien."

Sämtliche Spitzenkandidaten nutzen auch Facebook. Teilweise aber lediglich über die Kanäle ihrer Parteien. Auf Tiktok ist Schulze der einzige Kandidat, der über einen eigenen Kanal verfügt. Kappert-Gonther und Minich nutzen dort die Kanäle ihrer Landesverbände.

Mehrere Spitzenkandidaten sind mit eigenen Konten auf X vertreten. Wie auf Instagram hat Kappert-Gonther auch hier die meisten Follower. Auf Nachfrage von buten un binnen teilt sie jedoch mit, dass sie den Kanal aufgrund der jüngsten Entwicklungen um Elon Musk nicht mehr nutzt. Die Bremer AfD verweist darauf, dass Minich lediglich den offiziellen Account des Landesverbandes nutzt. Hiller ist auf X gar nicht vertreten.

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Wie sieht der Content auf Instagram und Tiktok aus?

Aufgrund der vorgezogenen Bundestagswahl mussten die Parteien kurzfristig Kampagnen entwickeln. "Es ist dem Wahlkampf anzumerken, dass es nur eine geringe Vorbereitungszeit gab und nicht viele kreative Ressourcen in die Kampagnen geflossen sind", betont Geise.

Bei den Spitzenkandidaten aus Bremen nutzt Röwekamp auf Instagram mit "Hey Thomas! Sach mal..." gelegentlich ein eigenes Format, bei dem er Fragen beantwortet. Ebenso macht er bei Formaten wie "Entweder-Oder"-Fragen mit.

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Darauf hat auch Hiller schon gesetzt. Sie postet zudem Videos von ihren Terminen im Wahlkampf oder Kacheln mit Zitaten von ihr. Dazu kommen Kacheln mit bekannten Persönlichkeiten aus Bremen, die sich dazu bekennen, sie zu wählen. Ebenso hat sie zahlreiche Videos gepostet, die sie mit weiteren Abgeordneten der SPD-Fraktion aus der Bremischen Bürgerschaft aufgenommen hat. Politische Inhalte spielen in diesen kaum eine Rolle. Stattdessen bestätigen diese lediglich, dass sie, wenig verwunderlich, Hiller im Wahlkampf unterstützen.

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Redder setzt neben dem offiziellen Content der FDP regelmäßig auf Kacheln. Mit diesen will er seine politischen Standpunkte klarmachen. Er stellt insbesondere das Thema Wirtschaft in den Vordergrund. "Die Kacheln sind analog zu reinen Text-Plakaten zu betrachten", erläutert Geise. "Sie generieren am wenigsten Aufmerksamkeit, sodass sich an sie auch kaum erinnert wird." Gleichwohl müsse der Kandidat aber auch immer zur Strategie passen. Und nicht bei jedem wäre ein innovativer Social-Media-Wahlkampf letztlich auch authentisch.

Auf einem gelben Hintergrund steht folgende Forderund von Dr. Volker Redder: Schluss mit der Wirtschaftsblockade: Entlastung jetzt!"
Volker Redder veröffentlicht auf Instagram regelmäßig Kacheln. Diese nutzt er, um seine politischen Standpunkte klarzumachen. Bild: instagram.com/docredder

Kappert-Gonther hat sich vermehrt für Bewegtbild-Content entschieden. In ihren Videos gibt sie Einblicke in den Alltag im Wahlkampf, in ihre politische Arbeit im Bundestag oder in die Küchentisch-Gespräche, auf die die Grünen im Wahlkampf setzen. Gerne spricht sie ihre Follower in ihren Videos auch frontal an. Da alles spontan und wenig inszeniert wirkt, sorge dies für Authentizität, erklärt Geise.

Gleichzeitig fühlen sich junge Menschen dadurch in ihrer Rolle als Wähler ernst genommen. Das ist eine sehr vielversprechende Strategie.

Zu sehen ist Stephanie Geise, Professorin an der Universität Bremen.
Stephanie Geise, Professorin am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen

So macht es ebenfalls Minich – allerdings auf Tiktok. Dort wählt er in jedem seiner Videos die direkte Anrede. Sein Kernthema ist dabei die Kriminalität im Land Bremen.

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"Hier wird das Wir-Gefühl sehr stark angesprochen", analysiert Geise. "Formulierungen wie 'Wie wir alle wissen' bedienen Muster, die nicht darauf ausgelegt sind, eine kritische Reflexion zu fördern. Die Ingroup (die eigene Gruppe, Anm. d. Red) wird betont und die Outgroup (eine fremde Gruppe, Anm. d. Red.) diffamiert. Das ist ein Post wie aus dem 'Handbuch des Populismus'.“

Schulze postet während des Wahlkampfs auf Instagram vor allem Fotos von Wahlkampf- und Parteiveranstaltungen. Auf Tiktok setzt er hingegen vermehrt auf Videos von Auftritten von Sahra Wagenknecht. Achelwilm nutzt auf Instagram vermehrt Kacheln, um ihre Botschaften zu transportieren. Die (wenigen) Videos und Fotos dienen wiederum eher dazu, vom Wahlkampf zu berichten.

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Welche Kandidaten sind besonders aktiv?

Dies hängt von der jeweiligen Plattform ab. Seit dem Ende der Ampel-Koalition hat auf Instagram Hiller hier vor Kappert-Gonther die meisten Posts abgesetzt.

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Hiller hat im Wahlkampf auch auf Facebook bisher am häufigsten gepostet. Auf Rang zwei liegt hier Redder, der das Netzwerk ebenfalls regelmäßig nutzt. Auch für Kappert-Gonther spielt ihr Facebook-Konto anscheinend durchaus noch eine Rolle. Im Vergleich sind Röwekamp und Achelwilm hier eher zurückhaltend.

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Auf X sind derweil von den Bremer Spitzenkandidaten im Wahlkampf Schulze und Redder mit klarem Abstand am aktivsten.

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Wessen Posts kommen am besten an?

Hiller postet zwar am häufigsten auf Instagram, erhält aber auch mit Abstand die wenigsten Likes. Berücksichtigt wurden hierbei lediglich die Beiträge, die einzig und allein auf den Seiten der Spitzenkandidaten veröffentlicht worden sind.

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Auffällig ist, dass durch die Reihe die Instagram- und Facebook-Posts der Spitzenkandidaten oftmals kaum und regelmäßig gar nicht kommentiert werden. Allein Kappert-Gonther kann sich hier etwas abheben.

Auf Tiktok steht mit überwältigendem Vorsprung Minich auf Platz eins. Seine Beiträge auf dem Tiktok-Kanal der Bremer AfD werden im Durchschnitt 1.604-mal mit einem Like markiert und 181-mal kommentiert. Damit liegt er deutlich vor den Beiträgen von Kappert-Gonther auf dem Kanal der Grünen aus Bremen (130 Likes und 15 Kommentare im Durchschnitt) und Schulze, dessen Beiträge auf seinem eigenen Kanal durchschnittlich 138-mal mit einem Like markiert und 16-mal kommentiert werden.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Februar 2025, 19:30 Uhr