"Ach, endlich ist es weg": So löste HB das alte Bremer Kennzeichen ab
Vor 65 Jahren führte Bremen das Autokennzeichen HB ein. Dabei ist es in Wahrheit fast 115 Jahre alt. Doch die Besatzungsmächte schoben zwischendurch andere Schilder ein.
Ob in Bremen oder in Bremerhaven: "HB" steht auf der linken Seite der Kraftfahrzeug-Kennzeichen geschrieben, das Kürzel für Hansestadt Bremen. Es folgen dann zwei Buchstaben und drei Ziffern in der Stadt Bremen – in Bremerhaven ein Buchstabe und vier Ziffern. Und bei Autos aus Bremen-Nord ist es wiederum anders: Sie fahren mit einem Buchstaben und drei Ziffern oder auch mit zwei Buchstaben und zwei Ziffern.
Das "HB" aber ist im Land Bremen für alle gesetzt. Und zwar seit dem 1. Juli 1956. Damals wurden bundesweit neue Kennzeichen eingeführt, die alten blieben noch zwei Jahre gültig. Mit ihnen war aber so recht keiner wirklich glücklich. Statt "HB" stand "AE" auf ihnen geschrieben – die Abkürzung für "Amerikanische Enclave". Daneben vier Ziffern. Die Besatzungsmächte hatten entsprechende Nummernschilder 1948 für ihre Besatzungszonen eingeführt.
Vier Ziffern zu wenig für Tausende Autos
Dass der von vielen als demütigend empfundene Schriftzug gut elf Jahre nach Kriegsende endlich abgeschafft werden sollte, hatte jedoch nicht etwa einen aufmunternden politischen Hintergrund, sondern einen schnöden verwaltungstechnischen: Die vier Ziffern reichten nicht mehr aus, um alle Autos in allen Verwaltungsbereichen zu kennzeichen.
Auf grenzenlose Freude in der Bevölkerung aber stießen die neuen Kennzeichen trotzdem nicht. Zwar übersetzte eine Bremer Zeitung das "AE" des Besatzungs-Kennzeichen mit "Ach, endlich ist es weg." Dennoch ärgerten sich viele Autofahrer über die Kosten für ein neues Nummernschild. Sie sollten selbst dafür aufkommen.
In einem aufgebrachten Kommentar in den "Bremer Nachrichten" von 1956 heißt es: "Unsere jüngst erlangte Souveränität soll uns teuer sein. Das heißt aber nicht, dass nur für die "Tilgung" auch der allerletzten Spuren der alliierten Besatzung aus mehr optischen Bedürfnissen des Staates, denn aus zweckmäßigen, seine Bürger bereit sind zu zahlen, was von uns immer dafür verlangt wird."
Auch Bremer Kennzeichen der Kaiserzeit mit "HB"
Doch so sehr sich die Menschen in Bremen 1956 auch über die neuen Kennzeichen ihrer Autos aufregen oder freuen mochten, unterschieden sich diese Nummernschilder doch nur unwesentlich von altbekannten: von jenen, die bereits 50 Jahre zuvor, im Oktober 1906, in Bremen eingeführt worden waren. Neben jenen der Hansestädte Hamburg und Lübeck (HH und HL) gelten die Bremer Kennzeichen als die ältesten Deutschlands.
In einer Verordnung aus dem Kaiserreich vom vierten August 1906 heißt es dazu: "Das von der Polizeibehörde zuzuteilende Kennzeichen besteht aus den Buchstaben HB und aus der Erkennungsnummer, unter welcher das Fahrzeug in die polizeiliche Liste eingetragen ist."
Diese Nummer konnte zunächst ziemlich kurz sein. Gerade einmal 15 Automobile soll es 1906 in Bremen gegeben haben. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbare Verhältnisse. Derzeit sind im Land Bremen allein rund 300.000 Pkw zugelassen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 2. Juli 2021, 16.18 Uhr