Bremer Parathletin Mosel liebt es, wenn es kracht
Mascha Mosel spielt Rollstuhlrugby – und das im gemischten Team mit Männern. Bei den Paralympics gibt es das in keiner anderen Sportart. Nicht nur das gefällt ihr daran.
Es quietscht, kracht und plötzlich knallt Mascha Mosel auf den Boden. Doch während andere zusammenzucken, lässt sich die 21-Jährige nichts anmerken. Wieso auch?
"Viele denken, das ist voll der gefährliche Sport und man verletzt sich oft. Das ist aber nicht so", schwärmt die Bremerin über ihre Leidenschaft, dem Rollstuhlrugby. Erst vor vier Jahren fand Mosel ihre Passion, durch einen Zufall.
"Ich fühle mich voll akzeptiert"
"Ich habe tatsächlich erstmal mit Rollstuhlbasketball angefangen, weil das ja eher das Bekannteste ist", erzählt Mosel. Dann aber fand in derselben Halle ein Rollstuhlrugby-Training statt. Mosel machte mit – und blieb dabei.
Schnell wird ihr Talent erkannt, mittlerweile ist die Mediendesigninformatik-Studentin eine feste Größe in der Nationalauswahl – die aus Frauen und Männern besteht. Rollstuhlrugby besitzt damit bei den Paralympics in Paris ein Alleinstellungsmerkmal, denn ein gemischtes Team gibt es, abgesehen von den Mixed-Wettbewerben, in keiner anderen Sommersportart, auch im olympischen Bereich nicht.
Ich fühle mich voll akzeptiert. Es werden keine Unterschiede gemacht, ich werde nicht anders behandelt, nur weil ich eine Frau bin. Ich finde es cool, dass es möglich ist.
Parathletin Mascha Mosel
Rollstuhlrugby mit Frauenbonus
Und Mosel erklärt weiter: "Es wird auch dadurch geregelt, dass man einen Frauenbonus hat." Einen Frauenbonus erhält ein Team, wenn eine Frau auf dem Spielfeld ist. Dann werden von der Gesamtpunktzahl, die durch die Addition der Punktewerte der Klassifizierung der einzelnen Spielerinnen und Spieler entsteht, 0,5 Zähler abgezogen.
Dadurch soll der "körperliche, anatomische Nachteil" ausgeglichen werden, erklärt Mosel. Es ist jedoch keine Pflicht, eine Frau im zwölfköpfigen Team zu haben, wie man bei Tokio-Sieger Großbritannien sehen kann. Im deutschen Team spielen dagegen zwei. Neben Mosel, die aufgrund eines Sauerstoffmangels bei der Geburt gehbehindert ist, gehört auch Britta Kripke zur Auswahl. Die 46-Jährige ist zugleich Mannschaftssprecherin.
Deutsches Team will der Außenseiterrolle trotzen
Trotz ihrer großen Erfahrung gibt auch Kripke wie Mosel in Paris ihr Paralympics-Debüt. Ein deutsches Team war schließlich seit den Spielen in Peking 2008 nicht mehr dabei. Und die Form stimmt. Bei den vergangenen beiden Europameisterschaften belegten die Deutschen jeweils Platz vier, trotz nur rund 300 Spielerinnen und Spielern, die aktiv Rollstuhlrugby in Deutschland ausüben.
Trotzdem bleibt Kripke, Mosel und Co. in Paris nur die Außenseiterrolle. Schon im ersten Gruppenspiel am Donnerstag in der Arena Champs-de-Mars wartet der Tokio-Dritte Japan (19:30 Uhr), es folgen Partien gegen Kanada (Freitag) und die USA (Samstag), dem Silbermedaillengewinner von Japan. Die Vorrunde zu überstehen, gelang den Deutschen noch nie.
Es wird sehr schwierig. Aber wir wollen zeigen, was wir können. Wir geben von Spiel zu Spiel unser Bestes.
Parathletin Mascha Mosel
Quelle: sid.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 28. August 2024, 8:40 Uhr