Bremer Schäfer will bei den Paralympics "eine geile Show abliefern"
Bei den Paralympics in Paris setzt sich Léon Schäfer zwei Gold-Medaillen zum Ziel. Aus den Spielen in Tokio, wo nicht alles perfekt lief, hat der Bremer gelernt.
Am Samstagabend wird es für Léon Schäfer ernst. Ab 20:35 Uhr startet der Bremer im Stade de France beim Weitsprung und wäre dort nur mit einem einzigen Resultat zufrieden: der Gold-Medaille. "Die Chancen stehen gut", ist sich der 27-Jährige in der "Gesprächszeit" von Bremen Zwei sicher.
Zweieinhalb Wochen nach dem Ende der Olympischen Spiele findet am Mittwochabend in Paris die Eröffnungsfeier der Paralympics statt. Schäfer ist nach Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2021 bereits zum dritten Mal dabei. Diesen Spielen will er seinen Stempel aufdrücken, indem er zunächst im Weitsprung und dann über die 100 Meter die Gold-Medaille holt.
Ich freue mich einfach, meine Family und meine Freunde da zu haben, und eine geile Show abzuliefern.
Leon Schäfer in der "Gesprächszeit" von Bremen Zwei
Tokio war trotz zwei Medaillen eine kleine Enttäuschung
Die Olympischen Spiele vor Kurzem haben bei ihm bereits die Vorfreude auf die Paralympics geweckt. "Ich fand es immer wieder geil, wie bei diesem Event einfach alles passieren kann", erzählt Schäfer. "Favoriten verkacken. Leute, die man nicht auf dem Schirm hat, holen auf einmal Medaillen."
Schäfer weiß dabei selbst, wie hart die Paralympics sein können. An die Spiele in Japan denkt der Athlet, der für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet und im Rheinland wohnt, nicht allzu gern zurück. Und dies, obwohl er bei ihnen zwei Medaillen holte.
"Durch die Sache bin ich sehr gewachsen"
Im Weitsprung galt er als Favorit auf die Gold-Medaille. Kurz vor dem Wettkampf hatte Schäfer, dem im Alter von zwölf Jahren aufgrund einer Knochenkrebs-Erkrankung das rechte Bein amputiert werden musste, mit seiner Prothese zu kämpfen.
"Ich will nichts sagen, ich war hochnäsig, aber ich war in Tokio schon sehr, sehr selbstbewusst und mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich das Ding gewinne", blickt Schäfer zurück. "Aber dann passieren Dinge, auf die man keinen Einfluss hat." Die Komplikationen mit der Prothese brachten ihn aus dem Konzept, am Ende reichte es "nur" für Silber. Über die 100 Meter holte er zudem Bronze.
Durch diese Sache bin ich sehr gewachsen, ein anderer Mensch geworden, ein anderer Athlet. Ich nehme die Sache nochmal einen Ticken ernster.
Léon Schäfer
Schäfer hat im Juli seinen Weltrekord verloren
Über die 100 Meter und im Weitsprung ist Schäfer amtierender Weltmeister. Bis Anfang Juli hielt er im Weitsprung mit 7,25 Metern auch den Weltrekord, ehe der Niederländer Joel de Jong 7,67 Meter, also 42 Zentimeter weiter, sprang.
Das Zurückholen des Weltrekords im Weitsprung, stellt Schäfer klar, ist dabei vorerst nicht sein Ziel. Womöglich, glaubt er, kann er hier in der Zukunft auch keinen neuen aufstellen. "Bei den Paralympics geht es wirklich nur um die Medaille, die am Ende um den Hals gehängt wird. Da ist es nur eine Farbe, die ich will", sagt Schäfer. Das gilt auch für die 100 Meter, über die er am Sonntagabend im Vorlauf startet.
Wenn er das erste Mal nach Paris wieder Bremen besucht, will er dies als zweifacher Gold-Medaillen-Gewinner bei den Paralympics tun. Die Verbindung zur Hansestadt ist immer noch groß. Schäfer, der im Stadtteil Gröpelingen aufgewachsen ist, bezeichnet sich als "waschechter Bremer Jung". Seine Familie und seine "engsten Jungs" leben nach wie vor in der Hansestadt. "Das ist einfach Heimatliebe", so Schäfer. Aufgrund des eng getakteten Terminkalenders konnte er in diesem Jahr allerdings erst dreimal an der Weser vorbeischauen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 27. August 2024, 18 Uhr