Ist die Bremen-Liga ein Hotspot für Sportwetten und Spielmanipulation?

Wurden Spiele im Bremer Amateurfußball durch Sportwetten manipuliert?

Bild: Imago | Kirchner-Media

In Bremens höchster Spielklasse gab es zuletzt mehrere Verdachtsfälle. Das haben ARD-Recherchen ergeben. Im Hintergrund läuft offenbar ein Riesengeschäft mit Sportwetten.

Obwohl Wetten auf Spiele im Amateurfußball in Deutschland verboten sind, sei das ein großes Thema in Bremen. Das erzählt Patrick L.*, der seit Jahren in der Bremen-Liga aktiv ist und sich dort sehr gut auskennt. Er möchte anonym bleiben. Er wisse, dass immer wieder Spiele manipuliert sind. Das sei ein offenes Geheimnis: "Man spricht einfach darüber. Es wird in der Kabine darüber gesprochen, im Vorfeld wird darüber gesprochen, man wird angesprochen – man kennt sich, Bremen ist klein", sagt er zu buten un binnen.

Ein Informant packt aus

Bei unseren Recherchen bestätigen das weitere Aktive der Bremen-Liga. Die Verlockung, als Amateurfußballer manipulativ auf Spiele seines Teams einzuwirken, sei sehr hoch, erklärt Patrick L.

Wenn Person XY an zwei Spieler heran tritt und sagt: Du kannst eben mal 1.500 Euro oder 2.000 Euro verdienen, indem du heute ein schlechtes Spiel machst oder indem du eine Rote Karte provozierst oder einen Elfmeter verursachst. Der Reiz ist groß, gerade in der Bremen-Liga, wo man eigentlich nichts verdient.

Patrick L. (Name geändert), Akteur in der Bremen-Liga

Die Aussagen von Patrick L. decken sich mit den ARD-Recherchen. Demnach konnte in der vergangenen Saison auf mindestens 2.700 Amateurspiele aus Deutschland gewettet werden, in der Bremen-Liga auf mehr als 40 Prozent der Partien. In Deutschland ist das illegal, weil diese Spiele eben besonders leicht manipuliert werden können – im Ausland aber nicht. Die großen Wettanbieter bieten Wetten auf die Amateurligen auf ihren internationalen Seiten an, teils in deutscher Sprache. Der Zugriff auf die Webseiten aus Deutschland ist zwar blockiert, das lässt sich mit technischen Kniffen aber umgehen.

Spiele des BSC Hastedt unter Verdacht

Verlässliche Zahlen, wie oft im Amateurfußball in Bremen wirklich betrogen wird, gibt es nicht. Vermutlich ist die Dunkelziffer hoch. In Bremen gab es immer wieder Verdachtsfälle. Sogar die Bremer Staatsanwaltschaft hat in mehreren Fällen wegen Spielmanipulation ermittelt. Mehrmals im Fokus stand der BSC Hastedt.

2019 sollen zwei Spieler des Vereins auf die Niederlage ihres Teams beim Auswärtsspiel bei Aumund-Vegesack gewettet haben. Der Wettschein eines beteiligten Hastedter Spielers liegt der Staatsanwaltschaft vor. Trotzdem findet die Behörde keine klaren Beweise und stellt die Ermittlungen ein.

Ähnlich im Jahr 2022: Da galten nach ARD-Recherchen fünf Spiele als verdächtig, darunter auch eine Hastedter Partie. Auch hier liefen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ins Leere und wurden eingestellt. Offensichtlich ist eine Spielmanipulation für die Behörde schwer nachzuweisen – zum Beispiel, ob Absicht im Spiel war, jemand Geld bekommen hat und jemand geschädigt wurde.

Beim BSC Hastedt war dieser Fall offenbar kein großes Thema. Vorstandsmitglied Mehmet Kurt habe zwar von den Ermittlungen gewusst, mehr aber nicht: "Wir haben danach nichts mehr gehört. Wir haben das auch nicht mehr zum Thema gemacht in den Vorstandssitzungen."

Bremer Fußball-Verband weiß von nichts

Obwohl es mehrere Verdachtsfälle gab, habe der Bremer Fußball-Verband keine Kenntnis davon, wie der Verband auf Nachfrage mitteilt. Halb-legale Wetten auf Spiele der fünften Liga vor allem im asiatischen Raum seien bekannt. Der Verband würde sich nach eigenen Angaben wünschen, dass dies nicht möglich sei – er sei aber nicht der Gesetzgeber, heißt es vom Verband.

Patrick L. klingt mittlerweile desillusioniert, er sagt: "Es ist überhaupt nicht möglich, dagegen anzugehen. Die einzige Möglichkeit, das zu unterbinden, ist, dass man diese Anbieter verbietet. Es bringt nichts, den Verband damit reinzuziehen oder den DFB. Dieses Problem haben wir seit zig Jahren, und solange es die Möglichkeit gibt, diese Wetten zu platzieren, wird es dieses Problem immer geben."

* Wir haben den Namen von Patrick L. anonymisiert und deshalb erfunden, sein echter Name ist der Redaktion bekannt.

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Autor

  • Niko Schleicher
    Niko Schleicher

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 14. August 2024, 18:06 Uhr