Fragen & Antworten
Weitere 13 Millionen: Hafentunnel in Bremerhaven wird noch teurer
Der Senat hat eine Kostensteigerung beim Bremerhavener Hafentunnel gebilligt – um weitere 13 Millionen Euro. Das steckt hinter der Kostenexplosion und so soll es weitergehen.
Er schlägt bereits mit einer Kostensteigerung um insgesamt fast 40 Prozent zu Buche: Am Bremerhavener Hafentunnel wird schon seit Jahren gebaut. Eigentlich sollte er vor fünf Jahren fertig sein. Es ist eines der größten Bauprojekte aller Zeiten im Land Bremen und soll die Autobahn 27 mit den Überseehäfen verbinden. Nun hat der Bremer Senat weitere rund 13 Millionen Euro für das Projekt freigegeben – damit er überhaupt noch fertig gebaut werden kann. Eröffnung soll nämlich noch dieses Jahr sein, wenn der Plan aufgeht.
Wie teuer wird der zwei Kilometer lange Tunnel denn nun unterm Strich?
Aktuell sind es insgesamt rund 272 Millionen Euro. Es gibt bereits den fünften Nachschlag. In den ersten Prognosen für den Bau wurden noch gut 100 Millionen Euro weniger kalkuliert. Die Arbeiten haben sich dann immer wieder verzögert. Stadt und Land werfen der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen vor, für die Mehrkosten hauptsächlich verantwortlich zu sein.
Grund sind demnach unter anderem längere Bauzeiten, zusätzliche Honorare für Planung und Bauüberwachung. Aber auch im Straßenbau und bei der Tunnelausstattung wie Lüftung und Beleuchtung gab es deutliche Steigerungen. Hinzu kommen jetzt weltweite Probleme bei den Lieferketten für Baumaterial und gestiegene Marktpreise.
Stadt und Land teilen die Kosten, ein Großteil kommt vom Bund – wie sollen die Mehrkosten aufgefangen werden?
Das Land will laut Senatsbeschluss gut 23 Millionen Euro aus Töpfen des Häfenressorts als Zwischenfinanzierung zur Verfügung stellen. Die Mehrkosten werden 80 zu 20 zwischen Land Bremen und Bremerhaven aufgeteilt, so hat es der Senat vor Baubeginn beschlossen. Von den aktuell nachgeschossenen rund 13 Millionen Euro muss Bremerhaven im eigenen Haushalt 2 Millionen Euro zusätzlich absichern – wie genau, ist noch unklar.
In seinem Beschluss bittet der Senat die Stadt, weiter alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Kosten zu reduzieren. Mit Blick auf die Gesamtlage bei den Baupreisen ist also nicht auszuschließen, dass das Projekt am Ende doch noch um einiges teurer werden könnte. 120 Millionen Euro für das Vorhaben kommen vom Bund und der EU – mehr ist von dieser Seite allerdings nicht vorgesehen.
Gibt es Chancen, dass sich Land und Stadt noch Geld von den Baufirmen zurückholen können?
Darauf setzen die Planer zumindest, sagt Nils Schnorrenberger, Chef der Bremerhavener Wirtschaftsförderung BIS:
Über die Kosten wird es noch Auseinandersetzungen geben, auch vor Gericht. Es gibt verschiedene Meinungen zu der Höhe der Nachträge und die werden dann vor Gericht gelöst werden müssen.
Nils Schnorrenberger, BIS
Für Schnorrenberger ist klar, dass die Baufirmen für die Kostensteigerungen herangezogen werden müssten:
Durch dieses von der Arbeitsgemeinschaft vorgeschlagene und ausgewählte Bauverfahren hat es an jedem zweiten Bautag Havarien gegeben. Da gab es eine Undichtigkeit der Baugrube, was zu einer Verzögerung von 18 Monaten geführt hat. Das erklärt eigentlich schon, warum wir heute noch hier stehen.
Nils Schnorrenberger, BIS
Bei öffentlichen Bauprojekten gibt es häufig Kostenexplosionen, Beispiel: Hamburger Elbphilharmonie oder Berliner Flughafen – reiht Bremen sich da mit dem Hafentunnel ein?
Auch in Bremen gibt es zahlreiche öffentliche Projekte, die deutlich teurer wurden oder werden. Beispiele sind die A281 in Bremen oder das Sturmflut-Sperrwerk in Bremerhaven. Und der Hafentunnel steht sicher weit oben auf der Liste. Laut einer aktuellen Studie der Hertie School werden öffentliche Großprojekte im Schnitt 73 Prozent teurer als geplant. Im Fall der Elbphilharmonie zum Beispiel hat Hamburg nach Medieninformationen auf 244 Millionen Euro verzichtet, damit sie fertig gebaut wird.
Das liege häufig daran, dass von Planern und Entscheidern oft zu optimistisch an die Projekte herangegangen werde. Hinzu komme Personalmangel auf allen Seiten. Und auch der Bund der Steuerzahler sieht es so, dass häufig während eines Projekts nachgebessert werden muss. Demnach sorgt das dann dafür, dass es scheibchenweise immer teurer werde.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 28. März 2023, 17:10 Uhr