Sportwetten-Anbieter locken im Bremer Amateursport

Wettanbieter überschwemmen Bremer Amateursport mit Lockangeboten

Bild: Imago | Action Pictures

Bremer Sportvereine werden momentan von Wettanbietern mit Angeboten zugeschüttet. Sie locken mit lukrativem Sponsoring – Senator Mäurer möchte die Werbung verbieten.

Der Bremer Amateursport ist in den vergangenen Wochen besonders für eine Branche zur attraktiven Zielgruppe geworden: für Wettanbieter.

Das ist auch Adrian Gediga vom TSV Lesum-Burgdamm nicht entgangen, denn er kümmert sich im Verein um die Trikots. Normalerweise ist er derjenige, der auf Sponsoren zugeht. Inzwischen aber wird er von Wettanbietern mit Angeboten zugeschüttet. Sie bieten an, einen Großteil der Kosten für Trikots zu übernehmen – um im Gegenzug als Trikot-Sponsor auf der Vereinskleidung aufzutauchen.

Diese Lockangebote kommen schon ein bis zwei Mal die Woche rein. Übers Internet, per Email, aber meistens über Social Media. Natürlich: 70 Prozent Rabatt, hört sich alles gut an.

Adrian Gediga, 2. Abteilungsleiter TSV Lesum-Burgdamm

"Es ist einfach sehr verlockend"

Sport-Wettanbieter wollen den Amateursport erobern. Und die Verführung ist für Kinder, Jugendliche und Sportfans generell größer denn je. Rund um die Uhr kann man seine Tipps überall abgeben, auch per Smartphone. Und bei Youtube verführen Fußballstars ihre Fans zum Wetten. Eine Entwicklung, die Suchtberaterin Gisela Koning-Hamers Sorgen macht. Jeder fünfte, der in ihre Beratungsstelle kommt, hat ein Problem mit Sportwetten. Vor allem sportbegeisterte junge Männer.

"Bei Sportwetten denken viele, sie haben eine Kompentenz, denn sie wissen alles über Sportmannschaften, über Fußball", sagt Koning-Hamers im Gepräch mit buten un binnen, "das Thema interessiert sie und viele in ihrem Umkreis spielen vielleicht auch. Es spielen auch Gruppen, die sich zusammen setzen. Es ist einfach sehr verlockend."

Mäurer will Werbung von Wettanbietern verbieten

Der Übergang zur Spielsucht ist bei vielen schleichend, fügt die Suchtberaterin hinzu. Doch dass die Industrie mit ihrer Werbung die Spielsucht fördert, sieht Wettanbieter Tipico anders. "Trikotwerbung zählt nicht zu den Faktoren, von denen die Wissenschaft bisher annimmt, dass sie zu einer Entstehung von Glücksspielsucht führen."

Für Innen- und Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD) ist die Lage dagegen klar. Sein Ziel ist es, deutschlandweit Werbung von Wettanbietern im Sport zu verbieten. "Es werden Millionenbeträge reingesteckt, das ist keine Angelegenheit von einigen wenigen, sondern diese Industrie fördert massiv die Spielsucht. Das braucht am Ende auch eine Regelung des Gesetzgebers, der das regelt."

"Wir haben eine Vorbildfunktion"

Für den TSV Lesum Burgdamm sind Sportwettanbieter indes keine Alternative. "Wir haben im Verein eine Vorbildfunktion", so Adrian Gediga: "Es sind ganz viel junge Leute hier und ich sehe die Gefahr, dass sie vielleicht über diese Werbung dann versuchen werden zu wetten. Das ist sehr einfach in der heutigen Zeit."

Laut dem Bremer Fußball-Verband (BFV) wirbt bisher kein lokaler Verein mit Wettanbietern. Geht es nach Adrian Gediga und dem TSV Lesum-Burgdamm, soll das auch so bleiben.

Autorinnen

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 19. März 2024, 18:06 Uhr