6 Tipps, wie Sie trauernden Menschen helfen können
Trauernde Freunde zu unterstützen, erfordert Sensibilität. Zwei Bremer Experten erklären, wie man einfühlsam helfen kann, ohne Fehler zu machen oder sich überfordert zu fühlen.
Der Tod eines Menschen stellt nicht nur seine Familie und Angehörigen vor enorme Herausforderungen. Auch Freunde und Kollegen der Trauernden sind oft ratlos, wie sie ihnen beistehen und helfen können. Zwei Bremer Experten, die Profis im Umgang mit trauernden Menschen sind, geben eine Anleitung.
1 Seien Sie ehrlich
In einem ersten Schritt sei es wichtig zu prüfen, ob man der trauernden Person helfen will oder nicht. Nur so sei eine aufrichtige Hilfe möglich, sagt Regina Heygster, Trauerbegleiterin der Bremer Hospizhilfe. Wenn man dafür keine Kapazitäten hat, könnten auch kleine Aufmerksamkeiten genügen: "Es reicht schon zu sagen: Ich fühle mit dir", sagt Heygster. Wer nicht aktiv helfen kann, dürfe Trauernde aber auf keinen Fall ignorieren oder ihnen aus dem Weg gehen, fügt sie hinzu.
Das Wichtigste ist, die trauernde Person nicht aus Verlegenheit zu ignorieren.
Regina Heygster, Trauerbegleiterin der Bremer Hospizhilfe
Wer aktiv helfen will, sollte laut der Trauerbegleiterin ehrlich sein. Denn wer verspricht, immer da zu sein, könnte schnell in Verlegenheit kommen, das Versprechen nicht halten zu können. "Es ist dann besser zu sagen: Ich bin gerne für dich da, wir finden einen Weg, auch wenn es mal nicht klappt."
2 Zeigen Sie Mitgefühl
"Viele fragen nach den richtigen Worten, doch die gibt es oft gar nicht", sagt Herwig Gründel, Geschäftsführer des Bremer Bestattungsunternehmens Ge-Be-In. Wichtig sei es auszudrücken, dass man für die Person da ist: "Man kann Trauernde in den Arm nehmen oder die Hand auf die Schulter legen und so signalisieren: Ich bin an deiner Seite", sagt er. Heygster sieht das ähnlich: "Viele Worte sind manchmal zu viel. Man sollte zeigen, dass man da ist und dass man innerlich mitfühlt", sagt sie. Wer die eigene Sprachlosigkeit nicht erträgt, könne auch sagen: "Mir fehlen die Worte, aber ich bin an deiner Seite und fühle mit dir."
3 Bieten Sie praktische Hilfe an
"Man kann alltägliche Besorgungen übernehmen, vorbeikommen und Blumen mitbringen oder zum Kaffee einladen", sagt Trauerbegleiterin Heygster. Laut Bestatter Gründel ist praktische Hilfe gerade dann angebracht, wenn Trauernde nicht über ihre Trauer reden wollen: "Man kann sagen: Lege du dich mal zwei Stunden aufs Sofa und ich gehe mit deinem Hund raus."
4 Trauer ist individuell – geben Sie ihr Raum
"Die Bedürfnisse von trauernden Menschen sind individuell und ambivalent. An dem einen Tag will man sich einigeln und am nächsten Tag braucht man dann Leute um sich", sagt Gründel. "Es kann auch sein, dass man dann nach 15 Minuten merkt, ich kann doch keine Gesellschaft haben." Solche Ambivalenzen sollten Angehörige aushalten und akzeptieren.
Trauernde würden sich ohnehin schon selbst als dysfunktional und komisch erleben. "Deswegen sollte man dem Anderen signalisieren, dass es total okay ist, wie er sich gerade fühlt", sagt Gründel. Auch warnt er davor, Druck aufzubauen.
Trauer hat keinen Zeitplan. Jeder macht es so, wie er es braucht. Zu sagen: 'Du musst mal wieder unter Leute gehen', ist zum Beispiel nicht hilfreich.
Herwig Gründel, Geschäftsführer des Bremer Bestattungsunternehmens Ge-Be-In
5 Akzeptieren Sie, wenn Ihre Hilfe nicht angenommen wird
"Trauernde dürfen nein sagen. Viele glauben dann aber, die Person kommt schon alleine klar. Trauernde freuen sich aber über Angebote, auch wenn sie sie nicht annehmen", sagt Heygster. Auch ein Angebot, das abgelehnt wird, zeige dem Trauernden, dass jemand für ihn da ist. "Wenn jemand sagt, er möchte alleine sein, sollte man das nicht persönlich nehmen und stattdessen sagen: 'Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst'", sagt Gründel.
6 Nehmen Sie Wut nicht persönlich
Trauer kann laut Heygster auch zu Wut führen: Wut auf den Verstorbenen, aber auch Wut auf Helfer, deren Leben normal weiter geht. "Diese Wut sollte man nicht auf sich beziehen, sondern mit Mitgefühl und Verständnis reagieren", mahnt die Trauerbegleiterin an. Bestatter Gründel fügt hinzu, dass man auch nicht alles aushalten muss: "Manchmal sind Trauernde in ihren Äußerungen auch grenzüberschreitend. Da darf man dann auch sagen, dass man das nicht in Ordnung findet." Eine weitere Grenze sollte man ziehen, wenn die Situation einen selbst belastet. "Da muss man dann sagen: Ich brauche heute mal einen Tag für mich", so Gründel.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20.11.2024, 19:30 Uhr