Dieser Stromkasten bei Bremerhaven hat eine mega Bewertung bei Google

Stromkasten bei Bremerhaven sammelt 5-Sterne-Bewertungen bei Google

Bild: Radio Bremen

Der kleine Ort Hymendorf ist wenig bekannt. Dabei steht dort eine Sehenswürdigkeit, die man gesehen haben muss – zumindest behaupten das User im Internet.

"Ich war schon in Rom, Paris, Dubai, London und New York, aber diese Sehenswürdigkeit sucht ihresgleichen", heißt es bei Google. Oder auch: "Definitiv eine der Top-Sehenswürdigkeiten hier im Norden" und "Dieser 'WOOOOOW'-Effekt, wenn man ankommt, ist unbeschreiblich. Nie im Leben hätte ich mir erträumen lassen, dass es sowas Schönes noch gibt".

Auf einem Stein steht "Hymendorf".
Die Moorsiedlung Hymendorf wurde 1829 gegründet. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Wer nun das achte Weltwunder erwartet, wird enttäuscht. Die Rezensenten bei Google meinen einen stinknormalen grünen Stromkasten in der kleinen Ortschaft Hymendorf im Landkreis Cuxhaven, rund 15 Kilometer von Bremerhaven entfernt. 450 Menschen wohnen hier. Bekannt ist allenfalls die alte Moorkate, eine genaue Nachbildung einer alten Hausform, die die Kolonisten vor 200 Jahren benutzten. 

"Wie ein Werk von Caspar David Friedrich"

Definitiv schwingt aber in vielen Kommentaren auch Ironie mit: "Da steht er in seiner vollen Pracht, das Grün grünt so grün am Morgen. Meine Frau war von der Form so ergriffen, ich konnte sie kaum beruhigen" und "Wie ein Monolith in einer Landschaftskomposition à la Caspar David Friedrich erhebt sich der Stromkasten aus der Wildwiese – unscheinbar und doch erhaben", texten weitere User.

In einer Zeit, in der Architektur oft durch imposante Maßstäbe und schiere Größe Eindruck schinden will, beweist dieser schlichte grüne Stromkasten am Feldweg eine fast provokative Zurückhaltung, die ihresgleichen sucht.

Google-Rezensent Max B.

Ortsvorsteher zeigt sich überrascht

Moos wächst auf einem Stromkasten.
Moos ziert den grünen Stromkasten. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Holprige Feldwege führen zum grünen Stromkasten. Quadratisch und grün ist er. Auf ihm wächst etwas Moos. Die Gegend wirkt trist, nur noch wenige Blätter hängen an den Bäumen. Die Autobahn ist deutlich zu hören. Aber immerhin hat man einen weiten Blick auf die Felder.

"Man muss sich dann im Sommer vorstellen: Da ist ein Misthaufen, wo die schwarze Erde da ist. Die Autobahn kann man kaum sehen und rechts und links ist Mais. Mehr ist hier nicht", beschreibt Ortsvorsteher Günter Eggers. Seit acht Jahren ist der Rentner im Amt.

Einwohner rätseln über Rezensionen

"Ob ich irgendwas versäumt hätte", fragte sich Eggers, als er von den positiven Google-Bewertungen hörte. "Aber als ich das gegoogelt habe, musste ich dann doch drüber schmunzeln, weil das keiner Realität entspricht."

Blick von einer Autobahnbrücke auf ein Feld, auf dem ein grüner Stromkasten steht.
Von der Autobahnbrücke über die A27 aus ist der Kasten in der Ferne zu sehen. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Mit einem breiten Grinsen liest Eggers die Bewertungen: "Wir sind mit der ganzen Familie extra aus Bayern gefahren, um die weiten Flächen von Bremerhaven zu genießen und es hat sich gelohnt. Meinem Mann hat besonders die Struktur gefallen, sowas haben wir bei uns gar nicht."

Niemand in Hymendorf weiß, woher der Hype kommt. Aber Ortsvorsteher Eggers freut sich über den Spaß: "Das ist für mich ein ganz normaler Kasten, für die Dorfbewohner auch, also ist kein Highlight für uns. Aber wenn das von außerhalb so gesehen wird, ist das doch schön." 

Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binne, 23. November 2023, 19:30 Uhr